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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Glas in beiden Händen wie einen Ritual-Kelch. Wehenartige Kontraktionen würden vielleicht die Fremdkörper aus dem Leib der jungen Frau ausstoßen. Sie stellte sich vor, wie sie selbst ihren Unterleib zusammenkrampfte und wieder lockerte, wieder und wieder. Zusammenkrampfen, lockern! Und tief atmen, mahnte sie sich und konzentrierte ihr Denken dabei auf die junge Frau. Tief atmen! Die Zeit stand still, nichts anderes existierte mehr, nur die Vorstellung, die sie geschaffen hatte. Auch ein Gefühl, ein Geruch, ein Geschmack hinten in ihrem Hals. Sie bewahrte dies alles, bis ihr eigenes Blut sich veränderte und ihre Vorstellung zu einem Geschmack in ihrem Speichel wurde, ein Beigeschmack in ihrem eigenen Schweiß, der durch ihre Narbe auf der Stirn drang. Ein Schweißtropfen fiel in den Honig wie ein Katalysator, der das gesamte Energiemuster veränderte. Madrone hauchte Ch'i in die goldgelbe Flüssigkeit und fütterte so die Veränderung, bis sie vollständig war, bis der Honig sich zu dem Gebräu veränderte, das sie brauchte.
    Sie gab der Kranken einen Löffel von dem Honig, legte sanft ihre Hände auf den aufgetriebenen Leib. Sie konzentrierte sich erneut auf den Honig und verstärkte die Kraft, damit die Gebärmutter sich zusammenziehen konnte. Die Kranke stöhnte, ein krampfhaftes Zucken durchlief ihren Körper, Blut erfüllte die Luft mit Eisengeruch. Madrone seufzte zufrieden, sie hatte das richtige Elixier gefunden.
    Sie rief nach mehr Honig, Honig mit Knoblauchsaft darin, und sie visualisierte das Blut, das sich selbst reinigte. Weiße Zellen, die eingedrungene fremde Zellen beseitigten, während sie sich heilende Medikamente geistig vorstellte. Noch einmal machte sie ihren Schweißtropfen zu der homöopathischen Dosis, die heilend wirkte.
    »Beth, füttere du sie weiter«, sagte Madrone schließlich, »jede Stunde einen Löffel voll. Ich denke, sie kommt wieder auf die Beine.«
    »Wie hast du das gemacht?«
    »Ich wünschte, ich könnte dir das erklären. Ich weiß es selbst nicht genau. Und außerdem bin ich jetzt zu müde.«
    »Kein Wunder, du hast doch Stunde um Stunde hier gesessen. Komm, sie schläft jetzt, du mußt etwas essen.«
    Sie gingen hinaus, Hijohn saß wartend da.
    »Ich bringe etwas zu essen«, sagte Beth.
    »Wie geht es ihr?« fragte Hijohn.
    »Gut. Und ich habe erfahren, daß ich einiges kann, wovon ich vorher nichts wußte. Heilen auf Bienenart«, sagte Madrone, »aber nun fühle ich mich ganz ausgehöhlt.«
    »Kannst du noch laufen? Wir könnten heute noch ein Stück vorwärtskommen.«
    »Müssen wir das?«
    »Oder wir bleiben heute hier – es ist aber nicht allzu sicher!«
    »Laß mich erst etwas essen«, sagte Madrone.
    Beth brachte Suppe, Kartoffeln und Brot. Madrone aß heißhungrig. Hijohn hatte schon vorher etwas bekommen und lehnte dankend ab.
    »Wollt ihr wirklich fort?« fragte Beth. »Ihr könntet hier schlafen, ihr braucht etwas Ruhe nach alledem.«
    »Es gibt hier keine Sicherheit«, gab Hijohn zu bedenken, »nicht für uns und nicht für dich.«
    Beth sah enttäuscht aus: »Gibt es nichts, was ich für euch tun kann?«
    »Ein Bad«, sagte Madrone, »schnell einmal baden?« Es gab zwar Wasser genug bei Katy, und sie konnte sich auch immer mit einem Schwamm waschen. Aber so richtig in einer Wanne voller warmem Wasser liegen, das wäre unglaublicher Luxus.
    Beth zögerte: »Jetzt?«
    »Schon gut«, Madrone verbarg ihre Enttäuschung, »vergiß es.« Hatte sie wirklich einmal an einem Ort gelebt, wo es selbstverständlich war, jeden Tag zu baden?
    »Wir sind hier nicht so reich wie Sara und ihre Freundinnen«, entschuldigte sich Beth. »Meine Schülerinnen stammen alle aus recht einfachen Familien. Krankenschwester ist einer der wenigen Berufe, die den Mädchen noch offen stehen, und die Mädchen bei mir wollen lieber arbeiten als heiraten. Meistens ist der Vater nicht sehr begeistert davon, und so bekommen sie auch nicht viel Geld zur Unterstützung. Deshalb muß ich hier die Kosten niedrig halten, und das heißt, daß wir mit dem Wasser haushalten müssen.«
    »Es ist wirklich okay«, sagte Madrone schnell. Es tat ihr leid, daß sie überhaupt gefragt hatte, »du mußt es mir nicht erklären.«
    »Es ist einfach so, daß auch bei uns das Wasser limitiert ist. Wenn ich ein ganze Wanne voll Wasser verbrauche, wird man mich fragen, wofür? Ein Bad gibt es nur bei besonderen Anlässen, etwa bei Geburtstagen oder wenn jemand die Prüfung bestanden hat. Aber du kannst duschen,

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