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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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stirbst.«
    »Johanna, du heiterst mich nicht gerade auf.«
    »Ich bin nicht gekommen, um dich zu erheitern. Ich bin gekommen, dich zu warnen. Dieses nächste Jahr ist ein Schlüsseljahr. Einer dieser Angelpunkte, die die Tür des Schicksals öffnen oder schließen. Nimm dich in acht!«
    »Was meinst du damit?« fragte Maya in Gedanken. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und öffnete die Augen. Der Raum war leer.

    ✳✳✳

    Madrone öffnete leise die Tür und trat in Mayas Zimmer. Sie trug ein sehr altes Tablett, welches der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana im letzten Jahrhundert gedachte. Auf ihm standen zwei von Mayas chinesischen Lieblingstassen, dünn wie Eierschalen, jadegrün mit einem Schmetterlingsmuster und eine braune abgestoßene Teekanne.
    Maya betrachtete Madrone aufmerksam. Sie sah ausgeruht aus, doch da war immer noch ein blasser Unterton in der Färbung ihrer warmen Haut, der von tiefer Erschöpfung sprach.
    »Wie geht es dir heute morgen?« fragte Madrone.
    »Ich lebe noch, was hältst du davon?«
    »Ich bin froh, daß noch jemand da ist,« sagte Madrone, während sie vorsichtig das Tablett niederstellte und sich ans Fußende des Bettes setzte. »du hast wieder mit den Toten gesprochen?«
    »Woher weißt du das?«
    »Da ist dieser gewisse Abwesenheitsblick, den du dann in deinen Augen hast.« Madrone lächelte und schenkte Maya Tee ein. »Gibt es gute Nachrichten von der anderen Seite?«
    »Die Toten sind ärgerlicherweise äußerst rätselhaft.«
    »Sie werden wahrscheinlich von Neuankömmlingen überrollt.«
    Maya nippte an ihrem Tee. Es war Tee von jenen Kräutern, die sie ‘Mystery Mint' nannte. Ziemlich merkwürdige Kräuter, vermutlich eine spontane Kreuzung von Minze und Spearmint im Garten von Black Dragon House. Sie wünschte, es wäre guter alter teeinhaltiger schwarzer Tee gewesen. Etwa English Breakfast-Tee. Den hatte sie so gern gemocht. Mit einem kleinen Schubs Milch. Man fand solche Sachen nicht mehr. Sie hatte sogar alte Teesorten überlebt. Oder vielleicht gab es solchen Tee ja noch irgendwo? In irgendeiner Ecke der großen, weiten Welt, in der sie sich nicht mehr bewegte. Vielleicht tranken in irgendeinem Luxusappartment ihre Feinde, die Stewards, jeden Tag solchen guten Tee.
    »Du bist wirklich besorgt wegen dieser neuen Krankheit, oder?« Maya beobachtete sie.
    Madrone rührte heftig in ihrem Tee. Als sie antwortete, klang ihre Stimme sanft und kontrolliert, doch Maya konnte den verborgenen Schmerz hören.
    »Es hat mich schon wieder getroffen, Counselo ist tot.«
    »Wie konnte das geschehen?«
    »Ihr Fieber schoß plötzlich in die Höhe und löste anhaltende Wehen aus. Am Tag vorher ging's ihr noch gut. Nichts deutete auf ein Problem. Keine Schmerzen, keine Zeichen von toxischen Einwirkungen. Nur diese seltsam erhöhte Temperatur und leichte Kopfschmerzen. Kopfschmerzen, wie Sandy sie auch hatte, bevor er vom Dach fiel.«
    »Du meinst, er fiel wegen des Fiebers vom Dach?«
    »Ja, dessen bin ich gewiß. Ich konnte es fühlen, dieses, dieses Fieber, oder was immer es auch ist. Als sei da irgend etwas in seinem Blut. Ich kann diese fremde Krankheit fühlen, aber ich kann sie nicht sehen oder dingfest machen. Niemand von uns kann herausfinden, was das für eine geheimnisvolle Krankheit ist, wie sie sich verbreitet oder was wir zu erwarten haben. Es tut mir leid Madrina.«
    Was soll ich nur sagen, fragte Maya sich. Sollte sie nicht alt und weise und tröstlich sein. Wann würde sie die große Weisheit plötzlich überkommen, die doch dem Alter zugeschrieben wurde? Würde Weisheit ihr wie züngelnde Flammen oder wie Noahs Taube erscheinen?
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, sagte sie endlich.
    »Du trägst zu viele Bürden für dein Alter.«
    »Ich bin achtundzwanzig. Schon fast erwachsen.«
    »Du bist ein Baby. Noch ein Kind, gerade aus den Windeln. Viel zu jung für das, was du tust. Warum wohl war der Curandera, der Ärztin, die mich in Mexiko im Heilen unterrichtete, nicht erlaubt, irgend jemanden, außer sich selbst, zu behandeln, bis sie dreißig war. Und sie durfte niemanden außerhalb ihrer Familie behandeln bis sie vierzig wurde.«
    »Das hört sich außerordentlich vernünftig an«, gestand Madrone. »Aber wir leben nicht in derart vernünftigen Zeiten.«
    »Auf jeden Fall brauchst du Erholung. Oder zumindest Anregungen, die du in der Gesellschaft einer alten quengeligen Frau nicht bekommst. Hast du etwas von Sage, Nita und Holybear gehört? Wann kommen

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