Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
Vom Netzwerk:
Maske des Weißen Hirschen, dem heiligen Damwild, das die Ponit Reyes Peninsula und die Hänge von Tamalpais durchstreifte.
    Der Träger der Falken-Maske mit seinem geschwungenen, scharfen Schnabel, Wächter der Wesen der Luft, saß im Osten.
    Der Coyote, der eine hölzerne Maske trug, bemalt mit Punkten und Streifen in kräftigen Farben, saß im Süden als Wächter der Energie und des Feuers.
    Im Westen unter einer Maske mit glänzenden Schuppen in Rot und Grün saß der Heilige Lachs. Er galt als Wächter des Wassers, Symbol der Wiederkehr und der Hoffnung.
    Vor langer Zeit waren die Buchten und die Flüsse, die durch die Stadt flossen, die südlichste Grenze des Lachs-Landes gewesen. Sie wurden jährlich von unzähligen Fischen durchzogen, die aus den Tiefen des Meeres zurückkamen, um hier zu laichen und dann zu sterben. Aber der rosa Lachs, der kalifornische Lachs und die großen Regenbogenforellen kamen schon lange nicht mehr in die vergiftete Bucht.
    Der große Traum des Wasser Council und der Toxikologen-Gilde, die gegen Gift im Wasser ankämpfte, war es, den Lachszug wieder herzustellen. Holybear sagte immer, ihre Arbeit sei erst dann erfolgreich, wenn er wieder in seinem Vorgarten sitzen und fischen könnte.
    Obgleich, wie Nita immer einzuwerfen pflegte, es durchaus ein zweifelhafter Segen sein könnte, wenn der Fisch den Weg fand in ihre Nachbarschaft, dort seine Eier ablegte und die Brut dann in den Bächen der City herumschwamm.
    In ihrer Mitte ging der Sprecher der Stimmen umher, der immer entweder ein Mann war, der wie eine Frau gekleidet war – oder umgekehrt. Heute war der Sprecher ein großer, muskulöser Mann, der einen wunderschön verzierten japanischen Kimono trug, dazu eine Menge silberne Armreifen, die, immer wenn er sich bewegte, klangen wie Glöckchen.
    Der Raum war kreisrund und mit einer Lichtkuppel überwölbt. In der Mitte gab es eine wärmende Feuerstelle. Die vier Stimmen hatten jede eine niedrige, kissenübersäte Plattform, die es erlaubte, in der jeweiligen Himmelsrichtung zu sitzen. Alle anderen saßen in einem großen Kreis, auf Kissen, auf Stühlen und auf alten Sofas. Die Versammlung würde diese provisorischen Sitzgelegenheiten eines Tages durch kunstvolle Sitzgestelle mit wunderschönen Sitzpolstern ersetzen, so, wie zuvor schon die alten abgenutzten Teppiche, die einst den Boden bedeckt hatten, durch Läufer ersetzt worden waren, die wahre Kunstwerke darstellten. Sie waren aus handgesponnener Wolle gewebt, in lebhaften Farben und vielschichtigen Mustern, die die heiligen Symbole darstellten.
    Die Stimmen gaben der Zusammenkunft die Atmosphäre eines Rituals. Ohne sie wäre es nur eine gewöhnliche Versammlung gewesen. Madrone, die sich einen Weg zu ihrem Platz bahnte, spürte, wie die Energien dieser Sprecher den Raum durchzogen. In Gedanken sang sie:

    Wenn wir gehen, werden sie bleiben,
    Wind und Fels, Feuer und Regen,
    Sie werden bleiben, wenn wir gehen,
    Das Feuer wird brennen, der Wind wird wehen.

    Sie schaute in die Augen von Coyote, gemalte Spiralen, die sie förmlich in ihre Tiefe zogen. Die Menschen rings umher schienen ihr unwichtig und vergänglich, während die Figuren mit den Masken etwas Ewiges hatten. Und doch konnte sie sich noch deutlich an den Tag erinnern, an dem sie die Sprecher eingeführt hatten. Es war nur knapp fünf Jahre her. Sie war damals eine hingebungsvolle Besucherin jeden Meetings gewesen – ein Stadium, das wohl jeder durchmachen mußte, so sah es wenigstens Maya... Die Versammlungen wurden von vielen kritisiert, sie dauerten zu lange, sie seien zu kopfbetont, und alle fühlten sich hinterher, wenn sie nach Hause gingen, ausgelaugt und ungeerdet. Klar, das war die Natur von Meetings, aber war man denn nicht angetreten, die Dinge zu verändern und zu verbessern? Und auf irgendeine Weise hatte diese Frage in der Versammlung schließlich zur Einrichtung der Sprecher der vier Heiligtümer geführt. Viele Menschen waren der Meinung, ohne die Anwesenheit der vier Heiligen Elemente könne keinerlei Entscheidung getroffen werden. Die Tiere, die Pflanzen, das Wasser, sie hatten keine Stimme im Council und sollten doch bei jeder Entscheidung auch berücksichtigt werden. Nach einer schier endlosen Diskussion kam es zu einem dieser Ausbrüche plötzlicher kollektiver Kreativität – vielleicht war's auch einfach nur Verrücktheit – und sie hatten dieses Ritual eingesetzt, in dem die Repräsentanten der Heiligen Elemente in Trance dasaßen und die

Weitere Kostenlose Bücher