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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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ruiniert und Rosa... Besser er ließ diese Gedanken nicht zu. Besser, er tat, was er tun mußte.
    Sie wandte ihr Gesicht ab, während sie an den Soldaten vorbei ging. Bird rief ihr nach: »Sachiko!«
    Sie drehte sich um, sah seine Uniform und wollte davonrennen. Doch er rief sie noch einmal beim Namen: »Keine Angst, ich bin's, Bird.«
    »Bird!«
    Doch die erste spontane Freude über das Wiedersehen wechselte blitzschnell in eisige Abwehr als sie seine Uniform sah. Bird hätte sich am liebsten weggedreht. Aber er zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. Es kostete ihn schmerzhafte Anstrengung. Was haben sie mir angetan, dachte Bird. Meine Gefühle sind wie abgestorben, was übrig geblieben ist, sind meine zuckenden Nerven, meine innere Unruhe.
    »Wieso trägst du ihre Uniform?«
    Er antwortete nicht auf ihre Frage: »Kannst du etwas für mich tun?«
    »Ja, klar, Bird.«
    »Ich muß mit jemandem vom Council sprechen.« Seine Wächter nahmen alles auf, was er sagte. Wenn er jetzt offen die Zeichensprache benutzte, würden sie mißtrauisch werden. Er drehte sich leicht zur Seite, um seinen Arm vor den Blicken der Wächter zu verstecken. Blitzschnell buchstabierte er »Lily«. »Kannst du jemanden vom Council hierher bringen?« wiederholte er dabei.
    Sachikos Blick ging zu seiner Hand und zurück zu seinem Gesicht.
    »Ich werde es versuchen. Bird, bist du okay?«
    »Danke«, sagte er und entließ sie, indem er die Augen schloß. Sachikos eilte davon. Bird lehnte sich auf der Bank zurück und versank in einer dunklen Woge, einer tiefen Erschöpfung, die kein Schlaf der Welt heilen konnte. Er fühlte wie er fiel, immer tiefer, endlos, ins Bodenlose.
    Er wußte nicht, wieviel Zeit verstrichen war. Als er aufblickte, stand Lily vor ihm. Er hatte ihr Kommen nicht bemerkt. Sie trug eine einfache grüne Tunika, ihre Haare waren streng zurückgebunden, doch ihr Blick war freundlich. Am liebsten hätte er zur Seite geschaut.
    »Bird!«
    Er sprach hastig, um alles zu sagen, was zu sagen war, bevor er womöglich die Nerven verlor: »Ich bin leider kein Held, Lily, ich habe ihnen alles erzählt, alles.«
    Die Wärme in Lilys Blick blieb unverändert. »Keiner erwartet Übermenschliches von dir.
    Verzweifelt versuchte er, sie nicht ansehen zu müssen, aber er war unfähig, sich zu bewegen.
    »Ja, vielleicht. Möglich, daß wir alle übermenschliche Kräfte brauchen, um zu gewinnen. Ich sehe nicht, wie wir hier gewinnen könnten.«
    »Das mußt du auch nicht.«
    Er warf den beiden Wächter einen Blick zu. Sie standen da, regungslos wie Stein. Aber sie hatten Augen und Ohren und zeichneten jedes Wort mit einem Aufnahmegerät auf.
    »Ich habe ihnen von der Waffe erzählt.«
    »Welche Waffe?«
    »Sie haben nach unserer Geheimwaffe gefragt. Marie hat ihnen zuerst davon erzählt, an jenem ersten Tag. Sie hat erzählt, daß wir Kräfte haben, die sie niemals besiegen könnten. Sie haben – sie haben solange Druck auf mich ausgeübt, bis ich ihnen gesagt habe, was das für eine Kraft ist.«
    In Lilys Miene trat eine leichte Veränderung ein, fast so etwas, wie ein Lächeln.
    »Was hast du ihnen erzählt?«
    »Daß wir alle Hekate geweiht sind und die Toten herbeirufen können, und daß die Toten alle jene verhexen und verfolgen werden, die einen von uns töten.«
    Es war ihm, als überliefe seine beiden Wächter ein Frösteln, aber gut unterdrückt.
    »Das hast du ihnen erzählt?«, sagte Lily mit einem unbeschreiblichen, ungläubigen Gesichtsausdruck.
    »Ich habe ihnen alles erzählt. Alle Einzelheiten. Ich konnte nicht anders.«
    »Ich verstehe.«
    »Sie haben es schließlich geglaubt. Tut mir leid.«
    »Aber nun erwarten sie mehr von dir«, konstatierte Lily.
    »Sie wollen, daß ich den Verbindungsmann zur City abgebe, ich soll die Leute zu mehr Kooperation bewegen. Morgen geht es los. Sie werden Karten zur Wasserrationierung verteilen. Wer Wasser möchte, muß so eine Karte haben.«
    Lily's Augen wurden grimmig. »Und was muß man tun, um so eine Rationierungskarte zu bekommen?«
    »Unterschreiben, daß der Empfänger der Karte nichts gegen die Stewards unternehmen wird, daß er dem Glauben der Millennialisten zustimmt.« Er schwieg. Besser, gleich alles sagen, dachte er, und fuhr fort: »Ich selbst werde die Rationierungskarten verteilen, morgen früh, hier auf der Plaza.«
    »Keiner wird kommen. Das weißt du doch, Bird.«
    Natürlich weiß ich das, dachte er. Warum glaubst du, habe ich überhaupt zugestimmt? Aber die beiden Wachen

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