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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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nicht mehr.
    »Warum haben wir nicht schon vor drei Monaten mit der Waffenproduktion angefangen?« fragte eine junge Frau. »Wir haben nicht die nötigen Fabriken um Revolver, Lasergewehre und Bomben herzustellen«, sagte die große Frau, die Maya vorhin
    gesehen hatte, als sie für die Technische Gilde sprach. »Wir waren uns nie einig darüber. Und wenn wir uns einigen würden, wäre es weiß Gott wie schwierig, das alles zu steuern, die Waffen- und Nahrungsproduktion, die Kommunikation und die Transporte. Besonders wenn du dich daran erinnerst, daß wir uns gerade erst von einer Epidemie erholen. Es ist schwierig genug, das Allernötigste zu organisieren.«
    »Das ist genau das, was unsere Gegner gern möchten. Daß wir unsere Gürtel immer enger schnallen müssen«, sagte ein junger Mann. Maya sah ihn an, er kam ihr viel zu dünn vor.
    »Vielleicht«, sagte der große Mann, »aber nur wenn wir die Waffen über das Essen und Trinken stellen, können wir gegen unsere Feinde kämpfen.«
    »Aber wenn wir den Stewards unterliegen, werden wir überhaupt keine Wahl mehr haben, weder zwischen Essen noch Trinken noch sonst etwas.«
    »Das ist das Problem des Patriarchats – seit fünftausend Jahren«, sagte Greta.
    »Aber in all diesen fünftausend Jahren hat die friedliche Seite doch meist gewonnen«,sagte Sam.
    Warum ist es so schwierig, nicht an den Krieg zu glauben, grübelte Bird. Ich war in den Southlands, ich habe ihre Waffen gesehen, und trotzdem kann ich nicht recht glauben, daß sie mit ihren Drohungen hier Erfolg haben werden. Er wünschte, er könnte Maya fragen, ob ihr jeder Krieg, den sie erlebt hatte, auch so unwirklich vorgekommen war.
    »Ist das nicht eine Herausforderung an uns alle«, rief Lily aus, »wenn wir keine Gewehre haben, so haben wir doch Visionen und Imaginationen.«
    »Visionen schützen uns nicht vor Lasergewehren«, rief jemand von hinten.
    Die Diskussion ging weiter. Vorschlag für Vorschlag wurde verworfen, Strategien und Pläne zerpflückt, nichts erschien erfolgversprechend.
    »Nicht aufgeben«, rief Lily mahnend in den Saal, als die Debatte zu erlahmen drohte.
    »Wir müssen diese Herausforderung annehmen, wir müssen eine Lösung finden, eine Lösung wie es noch keine gegeben hat.«
    »Gut, es scheint, daß wir keine praktisch realisierbare Möglichkeit haben, die Situation zu meistern«, sagte Salal schließlich. »So weit ich sehe, weiß keiner einen Ausweg. Richtig? So können wir nur noch entweder auf ein Wunder hoffen, einen Evakuierungsplan aufstellen oder in Würde untergehen.«
    Sie meint das in Wirklichkeit nicht so, dachte Bird. Nicht in Wirklichkeit. Wie sonst könnte sie dann so heiter sprechen, ihr flammend rotes Haar so schwungvoll zurückwerfen, und dazu noch lächeln, während sie so verzweifelte Dinge sagte?
    Der Sprecher machte eine Bewegung und ging langsam zum Westen. Er beugte sein Ohr hinunter zum Fisch.
    »Freund Fisch sagt, ihr habt Laich in den Los Lobos Creek ausgesetzt und wir werden zurückkehren. Gebt nicht auf. Hört, was der Geschichtenerzähler sagt.«
    Die maskierte Figur neigte ihr Haupt zu Maya. Sie fühlte sich von diesem Blick gebannt.
    Sie hatte eigentlich heute nicht sprechen wollen. Sie hatte darum gebetet, daß der Verteidigungsausschuß einen bisher geheimen Plan hätte. Einen Plan, der es ihr möglich machen würde, ihre Visionen weiter für sich zu behalten. Und dieses zeitweise Zögern sei verständlich, entschuldigte sie sich selbst, seit über einem halben Jahrhundert bin ich Sprecherin der Göttin, und nun in diesem kritischen Moment komme ich plötzlich mit einer Vision von einem Propheten aus dem Alten Testament. Werde ich langsam senil? Aber mehr als diese Möglichkeit erschreckte sie die Folgerungen aus ihrer Vision. Viel Mut war dazu nötig, und wer hatte soviel Mut?
    Widerwillig stand sie auf. »Ich bin eine Geschichtenerzählerin«, begann sie. »Und ich hatte eine Vision. Mir machte sie Angst, und ich weiß auch nicht, ob etwas Gutes in der Botschaft ist. Aber ich werde sie euch erzählen.« Und sie sprach von dem Propheten Elijah, während alle respektvoll lauschten. Sie endete mit Elijahs Worten: »Was passiert mit Feinden, die zu einem Fest eingeladen werden? Verändert das nicht die Feindschaft? Erzählt euren Feinden, wir haben für euch einen Platz an unserer Tafel gedeckt. Kommt eßt mit uns gemeinsam.«
    Die Stille im Raum wurde beinahe greifbar.
    »Also, wie lautet dein Vorschlag?« fragte Joseph

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