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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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fühlte sich bis ins Herz erkannt und nach einer Weile akzeptiert.
    »Nicht ganz harmlos«, sagte sie, »aber ich will euch vertrauen.«
    Erneutes Gemurmel und die Gewehre wurden gesenkt. Die Frau machte ein paar Schritte auf Bird zu und streckte ihm die Hand entgegen. Er reichte ihr die seine, und sie hielt sie herzlich zwischen ihren beiden Händen.
    »Willkommen«, sagte sie und deutete auf sich. »Ich bin Rhea.«
    Bird fühlte, wie ihre Berührung ihn durchpulste wie ein elektrischer Schlag. Plötzlich wünschte er nichts mehr, als in diese Arme genommen zu werden, eingehüllt in diese Berührung und in diesen Augen zu versinken. Er fühlte, daß eine Beziehung zu ihr möglich war, und das leidenschaftliche Verlangen danach übertönte sogar seinen Hunger.
    Der Mann ohne Beine steckte seine Waffe in den Gürtel. Er bewegte sich auf ihn zu. Dabei balancierte er graziös auf den Händen und schwang den Körper zwischen den Armen.
    »Ich bin Morton«, sagte er, »willkommen auf dem Tanzplatz der Monster.«
    »Monster?« fragte Littlejohn.
    Morton grinste. »Das sind wir. Passender Name, oder?«
    »Das können sie nun wirklich nicht beantworten, wenn sie ehrlich und auch höflich sein wollen«, sagte eine schlanke junge Frau. Ihr langes schwarzes Haar umrahmte in einer Masse kleiner Locken ihr katzenhaftes dreieckiges Gesicht. Ihre linke Hand hatte die Form einer Klaue. »Ich bin Dana. Willkommen.«
    »Aber wer seid ihr?« fragte Bird. »Und was macht ihr hier?«
    »Wir leben hier«, sagte Rhea.
    »Ist das Land nicht verseucht?«
    »Schau uns doch mal genau an«, sagte Morton, »wir sind alle in Slotown und den Irish Hills geboren, alle, als der alte Reaktor noch in Betrieb war, vermutlich war er leck wie ein Sieb. Aber was hat's die da oben schon gekümmert? Und alle jene, die an Krebs starben, seht ihr hier nicht.«
    »Und ihr lebt hier immer noch?« fragte Littlejohn.
    »Irgendwo müssen wir ja leben«, antwortete Dana.
    »Wir können hier leben«, sagte Morton. »Klar, da gibt's sicher noch Strahlung, die geht ja nicht weg. Aber es ist schon besser als früher. Vor zehn Jahren, während der großen Epidemie, schickten die Hexer aus dem Norden eine Gruppe, die den Reaktor und seine Mannschaft überfiel. Sie haben alles zerschossen und die Kontrolltafeln zerstört. Und sie starben selbst dabei.«
    »Göttin, gib ihnen Frieden«, murmelte Dana.
    Über ihren Köpfen rief eine Krähe. Irgendwo in Birds Rücken zerbrach eine Verhärtung und ganz plötzlich strömten gewaltige Energien sein Rückgrat entlang bis unter die Schädeldecke. Ein Tumult von Bildern jagte ihm durchs Hirn: lange weiße Korridore und ein runder weißer Raum, eingefaßt mit Bildschirmen und Schaltern. Und über allem die Anwesenheit einer mit Leben angefüllten Sache, die eine ganz eigene Schönheit hatte. Materie, die sich selbst zu purer Energie befreite. Eine Erscheinung, die nicht sterben wollte.
    Aber er hatte das Ding getötet.
    »Seitdem ist es hier besser«, fuhr Morton fort. »Die Stewards haben so viele Techniker entlassen, daß die Verwaltung nicht mehr das Know-how hatte, den Reaktor zu reparieren oder ihn gar zu starten. Das Land fühlt sich jetzt besser, und es wurden sogar schon ein paar Kinder geboren, die gesund sind. Nicht von uns, aber da sind auch noch andere Menschen in der Stadt, Deserteure aus der Armee.«
    »Wir arbeiten daran, das Land zu heilen«, sagte Rhea. »Bei den Mondritualen und auf unseren Festen.«
    Bird hörte kaum noch, was sie sagte. Er erinnerte sich an das kalte Metall in seiner Hand, einen altmodischen Revolver, den Tom ihnen aus den Wald-Gemeinden mitgebracht hatte. Und wenn er dem Lauf der Waffe mit den Augen folgte, sah er ein fahl-weißes Gesicht, angstverzerrt und eine teigige Hand, die Schalter nach Schalter umlegte und nach einem vorgegebenen Muster Sicherungsstäbe zwischen die Brennstäbe legte und so den Reaktor runterschaltete. Es hatte sehr sehr lange gedauert. Sie hatten sich gegenseitig beschworen, er und Cleis und Zorah und Tom, während sie ihre Gewehre auf den Mann richteten, damit er tat, was sie wollten.
    »Wir verbreiten weiter die Auffassung, daß dieses Land zu verseucht ist, als daß man etwas damit anfangen könnte«, sagte Morton, »das hält uns ungebetene Einmischung vom Hals.«
    »Wenn es nötig ist, erscheinen wir so lange auf der Bildfläche, bis die Gerüchte wieder überhand nehmen«, sagte Dana.
    Doch Bird hörte sie nicht. Er erinnerte sich an den Überfall auf den

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