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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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umeinander legten und Molotow-Flaschen an ihre perfekten lachenden Lippen hielten. Sie wurden nie betrunken und übergaben sich hinter einer Sanddüne. Es hatte Beschwerden über diese Werbung gegeben: So ein fetter Typ hatte im »Holyrood«, unserem Parlament, gegen die Verherrlichung von Alkohol gewettert.
    Aber die Werbespots wurden nicht verboten, denn der fette Typ verlor die Abstimmung und ertränkte anschließend seinen Kummer in der Parlamentsbar. Und die Molotow-Mädchen und -Jungen spielten weiter im ewigen Sonnenlicht, ihr goldenes Haar flatterte weiterhin in der Brise und ihre Haut leuchtete. Sie waren wie Engel, ungezogene Engel, und auch der Soundtrack war ziemlich cool. Jinn wäre ein perfektes Molotow-Strandgirl.
    Â»Sie sollte was in der Art machen. Sie sollte zur Schauspielschule gehen. Oder Model werden oder so was.« Der Aufblasbare George stand auf und drückte seine Kippe im Gras aus. Er lächelte mich schüchtern an.
    Es war deutlich, dass er unbedingt noch ein bisschen mit Bertha plaudern wollte, deswegen war es nicht nötig, etwas zu sagen. Ich erwiderte einfach nur sein Lächeln. Als er weg war, atmete Foley, der noch immer flach auf dem Rücken lag, erleichtert auf.
    Â»Endlich Ruhe«, sagte er.
    Â»Sei nicht gemein.«
    Â»Er ist ein armer Kerl. Läuft ihr nach wie ein junger Hund.«
    Â»Ich finde es süß«, sagte ich. Ich hatte eigentlich den Nathan-Blick ausprobieren wollen, aber jetzt war ich sauer auf Foley.
    Â»Ja, schon gut.«
    Â»Sie tun nichts Unrechtes.«
    Er öffnete ein Auge und grinste mich an. »Glaubst du nicht, dass sie vögeln?«
    Ich wurde rot. Schon allein der Gedanke! »Sei nicht albern.«
    Â»Warum nicht? Bertha hat zu Hause diesen Idioten am Hals. Und ich glaube nicht mal, dass Mr Bertha so krank ist.«
    Ich hatte denselben Verdacht, war aber nicht in der Stimmung, Foley zuzustimmen.
    Foley drehte den Kopf zur Seite, um mich anzusehen. »Oh, tut mir echt leid. Komm her.« Er streckte einen Arm aus. Der Ärger über ihn lag im Widerstreit mit meinem Selbstmitleid und dem Bedürfnis nach einer Umarmung. Der Kampf dauerte, oh, viereinhalb Sekunden, und dann kuschelte ich mich in seinen Arm. Er sah mich nicht an, legte nur seinen Arm um meinen Nacken und starrte in den Himmel, sodass ich den Nathan-Blick noch immer nicht ausprobieren konnte. Ich änderte hierzu sowieso gerade meine Meinung. Ich glaubte inzwischen, dass er sich nicht vortäuschen ließ.
    Â»Entspann dich doch mal ein bisschen.« Foleys Stimme klang leicht irritiert.
    Oje, ja. Ich hatte all meine Muskeln völlig angespannt und ich knirschte mit den Zähnen. Auf einer der Bänke neben dem Wasser, vor sich eine Almosenschale, die den vorbeischlendernden Fußgängern im Weg war, saß eine Frau in einem schmutzigen geblümten Kleid, die wahllos Noten aus einem unwilligen Akkordeon herausquetschte. Mein Rückgrat war dieses Akkordeon, alle Wirbel fest zusammengedrückt. Als sie es wieder auseinanderzog, gab es ein schmerzliches Geheul von sich, und ich ließ meine Wirbelsäule erschlaffen.
    Â»Ich möchte sowieso mal wissen, was Jinn sich dabei denkt«, sagte er.
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Du weißt aber, dass er in den Knast musste, weil er jemanden niedergestochen hat. Im Süden. Nathan Baird.«
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Foley musste es gespürt haben. »Das war der Grund? Was, tot? «
    Â»Nein. Was aber nicht an mangelndem Willen lag. Er ist ein Scheißkerl. Schlägt ganz nach seinem Vater.«
    Â»Wie ist er denn wieder rausgekommen?«
    Â»Weiß nicht. Hat vermutlich seine Zeit abgesessen. Für Jinn ist das wohl okay.«
    Â»Scheint so.« Ich schluckte. Das Ganze war für mich nicht einfach. »Ich schätze, sie weiß es. Sie ist jedenfalls glücklich.«
    Â»Oh, ja«, sagte Foley voller Ironie. »Solange sie glücklich ist.«
    Â»Es gibt glücklich und glücklich«, sagte ich.
    Schließlich war Lara normalerweise ziemlich fröhlich gewesen, aber nicht auf gute Art. Ungut-glücklich ist, wenn dir das Leben und die Welt und deine Probleme völlig egal sind, weil du vergessen hast, dass sie da sind. Ungut-glücklich war Laras Verfassung, als sie vor diesen Vauxhall Astra lief. Ungut-glücklich war vermutlich auch der Fahrer, der viel zu viel Alkohol intus hatte, oder war er zu schnell gefahren?, doch

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