Das Fünfte Geheimnis
intakter Gebärmutter, wird sie zur Zucht benützt. Wenn die Gebärmutter entfernt werden muß, wird sie in die Kasernen der Armee geschickt, damit die Jungs ihren Spaß haben.«
»Hast du sie untersucht?«
»Die Gebärmutter scheint in Ordnung zu sein.«
»Gracias a la Diosa!«
Beth zuckte zusammen und seufzte angstvoll auf.
Madrone lächelte: »Du hast ja vor ein paar spanischen Worten mehr Angst als vor Blut.«
»Ein Reflex, sorry. Also, ich glaube, die Abtreibung war nicht vollständig. Es ist etwas zurückgeblieben. Und das ist die Ursache der
Blutungen und der Infektion.«
Madrone trat einen Schritt zurück und überlegte.
»Vielleicht kommt alles auf natürlichem Wege heraus. Oder wir holen es heraus. Dazu brauchen wir allerdings Instrumente und einen sterilen Raum.«
»Ich habe noch meine Instrumente. Ich habe sie sogar schon ausgekocht. Sie sind bereit, wenn wir sie brauchen. Aber dies hier ist leider der einzige Raum in dem wir in Sicherheit arbeiten können. Oben sind zu viele Leute. Meine Studentinnen kommen und gehen den ganzen Tag. Einige würden zwar Sympathie und Verständnis zeigen, aber nicht alle. Es ist zu gefährlich.«
»Dieser Raum macht mir aber Angst«, wandte Madrone ein.
»Ja, du hast recht, es ist wichtig ihn wirklich sauber zu machen, wenn schon nicht völlig steril«, stimmte Beth zu.
»Ich kann versuchen, das Fieber zu senken«, fuhr Madrone fort, »aber ich kann ihr nicht wirklich helfen, wenn die Ursache der Infektion nicht beseitigt wird. Sie wird dann schnell wieder einen Rückfall haben. Welche Kräuter hast du hier im Hause? Etwas, was Gebärmutter und Unterleib stimuliert, wäre hilfreich. Hast du Goldsiegel, Melisse, Frauenmantel, Kamille?
»Nein«, sagte Beth, »es ist zu gefährlich.«
»Aber wir müssen unsere Hände mit irgend etwas desinfizieren! Hast du keine antibakteriellen Mittel oder Booster?«
»Die gibt es nicht zu kaufen, oder doch nur auf dem Schwarzmarkt. Das Zeug wird strikt reglementiert.«
Madrone überlegte, was sie noch in ihrem Rucksack hatte. Die Medikamente vom letzten großen Überfall auf eine Apotheke waren längst aufgebraucht. Sie hatte den Hill-Boys zwar einen Auftrag gegeben, beim nächsten Mal mehr Medikamente mitzubringen, aber was nützte das jetzt? Oh, Diosa! Wenn sie zurückdachte an ihre gut sortierte Apotheke zu Hause! Da gab es alles, von Kräutern über Medikamente bis zu Drogen. Aber halt, sie hatte doch noch etwas getrockneten Beifuß in ihrem Rucksack. Es mußte genügen, es würde helfen.
»Ich habe etwas für einen Tee. Und du, hast du wenigstens Petersilie? Das hilft auch ein bißchen. Und Knoblauch! Knoblauch wird ihr Immunsystem stärken!«
»Das wird sich auftreiben lassen.«
»Hier«, Madrone durchwühlte ihren Rucksack und drückte Beth das Päckchen Beifuß in die Hand. »Mach einen schönen Tee daraus.
Und für einen weiteren Tee gibst du frische Petersilie in kochendes Wasser und dazu einige zerquetschte Knoblauchzehen. Vielleicht kannst du noch einen Löffel Honig hineinmischen. Bring bitte saubere Tücher und kaltes Wasser mit. Ich möchte sie damit kühlen, um das Fieber möglichst herunterzubringen. Inzwischen werde ich mal sehen, was ich mit ihrem Ch'i tun kann.«
»Mit ihrem – was?«
»Mit ihrer Vital-Energie.«
»Da würde ich gern zuschauen.«
»Da gibt es nicht viel zu sehen«, sagte Madrone etwas unwirsch.
Beth verließ den Raum, und Madrone versetzte sich in ihre Heilungs-Trance. Konzentriert paßte sie ihre Atemzüge dem schwachen Heben und Senken der Kranken an. Ihr Bienen-Instinkt und ihre innere Sicht öffneten sich. Mit den Fingerspitzen strich sie der Frau einige Schweißtropfen von der Stirn und kostete vorsichtig davon. Der scharfe Geschmack sagte ihrem Bienen-Sinn, was sich da im Bauch der Kranken an bösen Giften zusammenbraute und bereits durch ihre Adern pulsierte. Ihr menschlicher Geist fand die Namen für diese Dinge und so brachte sie langsam Geruch, Geschmack und Namen und das Spiel der Energien zusammen. Noch veränderte sie nichts, sondern beobachtete nur.
Beth kam zurück. Der Duft von Kräutertee und Honig stieg Madrone in die Nase. Der Kellerraum füllte sich mit dem Geruch des Lebens. Sie murmelte Namen gegen den Geschmack und Geruch und den chemischen Beigeschmack auf ihrer erwachten Zunge. Und plötzlich wußte sie, wie sie der Frau helfen konnte.
»Honig«, sagte sie zu Beth, »bring mir Honig.«
Beth brachte ein Honigglas und einen Löffel. Madrone wiegte das
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