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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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diesen Aufwand nicht etwa getrieben, um sich behaglich zurück zulehnen und Musicalmelodien zu lauschen oder sich Familienserien anzusehen. Die Kassetten da im Regal«, er beugte sich vor und deutete darauf, »enthalten lauter Kriegsfilme - das Brutalste vom Brutalen. Und auf dem Bord darüber haben wir die Leckerbissen: Die Cover sehen aus wie die von ganz gewöhnlichen Kinohits - aber wenn man eine der Kassetten in den Recorder schiebt, erlebt man eine Überraschung: Am goldenen See zum Beispiel hätte einen weit weniger romantischen Titel verdient: Pomografie der übelsten Sorte. Benton und ich haben uns gestern den ganzen Tag damit um die Ohren geschlagen, uns den Dreck anzusehen. Man hält es nicht für möglich, auf was für Sauereien Menschen kommen. Ich hatte unentwegt das Gefühl, eine Desinfektionsdusche nehmen zu müssen.«
    »Haben Sie auch selbstgedrehte Filme gefunden?«
    »Nein - und auch keine Fotoausrüstung.«
    Ich wandte mich wieder den Aufnahmen zu. Im Eßzimmer stand ebenfalls ein Glastisch, der in diesem Fall von Acrylstühlen ergänzt wurde. Auch hier nackter Holzboden. Ich hatte noch nirgends einen Teppich entdeckt.
    Die Küche war supermodern und makellos sauber. An den Fenstern hingen graue Jalousetten. In keinem der Räume, die ich bisher gesehen hatte, gab es Vorhänge oder Stores - nicht einmal oben, wo dieses Ungeheuer schlief. Das riesige Messingbett war weiß bezogen, hatte jedoch keine Überdecke. Offene Kommodenschubladen gaben den Blick auf die Aufwärmanzüge frei, von denen Marino mir erzählt hatte, und in Schachteln auf dem Boden lagen abgepackt OP-Handschuhe und Booties.
    »Ich habe noch nie ein Haus gesehen, in dem es nicht mindestens einen Teppich gab.« Ich reichte Marino das Kuvert zurück.
    »Es gibt auch nirgends Vorhänge«, sagte er. »Nicht mal in der Dusche - die hat Glastüren. Kein Stoff - außer Handtücher, Bettwäsche und Kleidung ...«
    »Die er wahrscheinlich ständig wäscht.«
    »Sein Lincoln hat Lederpolster«, berichtete Marino weiter. »Und auf dem Boden liegen Plastikmatten.«
    »Hat er irgendwelche Haustiere?« »Nein.«
    »Die Art, wie das Haus eingerichtet ist, hat vielleicht nicht ausschließlich mit seiner Persönlichkeit zu tun.«
    Marinos Blick traf den meinen. »Ja - das denke ich auch.«
    »Er hat dafür gesorgt, nach Möglichkeit keine Fasern zurückzulassen.«
    »Haben Sie sich je Gedanken darüber gemacht, daß die verlassen aufgefundenen Wagen so sauber waren?« Hatte ich.
    »Vielleicht hat er sie nach den Verbrechen ausgesaugt.«
    »Bei einer Autowaschanlage?«
    »Bei einer Tankstelle, in einer Wohnanlage - Münzstaubsauger gibt es an allen möglichen Orten. Die Morde wurden spätabends begangen - um diese Zeit dürfte er beim Staubsaugen allein auf weiter Flur gewesen sein.«
    »Das Bild, das wir von ihm bekommen, zeigt einen Menschen von geradezu besessener Ordentlichkeit und Vorsicht - einen äußerst mißtrauischen Menschen, der darüber Bescheid weiß, welche Dinge der Spurensicherung Aufschluß geben.« Marino lehnte sich zurück. »Ich bin am Wochenende zu dem Seven-Eleven rausgefahren, in dem Deborah und Fred zum letztenmal lebend gesehen wurden, und habe mit dem Mädel gesprochen.«
    »Mit Ellen Jordan?«
    Er nickte. »Ich zeigte ihr eine Reihe von Fotos und fragte sie, ob einer der abgebildeten Männer dem Typ ähnlich sähe, der sich an dem fraglichen Abend einen Kaffee kaufte. Sie deutete auf Spurrier.«
    »War sie sich sicher?«
    »Ja. Sie sagte, er habe eine dunkle Jacke getragen, sei überhaupt dunkel angezogen gewesen. Ich denke, er hatte da schon einen Aufwärmanzug an. Ich habe mir eine Menge Dinge durch den Kopf gehen lassen. Fangen wir mit denen an, die wir wissen. Das Innere der verlassenen Wagen war peinlich sauber, und in den vier Fällen vor Deborah und Fred wurden weiße Baumwollfasern vom Fahrersitz sichergestellt, richtig?«
    »Richtig.«
    »Okay. Ich nehme an, der Kerl fuhr auf Opfersuche durch die Gegend, und dann fielen ihm Fred und Deborah auf. Vielleicht saßen sie nahe beieinander im Wagen, vielleicht hatte sie den Kopf an seine Schulter gelegt. Das törnt ihn an. Er verfolgt die beiden also, kommt gleich nach ihnen in den Supermarkt, nachdem er seinen Aufwärmanzug angezogen hat. Kann aber auch sein, daß er ihn schon anhatte. Er lungert bei den Zeitschriften rum, kauft sich einen Kaffee und hört, was die jungen Leute mit Ellen reden, daß sie ihnen den nächsten Rastplatz empfiehlt, auf dem es eine

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