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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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hatten aufgehört, das Fieber war gesunken und ihr Puls war jetzt kräftiger.
    »Gib ihr weiter von diesem Honig mit Knoblauchsaft«, riet Madrone, »bis sie wirklich stark genug ist. Ich werde zurückkommen, wenn es möglich ist.«

    ✳✳✳

    Im Frühsommer war die Nacht die einzige Zeit, um in den Bergen einigermaßen vorwärtszukommen. Tagsüber war es zu heiß. Ihre Route führte über den Freeway, und Hijohn marschierte stetig voran, um jede Minute Dunkelheit zu nutzen. Madrone war längst wieder so erschöpft, daß sie hätte schreien können. Hijohn kümmerte sich nicht darum.
    »Wir müssen erst über den Freeway. Das müssen wir bei Nacht schaffen. Oder willst du erschossen werden?«
    Dagegen gab es kein Argument. Aber vielleicht fiel sie vor lauter Müdigkeit die Brücke hinunter, vielleicht hatte sie dann endlich Ruhe? Doch nach Augenblicken höchster Gefahr kamen sie heil hinüber.
    Na also, dachte Madrone erleichtert. Die kleine Brücke über den Freeway kam ihr inzwischen ganz vertraut vor.
    Hijohn führt sie durch einen Seiten-Canyon und hügelaufwärts. Sie gingen schneller, um den Freeway möglichst weit hinter sich zu bringen, bevor es hell wurde. Während die ersten Sonnenstrahlen den Hügelkamm erreichten, schlüpften sie bereits abwärts. Hier wand sich ein schmaler Pfad durch die dicht stehenden Büsche, sie bildeten nahezu einen Tunnel. Madrone rutschte aus und fiel. Hijohn schien das Zwielicht nichts auszumachen, er setzte seinen Fuß mit traumhafter Sicherheit. Als es hell geworden war, langten sie auf dem Grund des Canyons an. Bäume und Gebüsch schützten sie.
    Die Luft roch intensiv nach Salbei, das Flußbett war ausgetrocknet, doch hier und dort gab es noch eine schlammige Pfütze. Sie kamen zu einer Biegung, wo etliche Sykamoren ihre fahlgrauen Äste in den Himmel reckten.
    Madrone hielt an, um ihre trocknen Hände in den feuchten Schlamm zu stecken. Etwas weiter entfernt stand das Wasser ein paar Zentimeter hoch und bildete eine große Pfütze. Dahinter wucherte Schilfrohr in die Höhe. Madrone wunderte sich, Schilf in dieser gottverlassenen trockenen Gegend? Wo Schilf war, mußte auch Wasser sein.
    »Dorthin«, Hijohn zeigte mit einem Nicken in Richtung einer riesigen alten Eiche, die mit ihren ledrigen Blättern Schatten bot. Madrone folgte ihm, und sie fanden einen bequemen Platz im Gras zwischen den Baumwurzeln.
    »Hunger?« fragte er.
    »Immer«, gab Madrone zurück.
    Hijohn lächelte. »Versuch' mal dies«, er griff nach einem wilden Gras, ließ dessen Ähren zwischen seinen Fingern hindurchgleiten und förderte mit leichtem Druck einen Haufen silbriger Samen hervor. Madrone machte es ihm nach und steckte sich die Körnchen in den Mund. Es knirschte schrecklich zwischen ihren Zähnen, doch es schmeckte nicht schlecht.
    »Gut?« fragte Hijohn.
    »Nicht schlecht«, sagte Madrone, »aber auf diese Weise brauche ich bestimmt viele Stunden, bis ich auch nur halbwegs satt bin.«
    »Die Körner enthalten viel Protein«, lobte Hijohn, »und du findest dieses Gras überall.«
    »Que nunca tengas hambre.«
    »Was heißt das nun wieder?«
    »Mögest du niemals hungrig sein. Das sagen wir bei uns zu Hause.«
    »Nett«, sagte Hijohn, »wirklich, es klingt gut. Vielleicht wird es einmal Wirklichkeit?«
    Madrone streckte sich der Länge nach ins Gras. Sie empfand es wie eine freundliche Umarmung. Sie konnte nun endlich schlafen, ausruhen und dann, später, ein bißchen über das Geschehene nachdenken.
    »Madrone, ich möchte dir etwas erzählen. Neuigkeiten. Beth erzählte mir davon. Sie sagte, die Nachrichten kamen übers Fernsehen, während du mit der kranken Frau beschäftigt warst.«
    »Ja?«
    »Die Armee im Norden. Sie sagten, sie ist in eure City einmarschiert. Sie haben einen großen Sieg verkündet.«
    Nein, nicht, dachte Madrone. Es ist nicht wahr. Es kann einfach nicht wahr sein. Sie alle hatten immer dunkel gefürchtet, daß die Invasion kommen würde. Aber nun, wo es geschehen war, konnte sie es nicht glauben. Die City war doch ihre Heimat, grün, von Bächen durchflossen, ihr Zuhause.
    »Glaubst du den Nachrichten hier?«
    Hijohn zuckte mit der Schulter. »Es könnte gelogen sein, wie so vieles, es könnte aber auch wahr sein. Vermutlich ist es wahr. Sorry.«
    Madrone legte verzweifelt den Kopf auf ihre Arme. Hijohn hatte sicher recht, es stimmte. Sie fühlte sich ganz krank vor Verzweiflung. Maya, Lily, Bird, wo seid ihr? Warum kann ich euch nicht erreichen? Wie soll ich

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