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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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solide Arbeitskleidung und schwere Stiefel. Überall sah Maya Grüppchen von Vertretern aus den Küstengemeinden und den Ortschaften entlang der Flußtäler. An der Wand ganz hinten saßen die Wildboar People, die Haare verfilzt und ziemlich schmutzig. Der Große Rat hatte ihnen eine Sondereinladung für dieses Meeting geschickt. Die anderen hielten etwas Abstand zu ihnen, und jemand hatte ein Fenster in ihrer Nähe geöffnet.
    Die Menge setzte sich unter großem Gedränge, Füße scharrten, und jeder versuchte, es sich bequem zu machen, soweit es der Platz zuließ. Bird saß gegen Mayas rechte Seite gedrückt, Sage quetschte sich zwischen seine Beine. Zu Mayas Linken saß Nita auf Holybears Knien. Langsam kehrte Ruhe ein. Ein Mann und eine Frau erhoben sich.
    »Ich bin Joseph.«
    »Ich bin Salal. Wir sind die Crows, die Versammlungsleiter heute.«
    Auf der kleinen Tribüne begann eine junge Frau die Botschaften jener Abgeordneten vorzulesen, die nicht selbst sprechen wollten, gleichzeitig wurde simultan übersetzt. Das Meeting hatte begonnen.
    Joseph hob feierlich eine Kerze hoch, und Salal sprach in beschwörendem Singsang die Einladungsformeln an die Geister der Vier Heiligen Elemente. Maya fühlte, wie sich die Atmosphäre im Raum verdichtete, während die Stimme vorne langsam in Trance verfiel. Eine Frau mit schneeweißem Kopfschmuck und langwallender Kleidung erhob sich und rief Elegba den Zauberer an, den Gott der Kreuzwege. Sage stand auf und rief mit getragener Stimme nach Hecate. Ein sehr junger Mann erhob sich und beschwor die Ahnen. Schwester Marie, die unweit von ihm saß, betete um den Schutz der Heiligen Jungfrau. Ein Mann, Maya erinnerte sich seiner aus Seder, rezitierte Verse aus dem Shema. Die Rufe wurden inbrünstiger und beschwörender, bis Sam aufstand.
    »Ich will niemandem seinen Glauben nehmen. Aber auch wenn wir alle Götter des Universums anrufen, zum Schluß müssen wir selbst entscheiden, was wir tun wollen. Vielleicht wäre es besser, das zu tun, bevor die Steward-Truppen auf dem San Bruno Hill stehen.«
    Halblautes Gekicher im Saal als Joseph fragte: »Fertig? Können wir mit der Diskussion beginnen?«
    »Ja, ja«, hallten zustimmende Rufe durch den Saal.
    »In Ordnung«, Joseph blickte in die Runde, seine dunklen Augen verengten sich, während er sich mit der Hand durch sein widerspenstiges kurzgeschnittenes schwarzes Haar strich. »Auf der Tagesordnung steht heute nur eine einzige Frage: Was, zum Teufel, wollen wir tun?«
    »Können wir zuerst einen Lagebericht hören«, warf Salal ein, »wie
    – genau – ist die Situation?«
    Die Frau, die jetzt aufstand, sah aus wie eine Achtzigjährige. Maya sah klare, graue Augen, straff zurückgekämmtes weißes Haar und erkannte plötzlich Greta Jeanne, aus Las Cuatro. Neben ihr saß Lily, in schlichtem Schwarz. Die beiden Frauen nickten sich zu.
    »Da ist eine Armee von schätzungsweise fünftausend Mann, die auf dem alten Highway 101 anrückt«, begann Greta. »Sie reparieren die Straße, wo es nötig ist, und wenn sie die intakte Strecke auf der Halbinsel erreichen, werden sie wohl Lkw's aus dem Süden nachholen. Entlang der Straße verläuft außerdem die Eisenbahnlinie, welche die Leute von Santa Cruz und von den Halbinsel-Gemeinden ziemlich systematisch sabotiert haben. Die Feinde sind gut ausgerüstet mit Lasergewehren, Revolvern und vermutlich noch anderen Waffen.«
    »Fünftausend, nicht schlecht«, murmelte jemand.
    »Das ist nur die Vorhut. Ihre Hauptabsicht ist vermutlich, die Straßenreparatur-Trupps zu schützen. Es gibt noch mehr Männer.«
    »Wieviele?« fragte Salad.
    Bird stand auf. Alle Augen im Saal richteten sich auf ihn. Er fühlte sich beschämt, als wäre er für die schlechten Neuigkeiten selbst verantwortlich. »Nach dem, was ich vergangenen Sommer gesehen habe«, sagte er, »könnten es leicht zehnmal soviele sein.«
    »Wie, zum Teufel, wollen sie alle diese Leute ernähren?« knurrte jemand böse.
    »Ganz einfach, sie machen es wie wir«, antwortete Bird, »sie essen den Ertrag unserer Gärten und unserer Felder auf – und unseren Optimismus dazu.« Er setzte sich wieder.
    »Und was können wir tun, wie uns schützen?« fragte Joseph.
    Lily erhob sich und zählte langsam und sorgfältig alle verfügbaren Waffen auf, mit denen sich die City verteidigen konnte. Die Diskussion schien Maya sinnlos, und sie konnte sehen, wie Birds Gesicht immer grimmiger wurde. Holybear sah trübsinnig aus, und sogar Manzanita lächelte

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