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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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Littlejohn starrte das Essen an. Rhea kam und drückte Bird einen Kanten Brot in die Hand.
    »Iß«, sagte sie, »du bist hungrig.«
    Bird konnte es nicht leugnen. Seine Hand zitterte, als er eine kleine Ecke Brot abbrach und als Opfer ins Feuer warf. Dann biß er ins Brot und begann zu kauen. Schmerzhaft schoß ihm der Speichel in den Mund, und er zwang sich, langsam zu kauen und nicht an dem Brot zu reißen wie ein wildes Tier.
    Littlejohn saß am Boden und gab wimmernde Laute von sich, während er seine Portion hinunterschlang. Als Rhea sah, wie hungrig die Männer waren, brachten sie und Dana ihnen Schüsseln mit Eintopf, noch mehr Brot und süßen Apfelsaft.
    Es dauerte nicht lange, bis Bird merkte, daß er sich zusammennehmen mußte, damit ihm nicht übel wurde. »Mach langsam«, sagte er zu Littlejohn. »Wenn wir jetzt zuviel essen, werden wir's bereuen.«
    »Ihr könntet später weiteressen«, sagte Rhea. Bird fand, daß er sie immer besser verstand, in dem Maße wie sich sein Gefühl für sie vertiefte. »Es ist jetzt Zeit für das Ritual.«
    Sie standen in einem Kreis um das Feuer herum. Morton wandte sich an Littlejohn. »Willst du uns erden?« fragte er.
    Littlejohn sah ängstlich in die Runde. »Ich weiß nichts darüber,« sagte er. »Frag ihn.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Bird. »Er ist ein richtiger Zauberer aus dem Norden. Und er hat echte Energien.«
    »Wir haben nicht so viel in Sachen Energie«, sagte Morton. »Sie brachten unseren Lehrer um, als wir gerade erst begannen zu lernen. Aber wir haben gute Bücher.«
    »Willst du uns erden?« wandte Rhea sich an Bird.
    »Ich fühle mich selbst nicht sehr geerdet«, sagte er, »kann das nicht jemand anderes machen? Und ich werde dann den Schutzkreis schlagen.«
    Die kleine Frau, der der linke Arm fehlte, trat vor. Bird hatte ihren Namen vergessen. Sie holte ein Buch hinter dem Altar hervor, öffnete es und begann laut zu lesen. Die Worte kamen Bird seltsam bekannt vor, aber er brauchte eine Weile, ehe er sie einordnen konnte. Es schockierte ihn, als er erkannte, daß es eine Übung aus einer von Mayas frühen Veröffentlichungen war – diejenige mit der sie sich als Kinder immer amüsiert hatten. Sie hatten gekichert über das, was ihnen damals als eine allzu einfältige Unterweisung erschienen war. Und sie hatten Maya damit aufgezogen, bis diese schließlich auf sie losgegangen war und sie hinausgejagt hatte.
    »Ihr Rangen wißt gar nicht, wie glücklich ihr seid«, hatte sie ihnen damals böse zugerufen. »Wißt ihr überhaupt, wie das ist, wenn man ein halbes Leben ohne Gefühle aufgezogen wird? So daß ihr eurer Intuition nicht trauen könnt, keine Aura sehen könnt und nicht, wie die Energie sich bewegt? Und dann versucht mal, als Erwachsener alles nachzuholen und versucht, das alles zu lernen! Legt mein Buch weg!«
    Er bemerkte jetzt, daß die Frau nur die Anweisungen für eine Erdung vorlas, aber irgendwie ausdruckslos. Mit einem entschlossenen Atemzug erdete er sich selbst, schickte Energiewurzeln durch seine Füße ins Erdreich, schloß den Kontakt zum feurigen Herzen der Erde und zog hinaus in das Mondlicht. Die Lesung endete. Jeder im Kreis sah ernst aus, sogar feierlich, aber er nahm wahr, daß sich ihre Energie-Ausstrahlung kaum verändert hatte.
    »Willst du jetzt den Schutzkreis schlagen?« fragte Rhea.
    Er ging zum Altar, immer noch langsam, sein Bein schmerzte. Er dachte über die Werkzeuge nach. Sie lagen alle in ihrer richtigen Position. Im Osten das Messer, Werkzeug der Luft, Symbol für die Kraft des Geistes, um Entscheidungen vorzunehmen und Trennungen; im Süden der Stab, Werkzeug des Feuers, Symbol für Energie und die Kraft, etwas zu kanalisieren und auszurichten; im Westen eine Tontasse mit dem Wasser, das für Gefühle stand, für Fruchtbarkeit und Liebe; und im Norden ein fünfzackiges Pentagramm in eine Steinplatte eingeritzt, Symbol der Erde, des Körpers, der fünf Sinne, fünf Finger und Zehen, Symbol der vier Elemente, der vier Heiligtümer, verbunden mit dem fünften Heiligtum, dem Geist.
    »Darf ich den Stab benutzen?« fragte er.
    »Er gehört mir«, sagte Morton, »nimm ihn ruhig.«
    Bird nahm den Stab auf und hielt ihn einen Moment in der Hand. Er fühlte die Kraft darin und auch etwas von Morton. Halsstarrige Stärke. Entschlossenheit zu überleben. Er schritt in die Mitte und stand nun am Feuer. Mit einem tiefen Atemzug weitete er seine eigene Energie aus, so daß sie den ganzen Kreis der Umstehenden

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