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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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wirklich ein Gewehr?« fragte sie.
    »Sonst würde ich mir nicht die Mühe machen eines herumzuschleppen«, knurrte Hijohn, »wir sind dann außerhalb des Bereiches unseres Camps. Wir könnten auf eine Steward-Patrouille stoßen.«
    »Und willst du dann schießen?«
    »Wenn sie uns sehen, und wir können nicht mehr flüchten, dann muß ich es. Stört dich das?«
    »Natürlich, schon der Gedanke daran macht mich krank. Dich nicht?«
    »Ich versuche ja, es zu vermeiden«, knurrte Hijohn, »aber, Madrone, dies ist Krieg, und der Krieg ist überall. Töten oder getötet werden!«
    »Erzähl mir nichts über den Krieg. Ich bin in Guadeloupe geboren, unten in Zentralamerika. Meine Mutter wurde von einer Todes-Schwadron erschossen. Ich habe später noch oft gesehen, wie Menschen erschossen wurden. Ich weiß, das passiert. Aber ich kann es nicht akzeptieren.«
    »Du mußt es nicht mögen«, gab Hijohn zurück, »aber du mußt es leider akzeptieren. Oder weißt du eine Alternative? Geschehen in euerer City Wunder?«
    Madrone schwieg. Was war in der City alles passiert? Würden sie Frühlings- Sträuße die Bay hinunter tragen und, die alten Lieder singend, um Persephones Rückkehr bitten.« Was würden die City-Bewohner tun, wenn der Krieg bis zu ihnen vordrang?
    »Nun«, fragte Hijohn kalt.
    »Nein, bei uns geschehen keine Wunder«, gab Madrone zu. »Wir sind gerade erst dabei, zu lernen wie wir alle in Frieden miteinander leben können. Das ist zwar auch nicht immer einfach, aber nicht so hart wie das Töten. Und was passiert, wenn der Krieg auch zu uns kommt, ich weiß nicht...«
    »Inzwischen«, lächelte Hijohn spöttisch, »laß uns mal losgehen zu deinem Bad. Wenn irgendwas passiert, wirf dich zu Boden und laß mich machen.«
    Hijohn führte Madrone über die Hügel und durch das Dickicht. Ein kaum wahrnehmbarer Pfad schlängelte sich vor ihnen her. Sie folgten teilweise dem Flußbett. Nach stundenlangem Marsch, wie es Madrone schien, bemerkte sie erste Anzeichen von Feuchtigkeit. Die Pflanzen wuchsen üppiger, die Blätter wirkten straffer und grüner. Kleine Schlammlöcher tauchten auf, Steine waren von feuchtem Moos und Algen überzogen. Ein Stück weiter tauchte eine flache Pfütze auf, gerade mal ein, zwei Finger tief, aber es war Wasser! Über ihren Köpfen hörten sie ein Tröpfeln, das sich langsam zu einem steten Rauschen verdichtete. Sie waren fast am Ziel.
    Sie kletterten über einen Felsvorsprung, und dann sahen sie ihn. Madrone hatte das Gefühl, sie könnte mit den Ohren Wasser trinken. Es klang ihr wie Musik, wie eine lang entbehrte Musik, dieses Plätschern und Rieseln. Dann hatten sie das Ufer des kleinen Teiches zu Füßen des Wasserfalls erreicht. Er war gerade mal knietief. Auch die Bezeichnung Wasserfall war etwas großspurig, für die paar dünnen Wasserfahnen, die da über die Felsen niedergingen. Zu Hause, dachte Madrone, würden wir dies noch nicht mal eine Pfütze nennen. Aber es war immerhin genug Wasser, das da herunterkam, um das liebliche Geräusch strömenden Wassers hervorzurufen. Ja, sogar ein leises Echo antwortete von den umliegenden Felsen.
    Sie knieten nieder und tranken. Das Wasser schmeckte leicht nach Algen, aber das war Madrone gleichgültig. Diosa, es tat so gut, sich einfach nur satt zu trinken. Mehr wollte sie nicht. Ihre Hand ins Wasser tauchend, spritzte sie sich Wasser ins Gesicht. Plätschernd fielen die Tropfen zurück. Madrone lachte glücklich. Nachdem sie sich satt getrunken hatten, füllten sie die mitgebrachten Wasserkanister.
    »Ich gehe jetzt ein wenig spazieren, damit du in Ruhe baden kannst«, sagte Hijohn.
    »Das ist nicht nötig«, gab Madrone freundlich zurück, »ich meine, wir City-Bewohner finden nichts dabei, einander nackt zu sehen.«
    »Bist du sicher?«
    Sie nickte, und zog sich gleich darauf das T-shirt über den Kopf, schlüpfte aus den Jeans. Seine Augen folgten ihr als sie in den Teich planschte und sich ins Wasser gleiten ließ. Vielleicht war es nicht ganz richtig, dachte sie plötzlich bei sich. Es könnte als Einladung mißverstanden werden. Und das Wasserloch war zu klein, man konnte nicht zu zweit darin baden, ohne sich gegenseitig zu berühren. Sie sah sich verlegen nach Hijohn um. Doch der war auf einen Felsen neben dem Teich geklettert und hatte sich dort hingesetzt, mit dem Rücken zu ihr. Er spähte den Weg zurück, den sie gekommen waren. Madrone fühlte sich erleichtert. Was hast du denn gedacht?, schalt sie sich. Nur weil du selbst

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