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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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aufgebaut haben.«
    »Ich will aber nicht hilflos herumstehen, bis die Stewards uns überrennen«, fauchte Cress, »ich warte doch nicht, bis sie alles zerstören, was wir geschaffen haben. Das ist die Meinung des Wasser Councils. Wir wollen kämpfen und notfalls auch sterben, um unser Wasser zu schützen.«
    »Kämpfen – gut und schön«, sagte Lily nüchtern, »hier geht es aber ums Siegen.«
    »Wir siegen oder sterben.«
    »Eher letzteres«, rief jemand von hinten.
    »Genau!« sagte Lily, »was nützt es, zu sterben und alles zu verlieren? Das Ergebnis wäre dasselbe, für das Wasser, die Fische und die Bäume.«
    »Was nützt es aufzugeben und es nicht einmal zu versuchen?« gab Cress zurück. »So haben wir wenigstens eine Chance, wenn auch nur eine kleine.«
    »Wir sprechen doch nicht vom Aufgeben«, warf Greta ein, »wir sprechen über die verschiedenen Möglichkeiten zu kämpfen.«
    »Feuer mit Feuer bekämpfen«, schrie einer der Wild-Boar-Leute.
    »Und brennt den ganzen Watershed nieder«, rief eine Stimme dazwischen.
    »Ruhe!« brüllte Salal. »Wir führen hier eine Diskussion! Lily, du hast das Wort.«
    »Cress, ich verstehe deine Argumente«, sagte Lily, »aber du verstehst offenbar nicht, was wirklich auf dem Spiel steht.«
    »Den Teufel verstehst du mich. Bevormunde mich nicht!«
    »Entschuldigung, ich möchte nur klarstellen, daß wir vom Verteidigungs-Ausschuß in diesem Kampf mehr sehen als die Frage, ob die Stewards hierherkommen. Etwas anderes steht auf dem Spiel. Greta hat es angesprochen. Dieses Dilemma betraf jede friedliche Kultur in den vergangenen fünftausend Jahren. Irgendwann tauchte immer dieses Bestreben auf, mit Gewalt eine Vorherrschaft auf unserem Planeten zu errichten und wurde so dominierend, daß sich eigentlich keine friedliche Kultur länger als einen Atemzug halten konnte. So bleibt uns nur die Unterwerfung und der Triumph der Sieger. Oder wir kämpfen gegen die Angreifer, konzentrieren unsere Kräfte, unsere Ressourcen und verwandeln uns selbst in Menschen, die wir eigentlich nicht sein wollen. Es ist wie ein Virus, der unsere Gefühle wandelt, und wir können ihn nicht ausrotten, ohne unsere innere Balance zu verändern.«
    »Wir müssen uns gegen diesen Virus immunisieren. Nicht nur für uns, sondern für unseren Planeten. Wir hatten eine Weile Ruhe. Aber wir können nicht erwarten, daß wir so fortleben können, ohne uns darum zu kümmern was anderswo passiert. Wir haben unsere Zeit gut genutzt. Wir haben in unserer City, in diesem ruinierten, ausgeplünderten und vergifteten Land gezeigt, daß Menschen in Harmonie zusammen leben können. Daß jeder für den anderen einstehen kann. Wir haben eine Hoffnung verwirklicht. Nun müssen wir diese Hoffnung verteidigen, statt sie gegen verzweifelte Gewalt einzutauschen.«
    Maya stand auf. Das ist meine Vision, dachte sie. Wenn nur ein Funken in mir daran glaubt, so muß ich es nun aussprechen. »Was Lily sagt, finde ich richtig. Vor vielen Jahren hat die Dichterin Diane di Prima einen Vers geschrieben, der mir nun einfällt. Der einzige Krieg, der zählt, ist der Krieg gegen die Phantasie, hat sie gesagt. Ich habe mich früher gefragt, was sie wohl damit meint, aber nun verstehe ich es. Jeder Krieg findet zunächst in der Phantasie statt, er wird geführt, um unsere Träume und Visionen zu begrenzen, damit wir innerlich seine Bedingungen akzeptieren und meinen, die einzige Möglichkeit, die wir haben, sei eben diese. Wenn Gewalt das Terrain für unseren Kampf absteckt, werden wir verlieren. Wenn wir aber an die Kraft unserer Visionen, an unseren Herzschlag und unsere Vorstellungen glauben, bestimmen wir den Schauplatz des Kampfes, und das wäre in diesem Falle das Bewußtsein. Der Feind wird sich verändern müssen.«
    Sie holte Luft. Ich halte Vorträge, dachte sie, aber das ist jetzt nötig.
    »Wir alten Frauen haben aus der Geschichte gelernt und von unseren eigenen Fehlern. Viele von euch sind zu jung, um sich an das Gedeihen der alten Gesellschaft zu erinnern, an die unbeschreiblich großen Ressourcen, die ausgefeilten Technologien, die Feuerkraft der Waffen, den Überfluß der Dinge. Es war so viel da, daß vieles bedenkenlos verschwendet wurde. Saubere Flüsse wurden durch eingeleitetes Gift zu Abwasserkanälen, ganze Fabriken wurden gebaut, um Dinge herzustellen, die nur einmal benutzt und dann weggeworfen wurden.«
    »Aber die größte Verschwendung war der Krieg. Ich erinnere mich an die Frustation, die uns überkam.

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