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Das fünfte Kind. Roman

Das fünfte Kind. Roman

Titel: Das fünfte Kind. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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bloß diesen spuckenden, zischenden kleinen Teufel in den Armen halten würde.« Einflussreich war außerdem ein Essay des amerikanischen Anthropologen Loren Eiseley, der berichtete, er sei während eines Spaziergangs an der amerikanischen Ostküste einem jungen Mädchen begegnet, das der äußeren Erscheinung nach wie eine Neandertalerin wirkte, der man auch vor 50 000  Jahren hätte begegnen können. Entscheidend und inspirierend für Doris Lessing war in diesem Zusammenhang die Vorstellung, dass man, würde man genauer hinsehen, auch heute noch an manchen Menschen Züge früherer, längst untergegangener Spezies entdecken könnte – der Gedanke, dass die Gene jener Spezies noch immer in den Menschen vorhanden sind und wieder zum Vorschein kommen können.
    Insofern wäre es ein Missverständnis, jenes fünfte Kind Ben als zurückgeblieben oder böse wahrzunehmen, wie es in der Kritik hin und wieder geschah. Das Kind ist, so Doris Lessing, »das Resultat eines Gens, das über viele Jahrhunderte hinweg vererbt wurde, es ist nichts anderes als ein Wesen, das zu einer anderen Rasse gehört und in unserer recht komplizierten Gesellschaft gelandet ist. Aber was mich beim Schreiben des Buches faszinierte, war: Wie würden wir damit umgehen, wenn das passieren würde?« Mit
Das fünfte Kind
hat Doris Lessing also ein Experiment angestellt, ein Gedankenspiel, das ohne konkrete »Botschaft« auskommt und dennoch hochpolitisch ist, weil es die Gesellschaft und ihre Mechanismen mit den Mitteln des Geschichtenerzählens erforscht: »Ich bin Schriftstellerin«, resümiert Doris Lessing. »Ich möchte sagen,
nur
Schriftstellerin, ein Mensch der Gegenwart, nicht die Priesterin eines großen Projekts. (…) Außerdem glaube ich nicht, dass die Rolle des Schriftstellers darin bestehen sollte, vorherzusagen, zu verurteilen, zu verkünden und so weiter. Ein Schriftsteller ist kein Professor.« Welches gesellschaftliche Interesse, welche gesellschaftlich relevante Fragestellung bei der schriftstellerischen Arbeit letztendlich im Vordergrund steht, erweist sich im Prozess des Schreibens selbst und steht nicht als zu bearbeitende, zu gestaltende »Botschaft« an dessen Beginn: »Man hat eine Idee. Sie ergreift Besitz von einem. Und dann denkt man Tag und Nacht darüber nach, wie man sie umsetzen soll. Und dann setzt man sie um. Und wesentlich später denkt man dann: ›Ach, ja. Interessante Frage.‹ (…) Wir vergessen gern, dass es in Romanen immer wieder um Lebensbereiche geht, über die noch nicht nachgedacht worden ist, die vor dem Erscheinen des Romans im öffentlichen Bewusstsein noch gar nicht vorgekommen sind.«
     
    Die Frage, wie eine Familie beziehungsweise eine Gesellschaft auf ein fremdes Wesen reagieren würde, das in sie hineingeboren wird, war offenbar nicht ganz einfach zu bearbeiten. Doris Lessing hat mehrfach darauf hingewiesen, dass es eine große Herausforderung für sie war,
Das fünfte Kind
zu schreiben. »Ich habe Blut und Wasser geschwitzt«, sagt sie unmittelbar nach dem Erscheinen des Romans der
New York Times
, »und ich war sehr froh, als er fertig war. Das Schreiben war sehr anstrengend – offenbar hat es mich sehr tief berührt.« Hinzu kam, dass sie gezwungen war, sich zu korrigieren, eine erste Fassung zu verwerfen und einen zweiten Anlauf zu unternehmen. Beim ersten Entwurf hatte sie nämlich gemerkt, »dass er nicht radikal genug war, was die Reaktion der Eltern und der Umwelt betrifft«. Zu harmlos sei die erste Fassung gewesen, zu sehr getragen von der menschlichen Neigung, nicht wahrzunehmen, was sich nicht bewältigen lässt – entsprechend schrieb Doris Lessing um der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit willen eine zweite, in der die Reaktion der Gesellschaft drastischer ausfiel. Doch wie ist jene Gesellschaft, jene Familie eigentlich beschaffen, in die Ben hineingeboren wird, und wie sind ihre Reaktionen zu verstehen?
     
    Doris Lessing lässt die Handlung in den sechziger Jahren des 20 . Jahrhunderts beginnen, die im Roman als »raffgierig und selbstsüchtig« bezeichnet werden. In den darauffolgenden Jahren werden die Zeiten immer rauer, die Kriminalitätsrate steigt, und bald haben die Lovatts den Eindruck, als lebten in England »zwei Völker, nicht eines – Todfeinde, die einander hassten und von denen keiner auf den anderen hörte«. Diese Entwicklung führt in die »barbarischen achtziger Jahre« hinein, in denen der Roman
Das fünfte Kind
entstand.
    Die Familie Lovatt selbst wird

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