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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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hatte Haare, die im Sonnenlicht glänzten, und Hände, die behaglich um meine passten, und eine Haut, die entfernt wie Red Bull, vermischt mit frisch gemähtem Gras, roch. Jinn hatte eine winzige x-förmige Narbe am Kinn, weil sie mit sieben Jahren vom Rad gefallen war. Sie konnte mit dem Daumen an der Wirbelsäule rauf und runter fahren, damit man einschlief. Jinn hatte diese physische Existenz, auch wenn ihr Körper jetzt kalt war, und ich hatte sie wirklich im Stich gelassen, weil ich weggegangen und sie dort auf dem Seziertisch hatte liegen lassen.
    Â»Hast du irgendetwas von Nathan Baird gehört?«
    Die beiden sahen mich an, der junge Polizist und die Polizistin. Sie hatten ein professionelles Gesicht aufgesetzt, eines, das dich denken lässt, es würde poliert und am Ende der Schicht in einen Schrank gepackt.
    Â»Hat Nathan versucht, sich mit dir in Verbindung zu setzen?«, versuchte er es erneut.
    Was, damit ich ihn mit einem Küchenmesser ersteche?
    Das habe ich nicht gesagt – als ob! ich! –, aber ich muss es irgendwie telegrafiert haben, denn er schaute herunter auf sein Notizbuch und räusperte sich. Es war wirklich nur eine Formalität.
    Â»Nein«, war alles, was ich sagen konnte.
    Sie tauschten einen Blick. Ich fragte mich, ob sie miteinander schliefen. In ihrem Schrank.
    Ãœberaus taktvoll und überaus sanft fragten sie mich, wann Nathan verschwunden war. Konnte ich mich an die genauen Daten erinnern? Hatte Jinn gesagt, wohin er ging?
    Ich schaute aus dem Fenster, während ich versuchte, mich durch den dichten nassen Nebel des Schmerzes in meinem Gehirn zu erinnern. Jinns Windmühlen drehten sich im Wind, leuchteten und glitzerten, und das Windspiel klirrte, zu verheddert, um richtig zu klingeln. Die Sonne schien ganz hell und durch die harte Erde lugten bereits Schneeglöckchen hervor. Der hässliche Wasserspeier wirkte irgendwie einsamer denn je, so als sei seine Maske schieläugiger Aggression ein bisschen verrutscht. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass dies tatsächlich der Fall war. Der Frost hatte seinen Kopf diagonal entzweigeteilt und der obere Teil war ein paar Millimeter verrutscht. Irgendwie passte das zu ihm, aber er sah wirklich elend aus, die arme kleine Sau. Ich würde versuchen müssen, das wieder in Ordnung zu bringen.
    Â»Ich werde umziehen müssen«, sagte ich plötzlich.
    Warum war mir dieser Gedanke nicht schon früher gekommen? Unser Haus hatte zwei Schlafzimmer, und ich konnte kaum erwarten, dass man mir erlauben würde, hierzubleiben.
    Die Dicke Bertha wählte diesen Augenblick, um aus der Küche hereingeschlurft zu kommen, ein Tablett mit Tassen in der Hand. »Wirst du nicht.« Dabei sah sie die Polizisten an, als ob die das entscheiden könnten.
    Â»Ich glaube nicht, dass das Wohnungsamt zur Eile drängen wird«, beruhigte die Frau.
    Â»Das sollten sie auch schön sein lassen«, sagte Bertha drohend.
    Ich dachte, ich würde vielleicht ohnehin ausziehen wollen, war aber nicht in der Lage, es zu sagen und Verrat an Berthas unerschütterlicher Loyalität zu begehen. Die beiden Polizisten stellten noch ein paar Fragen über Jinns »Lebensstil«, ihre Freunde und ihre Kunden. Sie wussten von Jinx. Sie konnten ihr Handy nicht finden, obwohl sie jeden Millimeter Schlamm am Grund des Teichs abgesucht hatten, aber ich denke, das war lediglich ein bisschen ärgerlich für sie. Die Sache war ziemlich eindeutig. Dennoch stellten sie Fragen.
    Wahrscheinlich hielten sie meine einsilbigen Antworten für Trotz statt Normalität, aber ich konnte einfach nicht denken. Der einzige »Kunde«, den ich kannte, war Tom, und er war nicht einmal ein zahlender Kunde.
    Â»Fällt dir sonst noch irgendwas ein, Ruby? Irgendwas, das du uns sagen kannst?«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Ich nahm nicht an, dass es relevant sei, aber ich wollte nichts auslassen. »Ich habe mitbekommen, wie sie sich gestritten haben«, sagte ich.
    Beide hoben erwartungsvoll die Augenbrauen, sahen einander bewusst nicht an.
    Â»Wer, Ruby?«
    Â»Jinn und – er. Nathan.«
    Wenn ich darüber nachdachte, hatte ich sie vorher nie streiten gesehen. Aber da waren sie gewesen, am helllichten Tag, auf dem mit Glassplittern übersäten Pfad hinter dem Spielplatz. Ich war ein ganzes Stück von ihnen entfernt und war völlig geschockt stehen geblieben, und sie waren zu

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