Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
beschäftigt damit, sich anzuschreien, um mich zu bemerken.
    Oder genauer: Nathan schrie. Deswegen hörte ich, was er sagte. Jinn hatte die Hände zu Fäusten geballt und sie hatte ihn gerade angeschnauzt und da muss er die Beherrschung verloren haben.
    Â»Du bist diejenige, die sagt, dass wir das Geld brauchen! Du!«
    Ich hatte geschluckt, war zurückgewichen und in die andere Richtung gegangen. Ich erinnerte mich, dass ich gedacht hatte, dass er ziemlich undankbar sei, wenn er wegen der Sache mit der Prostitution wütend war. Aber ich wollte auf keinen Fall in die Sache mit hineingezogen werden.
    Als sie die Geschichte aufgeschrieben hatte, steckte die Polizistin ihr Notizbuch weg. »Wenn Nathan versucht, mit dir Kontakt aufzunehmen, musst du uns sofort anrufen.«
    Bertha setzte sich und legte mir den Arm um die Schulter. Ich wünschte, sie würde das sein lassen; ich fühlte mich erstickt, wie von einem riesigen Fangarm, aber ich hatte nicht den Mut, ihren Arm wegzuschieben. Als die Polizisten sich erhoben, um wegzugehen, ergriff ich die Gelegenheit, ebenfalls aufzustehen, um ihrem Arm zu entkommen. Was mir wieder Schuldgefühle bereitete.
    Â»Wir werden uns wieder melden«, sagte die Frau. »Wir halten dich über die Entwicklungen auf dem Laufenden.«
    Vielleicht war ich zu pessimistisch, aber ich bezweifelte, dass es Entwicklungen geben würde. Nicht solange Nathan nicht auftauchte und selbst dann müsste er noch ein Geständnis ablegen. Jinn hatte zu lange in diesem Wasser gelegen. Ihre Leiche war konserviert, doch seine DNA nicht. Sie war in kaltem Bernstein gefangen gewesen, doch dies war nicht der Jurassic Park, und sie konnten sie nicht wiederherstellen.
    Bertha blieb noch, um sicherzugehen, dass ich okay war. Ich wollte das nicht wirklich, aber es war sehr nett von ihr. Sie schien sehr unsicher zu sein, was sie sagen sollte. Gott, war ich so unangenehm, wenn ich nicht sprechen konnte? Ich wurde so gereizt, dass ich ungewollt Sachen sagte, nur um eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
    Â»Sie glauben, dass er noch andere Mädchen getötet hat, stimmt’s?«, fragte ich.
    Bertha nickte und gab zu viel Zucker in meinen Tee. »Klingt so.«
    Â»All diese Mädchen im Wasser. Ich erinnere mich an sie.«
    Sie tätschelte meine Hand. »Wenigstens wissen sie es jetzt. Sie wissen, nach wem sie suchen.«
    Â»Ja.«
    Doch wenn ich an diesen Tango, diesen Blick, diesen Ich-liebe-dich-Blick dachte, konnte ich es noch immer nicht ganz glauben.
    Aber vielleicht hatten der Tango und der Blick eine Menge damit zu tun.
    Ich erinnerte mich, wie Nathans Teelöffel gegen eine zarte Porzellantasse klirrte. Du weißt, was sie für dich tut, hatte ich ihm gesagt.
    Zu ihr hatte ich gesagt: Macht es ihm nichts aus?
    Gott, ich dumme Zicke hatte eine so große Klappe.
    Â»Sie werden ihn bald finden«, sagte Bertha.
    Â»Vermutlich.«
    Â»Er hat Panik gekriegt, ist weggelaufen, aber sie werden ihn finden. Du brauchst keine Angst zu haben. Er wird nicht zurückkommen, es sei denn, sie schleppen ihn zurück.«
    Es war mir nicht in den Sinn gekommen, dass ich Angst haben müsste, bis sie das sagte. Danke, Bertha.
    Wir wanderten mit unseren Teetassen hinaus in den Garten. Es war kalt, eine stille, windfreie Kälte, die dir bis in die Knochen zieht. Ich fühlte mich wie sechzig. Das ist die liebe, alte Ruby, die ihre Dahlien begutachtet. Ihre Schwester ist gestorben, wissen Sie? Jinn ist nie gealtert so wie Ruby. Auch das Alter konnte ihr nichts anhaben, sie verwelkte nicht. Selbst wenn sie gern die Chance gehabt hätte zu verwelken, es war ihr nicht vergönnt.
    Aber ich hatte gar keine Dahlien, nur tote Gänseblümchen und blattlose Stängel. Würde ich in ein paar Monaten noch hier wohnen, um dem Garten in Jinns leuchtenden Buntstiftfarben wieder Farbe zu verleihen? Wer weiß? Ich hoffte, es würde noch lange dauern, bevor der Sommer kam.
    Jemand hustete. Ich schaute hoch, war nie im Leben so froh über eine Unterbrechung gewesen. Der Aufblasbare George drückte das Tor auf, ganz zaghaft, wollte nicht stören. Es ist schrecklich, wenn Leute das tun. Du hast das Gefühl, nett sein und sie ermutigen zu müssen.
    Das tat ich jedoch nicht. Ich lächelte nur, was ihn sichtlich verwirrte. Doch in seiner Gegenwart wurde Bertha wieder selbstsicher, so als habe sie Bestätigung gebraucht. Ihr schwoll scheinbar vor Stolz die

Weitere Kostenlose Bücher