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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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weiterleben, mit dieser Angst um euch? Und muß ich keine Angst um mich haben? Aber es kam keine Antwort.
    »Ich habe solche Angst«, sagte Madrone leise, »ich habe solche Angst um alle. Ich möchte nach Hause.«
    Hijohn legte seine Hände auf ihre. Sie waren warm, weckten bei Madrone einen schon vergessenen Hunger. Da war Hijohn. Sein zerschlagener, gepeinigter Körper atmete und schwitzte so nahe neben ihr, unbeeindruckt von der unerbittlichen Härte des Lebens.
    »Du kämpfst doch hier für sie«, sagte Hijohn begütigend, »und hier zu helfen, mit uns zusammenzuarbeiten, das ist im Moment das Beste, was du für deine Freunde und eure City tun kannst.«
    »Aber ich kann sie nicht sehen, sie nicht berühren, weiß nicht, was mit ihnen geschehen ist. Oh Göttin, was soll ich tun?«
    »Es gibt nicht viel, was du jetzt tun kannst, du kannst nur so weitermachen wie bisher. Also laß uns weitermachen.«
    »Hast du denn nie Angst, Hijohn?«
    »Doch, natürlich, sehr oft sogar. Das ist völlig normal. Niemand stirbt gern. Ich möchte nicht einmal gern verprügelt werden.«
    »Aber du wirkst niemals ängstlich. Du zeigst nie Angst.«
    »Was hätte das für einen Zweck? Es würde überhaupt nichts ändern.«
    »Aber ich würde mich nicht mehr alleine fühlen. Ich habe so oft Angst«, sagte Madrone etwas ärgerlich.
    »Das zeigt nur, daß du normal bist. Und klug. Niemand, der bei Verstand ist, spielt den Helden.«
    »Du bist einer.«
    »Oh nein, ich bin kein Held. Ich tue nur etwas. Angst haben oder nicht, das ist nicht der Punkt. Man muß handeln.«
    Handeln. Was sie jetzt ganz plötzlich tun wollte: Ihn behandeln. Mit ihren Heiler-Fingern den Spuren seiner Ängste auf seinem Körper folgen. Diosa! dachte sie. Ich brauche jetzt etwas Trost. Es ist schon so lange her, seit ich von jemandem zärtlich umarmt und geliebt wurde. Ich brauche jetzt jemanden, der seine Arme um mich legt und das Bild von Birds schmerzverzerrtem Gesicht vertreibt. Das Bild von Mayas Leiche auf dem Bürgersteig der City. Oh, nein! Halt, halt! Lieber an Hijohn denken, der lebendig neben ihr saß. Waren seine Hände auf ihren Händen als Trost gedacht oder als stummes Versprechen für mehr?
    »Wie kannst du etwas tun, wenn du Angst hast?« fragte sie. »Wie hast du überlebt, was die Stewards dir angetan haben? Und wie konntest du danach weiterleben?«
    Er drehte sich um und sah sie an. Seine Augen waren dunkelbraun, und als sein Blick sie traf, fühlte sie ein heißes Entzücken durch ihren Körper rieseln. Es ging ihr durch und durch, füllte ihre Leere aus und klang in ihr nach, wie helle Glöckchen.
    »Es hat Momente gegeben, da wollte ich nur noch sterben«, antwortete er, »sterben vor Schmerz, vor Furcht oder vor lauter Hoffnungslosigkeit. Aber das ging vorüber. Letztlich sind Schmerzen nicht wichtig. Das Leben ist wichtiger.«
    »Leben in einer Welt voller Mörder und Folterer?«
    Hijohn zuckte mit den Achseln. »Diese Leute sind gar nicht so verschieden von dir und mir. Sie haben nur keine Visionen, die sie verwirklichen wollen. Und ohne Visionen haben die Menschen keinen Halt.«
    Nein, er war nicht wie Sandy oder Bird oder Holybear, die unentwegt vor Energie geradezu sprühten. Energie, die sie wie bunte Schleier jederzeit umgab. Hijohns Energie war wie ein kaltes, klares Blau, kalt und heiß wie Qualen auf der Folterbank, unerreichbar, wie manche Beeren im dichten Gestrüpp. Sie verstand ihn nicht, erahnte nichts von seinen Freuden und Vorlieben.
    Er beugte sich zu ihr und ließ seine Lippen sacht über ihre Lippen gleiten. »Das ist es, warum du so wichtig für uns alle bist«, murmelte er. Sie spürte noch immer seine heißen Lippen, obwohl sie doch wieder von den ihren entfernt waren. Und was war mit Katy? Madrone zog sich etwas von Hijohn zurück. Doch Katy würde ihr diesen kurzen, tröstlichen Moment sicher nicht mißgönnen. Ihre Lippen, ihre Körper drängten zueinander, trafen sich wieder, hungrig, durstig, voller Versprechen und Begehren. Sie hielten kurz inne, um sich die Kleider vom Leib zu reißen. Dann fanden sich ihre Lippen erneut. Madrones Hand glitt seinen Rücken hinunter, über sein Gesäß, seine Schenkel. Sie spürte sein Erschauern, sie spürte die Narben der frisch verheilten Wunden, sie spürte die Kraft seiner Schenkel, die Härte seines Glieds. Hijohn stöhnte, seine Finger fanden den Weg hinunter zum Venushügel, ertasteten die Lippen ihrer Vulva. Und dann, mit einer einzigen harten Bewegung war er in ihr.

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