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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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möchtest du?«
    »Oh, ja, bitte.«
    Beth blickte Hijohn fragend an, doch der schüttelte den Kopf.
    »Ich habe mich am Spülstein gewaschen«, sagte er, »für mich ist das naß genug.«
    »Okay, ich schalte den Zähler ein und bringe ein Handtuch«, sagte Beth zu Madrone, »es ist schon spät, sie sind wohl alle schon im Bett. Aber laß mich trotzdem erst einmal draußen nachsehen. Vielleicht kommt gerade eine von einem späten Besuch heim.«
    »Macht die Dusche nicht zu viel Lärm?«
    »Das ist schon okay, das sind wir hier gewöhnt. Viele von den Mädchen haben ja auch Nachtdienst, und dann kommt es vor, daß auch spät geduscht wird.«
    Das Bad war groß, weiß und sauber, mit altmodischen Waschbecken und Armaturen. Es gab sogar eine Toilette mit Wasserspülung, doch sah es ganz so aus, als ob mit dem Wasser sehr gespart wurde. Beth schloß hastig den Deckel, dann zeigte sie Madrone, wie die Dusche funktionierte.
    »Wenn du diesen Knopf drückst, wird das Wasser gestoppt. So kannst du dich einseifen und Wasser sparen, und danach hast du noch genug, um dich wieder abzuspülen. Die Schaltuhr stoppt das Wasser nach fünf Minuten. Also nicht trödeln!«
    »Oh, ich bin inzwischen Expertin im Schnellwaschen«, versicherte Madrone. »Meine Großmutter sagte immer, lange duschen sei eine Sünde, und wenn ich es doch tat, gab es zur Strafe weniger zu essen.«
    »Laß bitte den Abflußstöpsel drin«, bat Beth, »wir benutzen das Wasser anschließend nämlich, um die Böden aufzuwischen.«
    »Okay.«
    Das Wasser war schön heiß, und Madrone fühlte, wie ihre Müdigkeit förmlich weggespült wurde. Sie zählte bis sechzig. Dann drückte sie auf den Knopf und stoppte das Wasser. Sie seifte sich ein, kratzte sich einige Schmutzkrusten von Ellenbogen und Knie und schaltete die Dusche wieder ein. Zu Hause waren sie auch immer sparsam mit dem Wasser umgegangen, aber freiwillig, denn Wasser war ihnen allen heilig. Hier wurde jedoch nur gespart, weil Wasser teuer war und die Schaltuhr plötzlich den warmen Strom stoppte, wenn man sich die Zeit nicht einteilte. Und das war gut so, dachte Madrone, denn wenn es möglich wäre, würde sie vielleicht die ganze Nacht unter dem angenehm warmen Wasser stehen. Und wie sollten sie dann von hier wieder fortkommen?
    Sie trocknete sich ab, zog sich wieder an und wünschte, sie könne auch ihr schmutziges T-shirt und die fadenscheinige Jeans schnell waschen. Die Hose hatte einen Riß. Vielleicht könnte Beth ihr Nähzeug geben, um das Loch zu flicken?
    Vorsichtig öffnete sie die Tür des Badezimmers und spähte über den Flur. Alles okay. Sie huschte in Beths Zimmer zurück. Beth und Hijohn waren mitten in einer angeregten Diskussion.
    »Die Kinder sind die Leidtragenden«, hörte sie Beth sagen, »so viele stehen nicht auf der Liste. Sie bekommen also keine Medikamente, wenn es nötig wäre. Ich versuche zu helfen, wo ich kann. Einige meiner Studentinnen unterstützen mich. Manchmal können wir Medikamente und Tabletten bekommen. Ärztliche Verschreibungen, die nicht mehr benötigt werden, weil der Patient gestorben ist. Oder weil ein Apotheker unachtsam war. Aber das alles ist sehr gefährlich. Wer erwischt wird, wandert ins Lager.«
    »Wir könnten dir Booster bringen, Antibiotika, Drogen, alles, was du willst, wir müssen nur wissen, was du brauchst«, sagte Hijohn. »Wir machen immer wieder erfolgreiche Raubzüge.«
    »Und was möchtest du als Gegenleistung?« fragte Beth zurück.
    »Ärztliche Hilfe, von Zeit zu Zeit. Ein Versteck dann und wann.
    Und du kannst die Leute wissen lassen, wer dir hilft. Ganz vorsichtig natürlich. Wir möchten, daß die Bevölkerung sieht, daß die Leute vom Web hilfreich sind. Vielleicht unterstützen sie uns dann mehr.«
    »Okay, einverstanden!« gab Beth zurück. Sie lächelte Madrone an. »Gut, daß du uns bekannt gemacht hast. Wir alle müssen uns gegenseitig unterstützen. Fühlst du dich nun besser nach dem Duschen?«
    »Viel besser. Könnte ich vielleicht etwas zum Nähen haben, um meine Jeans zu flicken?«
    »Ich hole Nähzeug.«
    Sie ging nach oben und kam mit Nadel und Faden zurück. Dann flickte sie geschickt den Riß in der Jeans. Madrone lehnte sich zurück und schloß die Augen. Bald, sehr bald, würden sie aufbrechen. Es war besser, der aufsteigenden Müdigkeit nicht nachzugeben. Besser, sich unterhalten, Fragen stellen, Fragen beantworten.
    »Beth, als du noch praktiziert hast, hast du auch diese Booster eingesetzt? Was für ein Stoff ist

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