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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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ihnen lag, nicht länger verzögern. »Ist es das, was wir überqueren müssen?«
    Zu ihrer Rechten lag die Straße, die von einer Beton-Überführung überspannt wurde. Sie war teilweise gestützt durch einen Stahlunterbau, einen Schutz gegen Erdbeben, ein kreuzweises Gitter von sich verschränkenden Trossen.
    »Das ist es«, sagte Littlejohn.
    »Es ist die Turnhalle der Hölle«, sagte Madrone spontan.
    »Die Trossen sind der beste Weg, den wir nehmen können«, sagte Begood. »Wenn du kannst. Sonst müssen wir den Wachposten erschießen.«
    Der Wachposten ging auf der Straße über ihnen auf und ab. Ja, es wäre ungünstig, ihn zu erschießen, nur um ihr den Trip über diese Trossen zu ersparen, aber es war verlockend.
    »Die unteren Stützpfosten sind am geeignetsten,« sagte Littlejohn. »Sie sind breit genug – ungefähr 35 cm. Das einzige Problem ist das Hinauf- und Hinunterkommen. Oder wenn du in der Mitte schlappmachst.«
    »Wenn du meinst, daß du in der Mitte in Panik ausbrichst«, sagte Begood, »ist es besser, wir erschießen den Posten gleich und haben es dann hinter uns, statt dich später da herunterzuholen. Und dazu müßten wir dann noch alle möglichen Wachposten erschießen. Und obendrein würden wir riskieren, unsere Ärsche frittiert zu bekommen. Erinnerst du dich, wie Oldjohn damals in der Mitte die Panik ergriff? Scheiße, wir mußten ihn zu den mittleren Stützen tragen, und dann schaffte er es nicht zurück auf die Trossen, und der Morgen dämmerte schon. Wir mußten den ganzen Tag dort oben bleiben, versteckten uns hinter dem Überhang bis es dunkel wurde. Hijohn mußte zu Fuß zurücklaufen und ein Seil stehlen. Er erschoß den Wachposten dann doch noch, und wir mußten Oldjohn an der Seite abseilen, am hellichten Tag. Da waren wir dann, draußen in der Mitte der Brücke, ohne Deckung. Und hatten eine ganze Kompanie der Steward-Truppen am Hals.«
    »Ich kann es«, sagte Madrone, »wenn wir nur einfach losgehen und nicht weiter darüber nachdenken. Können wir gehen?«
    Leise krochen sie den Hügel hinab zum Fundament. Littlejohn erklomm die Streben, die zum Hauptpfosten führten und zog sich behend von einem zum nächsten. Madrone folgte und wünschte, daß ihre Arme stärker wären. Begood kam hinterher und gab ihr von Zeit zu Zeit einen freundlichen Schubs.
    Die Betonoberfläche des Übergangs erstreckte sich über ihnen. Zwei leichte Bögen wurden in der Mitte getragen durch dicke Pfeiler, die auf dem Trennstück zwischen den Autobahnen verankert waren. Ein Gerüst aus Stahl folgte den Umrissen. Littlejohn schwang sich auf den zentralen Stützpfeiler und stand auf. Sicher balancierte er dort, 30 Meter über der Autobahn.
    »Nur eines noch«, sagte Begood fröhlich. »Wenn du fällst, versuch' nicht zu schreien.«
    »Natürlich«, sagte Madrone während sie einen tiefen Atemzug tat. Denk nicht darüber nach, tu es einfach, sagte sie zu sich und ging weiter. Wenn sie sich den Pfeiler als eine Linie auf dem Boden vorstellte, konnte sie leicht darauf gehen, angstfrei. Wenn es nichts gab, wohin man fallen konnte, brauchte man auch keine Angst vorm Fallen zu haben. Wenn nur ihr Herz mit diesem dummen Pochen aufhören wollte und ihr Magen mit dieser drehenden Bewegung...
    Etwa alle sechs Meter erstreckte sich ein Pfosten vertikal und verband die Pfeiler mit den Stützstreben, die unter dem Beton verliefen. Littlejohn griff mit beiden Händen zu und schwang seinen Körper herum. Als sie den ersten Pfosten erreichte, tat sie es ihm nach. Nicht schlecht, dachte sie, obwohl ihre Hände verschwitzt und glitschig waren, und der Moment, als sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagern mußte, um dann wieder mit beiden fest stehen zu können, schrecklich war. Sie erinnerte sich plötzlich, an einen dieser Nachmittage auf den Felsen. Halberwege auf einer Klippe hatte sie festgesessen, weder hinauf noch hinab gekonnt. Nita war ihre Partnerin gewesen, und sie hatte sehr aufgeregt Anweisungen und Ermahnungen zu ihr hinuntergeschrien. Dann war Bird vorbeigekommen und hatte vorgeschlagen, sehr ruhig, daß sie ihre Augen öffnete, sich ansah, wohin sie gehen wollte und sich vorstellte, dorthin zu gelangen. Während sie sich daran erinnerte, war sie um den zweiten Pfeiler herum. Während sie sich auf den mittleren Pfeiler zutastete, dachte sie an Bird am Klavier, seine Hände so unbeholfen auf den Tasten, und an das Lied, das er für sie geschrieben hatte.
    »Die Hälfte«, sagte Littlejohn.

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