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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Brust an ob seiner bewundernden Aufmerksamkeit. Es ärgerte mich nicht, obwohl sie mich umarmte. Ich freute mich für sie.
    Ich goss den Bodensatz meines Tees auf den Wasserspeier, als würde ich ihn segnen. (Ich schwöre, dass er zusammenzuckte, eine Grimasse zog und sich schüttelte.) »Du kannst ruhig gehen, es ist okay.«
    Â»Oh, Ruby. Bist du sicher?«
    Â»Bist du sicher, Liebes?«, wiederholte George. Er runzelte die Stirn und zog gleichzeitig die Augenbrauen hoch, was ihm einen seltsamen und ziemlich verwunderten Gesichtsausdruck verlieh.
    Â»Ja, ehrlich. Ich komme schon klar. Okay?« Ich legte ein bisschen Aggressivität in das letzte Wort, denn ansonsten hätte ich Bertha vierzehn Tage lang am Hals gehabt.
    Â»Kommst du allein zurecht?«
    Â»Ja, kein Problem. Komme ich.«
    Â»Na gut«, sagte sie kopfschüttelnd, »wenn du zurechtkommst.«
    Â»Wenn du zurechtkommst.« Da war wieder dieses Echo von George.
    Ich zwang mich, nicht die Augen zu rollen.
    Â»Ruby, du kannst mich telefonisch immer erreichen. Ruf einfach an, wenn du mich brauchst.«
    Â»Ja. Natürlich. Sicher.«
    Sie holte Luft, um noch ein bisschen weiter zu protestieren, doch der Aufblasbare George griff nach ihrem Ellbogen. »Ich bringe dich nach Hause, Bertha.« Er sah sie mit seinen traurigen Clooney-im-Schlafrock-Augen an. »Für dich war es auch ein Schock.«
    Â»Oh. Ja. Danke, George.«
    Trotz der Ablenkungen gefiel es mir, wie Berthas Augen plötzlich leuchteten, und ich musste mich wegdrehen, um mein Lächeln zu verbergen. Es wäre nicht angemessen gewesen, wenn man mich schon so bald wieder hätte lächeln gesehen, und ich fühlte mich schlecht, es überhaupt zu tun.

Vierundzwanzig
    Ich hatte gedacht, ich würde allein sein wollen. Es überraschte mich, wie schwer die Leere des Hauses auf mir lastete und die Lautheit der Stille. Ich konnte mich nicht hinsetzen, nicht bevor ich nicht einen Sessel in die Ecke gezogen hatte, damit ich mit dem Rücken zur Wand saß und das gesamte Zimmer sehen konnte. Es war nicht Angst. Es fühlte sich eher an wie ein gespanntes Warten, das Warten darauf, dass Jinn zur Haustür hereinkäme. Deswegen erschreckte mich das zögerliche Klopfen, als es dann kam, nicht so sehr, wie du dir vielleicht vorstellst.
    Ich wusste, dass sie es nicht sein konnte. Ich wusste es genau, sodass ich kein Problem damit hatte, die Tür zu öffnen. Als ich dort Foley stocksteif und hilflos stehen sah, war ich total erleichtert und überwältigt von einem unangemessenen Glücksgefühl. Ich stürzte mich in seine Arme.
    Â»Verdammt kalt draußen«, sagte er.
    Er war kein besonders guter Koch – er konnte natürlich Hundefutter machen, was, wenn ich jetzt darüber nachdenke, heißt, dass er ein Drei-Gänge-Dinner kochen konnte, das aus Braten bestand –, aber er warf seine Jacke und eine DVD aufs Sofa, küsste mich wieder und stellte Popcorn in die Mikrowelle. Seine Lippen waren kalt von der Luft draußen. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen.
    Â»Ich wollte eigentlich beim Imbiss was zum Essen holen«, rief er von der Küche aus, als ich heimlich an seinem Jackenfutter roch, »aber dann dachte ich, dass du bestimmt keinen Hunger hast.«
    Womit er recht hatte. Sein gesunder Menschenverstand war mir lieber als Mitleid. Ich nahm die DVD in die Hand und studierte den Rückdeckel. »Bist du sie losgeworden?«
    Keine Namen, kein Strafexerzieren.
    Â»Ja. Mum holt sie heute ab. Nach den Pfadfindern.«
    Â»Pfad …«, begann ich, zuckte dann die Schultern und schloss den Mund. Ich drehte die DVD um. Die Plastikhülle war durch Zahnabdrücke beschädigt. Manchmal wunderte es mich, dass Foley und Mallory selbst nicht angenagt waren. »Den hab ich noch nicht gesehen.«
    Â»Er ist witzig.«
    Einige lange Sekunden lang herrschte Schweigen. Es hing im Raum, bis sein verlegenes Gesicht um die Wohnzimmertür lugte.
    Â»Tut mir leid«, sagte er.
    Ich lächelte ihn an. Es sind die Gedanken der Menschen, die einen nerven! Meine Schwester wurde gerade erdrosselt und in einem Teich zurückgelassen. Foleys miserable Filmauswahl würde die Dinge nicht entscheidend verschlechtern. Ich brauchte sowieso etwas Dummes, Nichtssagendes. Ich brauchte ganz sicher nicht Saw III . Ich brauchte diesen lahmen Streifen, der im letzten Sommer so fürchterliche Kritiken bekommen

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