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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Land. Die Leitplanke am Rand des Highways gab ihnen gerade soviel Schatten, daß sie dahinter Seite an Seite liegen konnten. Sie rangen nach Luft und kauerten sich aneinander, um etwas Wärme in ihre kalten Körper zurückzubringen. Birds Absicht war, sich in diesem Schatten fortzubewegen, notfalls kriechend und rennend, wenn die Scheinwerfer es erlaubten.
    Leichter Nebel bedeckte den Himmel und bot wenigstens etwas Deckung, obgleich es nahezu Vollmond war. Sie konnten nicht warten, bis der Mond unterging, das würde erst kurz vor Morgengrauen sein. Sie mußten sich beeilen; bis zum Tagesanbruch mußten sie den Umkreis dieser Militärbasis verlassen haben oder zumindest gut versteckt sein. Also drängte er Littlejohn, seine Hose und sein zerrissenes Hemd anzuziehen, und sie machten sich auf den Weg.
    Wenn sie sich auf Händen und Knien fortbewegten, würden die Scheinwerfer über sie hinweggleiten. Während der dunklen Phasen konnten sie rennen und sich auf den rauhen Boden niederwerfen, sobald die Lichter zurückkehrten.
    Eine anstrengende Art zu reisen, lächelte Bird spöttisch. Er dachte an Pilger, die auf den Knien zu Wallfahrtsorten krochen. Seine Knie bluteten schon, und seine Hände waren abgeschürft. Aber sie hatten keine Wahl.
    Nachdem sie mehrere Stunden so weiter gemacht hatten, fragte sich Bird, wie lange er seinen Körper immer wieder nötigen konnte, sich zu bewegen. Er hatte keine Ahnung, wieviel von der Gesamtstrecke sie hinter sich gebracht hatten. Acht Meilen? Nein? Im Osten begann der Himmel grau zu werden, und die Sterne verblaßten. Er trieb Littlejohn an. Er glaubte in der Ferne, etwa eine Meile vor ihnen wieder einen Zaun zu sehen. Das mußte die Stelle sein, wo die Straße eine Biegung landeinwärts machte und die Küstendünen sich nach Westen bewegten. Wenn sie den Zaun vor Tagesanbruch überqueren konnten, würden sie ein Versteck finden.
    Das nächtliche Grau verwandelte sich in zartes Rosa, und das Schwarz verblaßte zu Blau. Sie kamen gut voran, aber nicht gut genug. »Laß uns rennen«, sagte er zu Littlejohn, der nickte. Sie gaben das vorsichtige Kriechen auf und rannten geradeaus. Bird fühlte, daß sein Körper ihm nur noch gehorchte, weil er vorwärts gezwungen wurde. Er hatte weder Kraft noch Schnelligkeit. Aber irgendwie schafften sie es bis zum Zaun. Am Zaun hing ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen auf einem Schild mit der Aufschrift:
    WARNING: TOXIC TERRITORY.
    Was sich auch immer auf der anderen Seite des Zauns befand, konnte für sie nicht halb so gefährlich sein, wie die Straße es in ein paar Minuten sein würde. Bird legte seine Hand auf den Zaun und rüttelte vorsichtig daran. Es war nicht mehr wichtig, ob sie die Wachen aufschreckten. Wenn sie nur über den Zaun kamen, konnten sie sich in dem dichten Unterholz auf der anderen Seite gut verstecken. Littlejohn kletterte schnell über den Zaun, und Bird wollte ihm folgen. Er schaffte ein paar Zentimeter, dann streikte sein krankes Bein. Die Muskeln versagten ihm den Dienst. Bird blieb auf halber Höhe stecken. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren. Littlejohn blickte sich um.
    »Los, komm«, flüsterte er halblaut, drängend.
    »Geh weiter«, sagte Bird. »Ich schaff's nicht.«
    Littlejohn kehrte um, kletterte über den Zaun zurück, packte Bird und zerrte ihn hoch und dann hinüber.
    Auf der anderen Seite fielen sie gemeinsam auf den betonharten Boden. Sie waren erschöpft und atemlos. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Bird seinen Körper wieder fühlen konnte. Ein paar Hautabschürfungen, aber nichts war gebrochen.
    »Bist'e okay?« fragte er Littlejohn.
    »Ja.«
    »Dann laß uns abhauen!«
    Nur eine schmale Straße trennte sie von einer neuen Hügelkette. Sie hatten sie bald überquert und verschwanden im Unterholz. Sie schafften es, noch eine weitere Meile von dem Tor fortzukommen, bevor Bird schließlich zusammenbrach. Er hatte gerade noch genug Kraft, um in den Schatten eines Eichengehölzes zu kriechen und einen Schutzkreis zu schlagen. Dann wurde er fast bewußtlos. Die Sonne schien durch die Blätter, trocknete ihre Kleidung und wärmte ihre Körper. Doch sie nahmen davon nichts wahr. Sie schliefen.

    ✳✳✳

    Der Tag verging, die Sonne ging unter und ließ Dämmerung zurück. Bird fühlte die Kühle im Schlaf, erwachte und öffnete die Augen. Littlejohn schlief noch immer. Bird wollte aufstehen, doch seine Muskeln waren so steif, daß er sich nur auf den Bauch rollen konnte, um sich dann in eine

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