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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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auf dem Bauch von Deckung zu Deckung. Ich komme nach.«
    Er wartete bis Littlejohn verschwunden war. Dann warf er das Metallstück einige Meter weit in ein Gebüsch und kroch vorsichtig hinter Littlejohn her. Kugeln fegten um ihn herum durchs Unterholz. Er rollte sich den Abhang hinunter und fiel schließlich fast über die obere Kante des Hohlwegs. Angstvoll krallte er sich in das lockere Erdreich des Abhangs, um seinen Sturz zu mildern.
    Er schlug hart auf dem Boden auf. Er rang nach Atem. Littlejohn war ganz nah. Auch er keuchte. Hijohn kroch heran und zerrte Littlejohn an den Stamm eines Baumes. Dort richtete er den Keuchenden auf und lehnte ihn an die rauhe Rinde. Bird zwang sich, zu den beiden zu kriechen. Er holte tief Luft und versuchte, seinen keuchenden Atem zu beruhigen. Alles, aber auch wirklich alles schien ihm weh zu tun. »Aber ich lebe”, sagte er sich, »wir leben.«
    »Bist du okay?« fragte er. Hijohn brummte zustimmend. Littlejohn blutete aus einer leichten Schürfwunde am Kopf. Bird riß einen Streifen von seinem T-shirt ab und verband die Wunde. Es war zwar nicht allzu sauber, aber es würde die Blutung stoppen.
    »Tenemos suerte«, sagte Bird.
    »Was?« fragte Hijohn.
    »Heute ist unser Glückstag«, wiederholte Bird, »die hätten uns beinahe gekillt.«
    »Hätt' schlimmer kommen können«, bestätigte Hijohn, »hätten sie Lasergewehre gehabt, wäre der ganze verdammte Wald in Flammen aufgegangen.«
    Sie hörten immer noch Schüsse peitschen.
    »Wie lang' es wohl dauert, bis sie merken, daß wir nicht mehr da oben sind?«, fragte Bird.
    »Nicht lange genug«, meinte Hijohn, »wir sollten von hier verschwinden.«
    »Bist du okay, Littlejohn? Startklar?«
    »Klar«, gab Littlejohn zurück, »auf, auf.«
    Die Sonne stand schon sehr tief. Das Zwielicht verstärkte sich nun von Minute zu Minute. Bird führte die beiden das Bachbett entlang, immer auf Sichtschutz bedacht. Es gab etwas Wasser im Bach, und sie knieten nieder und tranken, indem sie den Dreck durch die Zähne filterten. Könnte schlechtes Wasser sein, dachte Bird, aber wir brauchen jetzt Flüssigkeit. Sie krochen durchs Dickicht, durch Dornen und Wüstenstrauch und ganze Lager von rauhblättrigem Poison-Oak. Und sie hielten durch, bis der Bach eine Biegung machte und sie in einem Seitental ihren Weg nach Norden fortsetzen konnten. Schüsse waren nicht mehr zu hören.
    Die Sonne versank hinter den Hügeln, und die einsetzende Dunkelheit gab ihnen ein neues Gefühl der Sicherheit. Doch das war mehr Einbildung als real. Die Steward konnten mit dem Hubschrauber in Minuten die Strecke fliegen, die sie so mühsam in Stunden zurückgelegt hatten. Nein, sie waren alles andere als sicher.
    Ein kühler Windhauch, der vom Ozean kam, erfrischte die schwitzenden Männer. Bird hoffte, daß sie noch in der gleichen Nacht ein gutes Stück voran kommen würden. Je weiter weg vom Gefangenenlager, desto besser. Er spürte jetzt nicht nur seine Müdigkeit, sondern auch seinen Hunger. Und er wußte, daß es seinen Gefährten nicht besser erging. Morgen, tröstete er sich, morgen, bei Tageslicht, würden sie etwas zu essen finden. Jetzt blieb ihnen nichts, als die Zähne zusammenzubeißen und vorwärts zu marschieren.

    ✳✳✳

    Sie wanderten die ganze Nacht hindurch und den größten Teil des nächsten Tages. Birds Beine fühlten sich an wie Steine – wenn Steine Schmerz empfinden konnten. Dann dachte er gar nichts mehr, er war einfach zu erschöpft. Mühsam setzte er einen Fuß vor den anderen, und noch einen Schritt, und noch einen. Seine Lungen schmerzten, ihm war heiß, als hätte er Fieber.
    Schließlich, in der Hitze des Nachmittags, rasteten sie. Hijohn sah grau aus vor Erschöpfung, und Littlejohns Stirnverletzung fing wieder an zu bluten. Sie hatten nur sehr wenig Wasser gefunden. Doch endlich stießen sie auf einen Bach, der trotz Trockenzeit Wasser führte. Sie knieten nieder und tranken. Hijohn brach im Schatten von Büschen zusammen. Bird hatte nicht übel Lust, es ebenso zu machen, aber er widerstand der Versuchung. Erst einmal einen Blick in die Runde zu werfen, war sicher nicht falsch. Wo es so viel Wasser gab, und offenbar das ganze Jahr, da konnten in der Nähe auch Menschen wohnen. Das versprach zweierlei, Essen, aber auch Gefahr. Er beschloß, beides sofort zu erkunden. Lieber jetzt und sofort, bevor er der Müdigkeit nachgab.
    »Ich gehe und versuche, etwas zum Essen aufzutreiben«, sagte er zu Littlejohn, »willst du mitkommen

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