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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Kräfte in sich entdeckt. Er stellte sich vor, mit seinen Händen Hijohn zu erreichen, ihn emporzuheben aus seinem zerschmetterten Körper. Sie standen gemeinsam an den Hängen eines Berges. Er roch den wilden Thymian.
    »Willst du leben oder sterben«, fragte Bird.
    »Ich möchte sterben. Aber ich muß leben, wenn ich nur irgend kann.«
    Birds Körper war das Instrument für die großartige Musik, die durch ihn hindurch singen konnte, um so das Leben zurückbringen in Hijohns zerbrochene Knochen und in sein zerrissenes Fleisch. Und da war Littlejohn, der etwas mit Birds Körper tat: Er konnte ganz entfernt fühlen, wie sich sein Penis aufrichtete zu einem heißen Stab aus Begehren. Vorsichtig setzte Bird die Grenzen in seinem Geist etwas niedriger und suchte nach dem jüngeren Mann, um ihn mit hineinzuziehen in diese Verbindung. Wie elektrisiert zog sich Littlejohn panikartig zurück.
    »Verhex' mich nicht«, sagte er, »laß uns nur ficken, sonst nichts.«
    Bird fühlte den Schock, der die Harmonien durchdröhnte, wie das Schlagen einer Tür mitten in einer Symphonie. Fast hätte er den Kontakt verloren, aber er suchte nach Hijohn und fand ihn wieder. Erden, sagte er zu sich selbst und ließ die Kraft seiner Seele zur Erde strömen. Laß die Erde sie halten, pflegte Maya zu sagen, sie wird die Kraft nicht verlieren und du wirst immer wissen, wo du sie wiederfinden kannst.
    Erden.
    »Nun komm schon«, schmollte Littlejohn.
    »So ficken die Hexen«, atmete Bird in sein Ohr, »anders kann ich es nicht.«
    »Klar kannst du, wie du's sonst immer gemacht hast. Bitte, laß es uns einfach machen wie immer.«
    Bird spürte, daß der Junge ihn jetzt fürchtete. Offenbar hatte er Angst, Bird könnte bis in sein Herz reichen, sich dort etwas greifen, das er selbst nicht einmal anschauen wollte, und ihn dann hassen und verachten. Wahrscheinlich zog er einen Bird ohne Verstand vor. Das war auch viel einfacher.
    Bird begann, sich zurückzuziehen. Er konnte immer noch Hijohns Geist fühlen, der in einer Muschel aus Schmerz eingeschlossen war. Er wollte gern bei ihm bleiben, nicht von ihm fortgerissen werden. Aber Littlejohns Mund war jetzt an seinem Penis, und die Begierde in ihm begann zu rasen und zu wachsen. Die Finger des Jungen trommelten auf seine Brust und Bird hörte ihn kleine Geräusche der Lust ausstoßen. Soweit er sich erinnerte, hatte er niemals zuvor einen Körper benutzt, ohne sich dem Geist zu öffnen, und der Gedanke an solchen seelenlosen Sex stieß ihn ab. Aber irgend etwas daran erregte ihn auch, schien zu dem kalten Dasein an diesem Ort zu passen. Als könnten die Gitterstäbe um ihn herum zu erotischen Träumen werden. Irgendwo stöhnte Hijohn, und Littlejohn stöhnte ihm ins Ohr. Und dann vermischte sich plötzlich alles, der Sex, das Heilen, die Kraft und der Schmerz, bauten sich auf, vibrierten in seltsamer Dissonanz und mündeten schließlich in einen Höhepunkt. Er kam.
    Und dann schuldete er es dem Jungen, daß er dafür sorgte, daß er ebenfalls kam.
    In der folgenden Stille fühlte er ein Schweigen, dort wo Hijohn war. War er tot? Die Tür öffnete sich, und die Wachen ließen Hijohns Körper auf die Pritsche in der Ecke fallen. Als sie gegangen waren, schlüpfte Bird aus dem Bett und legte seine Hand leicht auf die Brust des Mannes. Nein, er war nicht tot, er schlief. Bird versuchte dem Schlafenden neue Energie einzugeben. Es gelang ihm nur unvollkommen. Hijohn war verletzt und voller Schmerzen, aber am Leben.
    Dank der Göttin.
    Bird kehrte zu seiner Pritsche zurück. Er lag wach, während Littlejohn sich zusammengerollt hatte und schlief. Bird erinnerte sich an den stillen Tom. Liebe mit ihm war wie das Fallen in einen Spiegel. Wie sich Geist dem Geist geöffnet hatte, und wie sie jeder das Vergnügen des anderen fühlen konnten und in der Hitze des anderen zu neuen Höhepunkten fanden. Er dachte an Sandy, den Empfindsamen, der alle Traurigkeit aus ihm heraussingen konnte. Und er erinnerte sich an Cleis, an Zorah und an Madrone. Niemals hatte er sich vorstellen können, daß er sich für Sex eines Tages schämen könnte.
    Was würden sie am Morgen tun, wenn Hijohn immer noch am Leben war? Würden sie ihn in der darauffolgenden Nacht wieder verprügeln? Wie viele Male würde es Bird möglich sein, ihn aus seinem Todeskampf zurückzuholen, bevor sie ihn wirklich erwischten? Und bevor er sich selbst erschöpfte?
    Er mußte die beiden und sich hier herausbringen. Aber er sah keinen Weg.

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