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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Wasser und seinen schluckenden Körper.
    »Genug. Erzähl' uns mehr. Dann gibt's auch wieder Wasser.«
    Er nickte benommen. Aber was sollte er erzählen? Doch nicht umsonst war er der Enkel der größten Geschichtenerzählerin der City. Große Mutter, dunkle Mutter, Mutter der Wiedergeburt, vergib mir, was ich jetzt tue. Ich habe dein Gesicht gesehen und in deinen Augen sehe ich die Grenzen meiner Kraft. Er atmete tief und begann ihnen zu erzählen, was sie hören wollten.
    »Jedes Kind in dieser City ist von Geburt an Hekate geweiht. Dafür schützt sie uns auf ganz besondere Weise. Jeder, der uns verletzt, der uns tötet, ist ihr verfallen. Sie verhext deine Seele und reitet sie gewaltsam in die Hölle - zu ewigen Qualen, dagegen ist dies hier eine Geburtstagsparty. Alle Geister werden euch jagen. Darum gibt es in unserer City keine Gewalt – alle wissen es. Die Göttin des Todes bewahrt unseren Frieden.«

    ✳✳✳

    Sie warfen ihn in einen dunklen Raum, damit er sich erholte. Noch lange feuerten seine malträtierten Nerven auf seine Muskeln und setzten das Werk seiner Folterer fort. Als der Ansturm der Schmerzen schließlich nachließ, war dies fast noch schlimmer als der Schmerz selbst, denn seine Furcht, alles könnte wieder von vorn beginnen, wuchs. Er verkroch sich zitternd unter der einzigen Wolldecke. Ich habe einen Schock, dachte er. Ich muß mich warmhalten. Ich darf nicht darüber nachdenken, was passiert ist und was noch geschehen könnte. Sie waren Experten auf ihre Art, diese Typen, er hatte keine Brüche und keine äußeren Verletzungen. Dennoch. Ich muß mir etwas einfallen lassen, dies war nur der Anfang. Sie werden mehr wollen.
    Seine Augen wurden schmerzhaft geblendet, als die Zellentür aufgerissen wurde. Jemand wurde hereingestoßen, und die Tür schlug ins Schloß. Bird streckte den Arm aus und berührte eine nackte Schulter. Ein junges Mädchens schrie in Panik.
    »Ist okay«, sagte er rauh, »ich tu dir nichts.«
    »Bird?«
    »Rosa?«
    Sie begann leise zu weinen. Er wickelte sie in die Decke und hielt sie in den Armen.
    »Marie ist tot.«
    Er wußte nichts zu erwidern, und so drückte er sie fester an sich. Glückliche Marie, dachte er.
    »Haben sie dich verletzt?«
    Sie nickte
    »Haben sie dich vergewaltigt?« Er mußte das fragen.
    »Ich habe mich gewehrt, aber es waren zu viele.«
    »Ach, Kind, das tut mir so leid.«
    »Ich habe ihnen Sachen erzählt«, flüsterte Rosa zitternd.
    »Natürlich, Baby, natürlich hast du das, ich weiß.«
    »Ich konnte nicht anders.«
    »Nein, das konntest du nicht. Ich habe ihnen auch was erzählt.«
    »Du, Bird?«
    Diese Frage verletzte Bird mehr als alles andere.
    Am nächsten Morgen kamen sie und holten beide. Der General persönlich verhörte Bird.
    »Du hast das Schicksal des Mädchens in der Hand«, sagte der General. »Wenn du mit uns zusammenarbeitest, rühren wir sie nicht an. Widersetze dich, und wir schicken sie ins Erziehungslager für Huren. Das wird ihr nicht gefallen, weil sie es nicht gewöhnt ist. Und du wirst zuschauen.«
    »Wie kann ich Ihnen vertrauen?«
    »Du kannst sie jeden Tag sehen. Sprich mit ihr darüber. Nimm sie dir, wenn du Lust darauf hast.«
    »Sie ist doch erst dreizehn!«
    »Für viele ist der Lack dann schon ab.
    »Und was wollen Sie von mir? »
    »Wir brauchen einen Verbindungsmann zu deinen Leuten. Jemanden, der ihren Respekt hat und dem sie gehorchen.«
    »Meine Leute sind es nicht gewöhnt, in irgendeiner Weise herumkommandiert zu werden.«
    »Dann wird's Zeit, daß sie es lernen.«

    ✳✳✳

    Er zog ihre Uniform an und ging hinaus in die City. Zwei Wächter begleiteten ihn überallhin. Die Uniform als Zeichen seiner Niederlage sollte die Moral der City-Bewohner untergraben: Seht, hier ist einer von euch, der zu uns übergelaufen ist. Er trug die Uniform als sichtbare Warnung: Paßt auf, ich bin nicht länger euer Freund, nicht länger euer Verbündeter. Vertraut mir nicht.
    Bird ging über die Plaza. Die Marktstände waren verwaist, das Flußbett trocken. Die City sah aus, wie er sich fühlte, zerschlagen, zerstört. Die beiden Soldaten gingen neben ihm, einer rechts, einer links.
    Die beiden blieben neben ihm, als er sich am Ende der Plaza, in der Nähe der Market Street, hinsetzte, an den alten Springbrunnen mit den Skulpturen, der trocken war.
    Eine Frau kam auf ihn zu: Sachiko von der Musiker-Gilde. Sonderbar, daß sie hier noch herumlaufen durfte. Ihr schwarzes Haar schimmerte im Sonnenlicht, und er war

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