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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bei den anderen vorgegangen - bei meiner Tochter und bei Fred.«
    Sie sagte das alles, als wisse sie es mit Bestimmtheit. Pat Harvey hatte Steven Spurrier bereits verurteilt.
    »Aber er wird nie für Debbies Ermordung bestraft werden«, fuhr sie fort. »Das weiß ich jetzt.«
    »Es ist zu früh, um etwas zu wissen. Es kann auch noch Belastendes entdeckt werden«, erwiderte ich ruhig. »Es gibt keinen Beweis. Was in seinem Haus gefunden wurde, genügt nicht. Es wird vor keinem Gericht standhalten - falls die Fälle überhaupt jemals vor Gericht verhandelt werden sollten. Man kann niemanden dadurch eines Kapitalverbrechens überführen, daß in seinem Haus Zeitungsausschnitte und OP-Handschuhe entdeckt wurden - und schon gar nicht dann, wenn die Verteidigung behauptet, die Indizien seien ihm untergeschoben worden, um ihn zu belasten.«
    Sie hat mit Abby gesprochen, dachte ich unglücklich.«
    »Der einzige Hoffnungsschimmer könnte das Blut im Volkswagen der beiden Mädchen sein«, fuhr sie leise fort. »Es hängt alles von der DNS-Analyse ab - und da werden Fragen offenbleiben, da die Morde bereits acht Jahre zurückliegen. Selbst wenn die Ergebnisse übereinstimmen und das Gericht dies als Beweis akzeptiert, ist nicht gesagt, daß die Geschworenen das ebenfalls tun werden - vor allem, da die Polizei die Mordwaffen noch immer nicht gefunden hat.«
    »Sie suchen nach wie vor.«
    »Er hatte reichlich Zeit, sich ihrer zu entledigen«, antwortete sie - und damit hatte sie natürlich recht.
    Marino hatte herausgefunden, daß Spurrier in einem Fitneßclub in der Nähe seines Hauses trainierte. Sein Spind war nicht nur abgeschlossen, sondern zusätzlich mit einem Vorhängeschloß gesichert - und leer! Keine Spur von der blauen Sporttasche, mit der Spurrier mehrfach gesehen worden war - und sie würde unauffindbar bleiben, dessen war ich sicher.
    »Was kann ich für Sie tun, Mrs. Harvey?«
    »Ich möchte, daß Sie mir meine Fragen beantworten.«
    »Und welche sind das?«
    »Gibt es Fakten, die über das hinausgehen, was ich Ihnen gerade erzählte?«
    »Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Polizei und FBI arbeiten intensiv an der Aufklärung des Mordes an Ihrer Tochter«, erwiderte ich vage.
    Sie starrte ins Leere. »Und - werden Sie über eventuelle Fortschritte informiert?«
    Offenbar wurde sie nicht informiert - jedenfalls nicht von den Leuten, die unmittelbar mit den Nachforschungen befaßt waren. Sie war eine Ausgestoßene, ja sogar eine lächerliche Figur. Mir gegenüber würde sie das nicht zugeben, aber das war der Grund dafür, daß sie sich an mich wandte.
    »Glauben Sie, daß Steven Spurrier meine Tochter umgebracht hat?«
    »Warum sollte meine Meinung eine Rolle spielen?« wich ich aus.
    »Für mich tut sie das.«
    »Weshalb?«
    »Sie sind nicht leichtfertig - ich glaube nicht, daß Sie voreilige Schlüsse ziehen oder etwas glauben, nur weil Sie es glauben wollen. Sie kennen die Beweise...«, ihre Stimme zitterte,«... und Sie haben Debbie untersucht.«
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    »Ich frage Sie noch einmal: Glauben Sie, daß Steven Spurrier der Mörder der Pärchen ist - Debbies Mörder?«
    Ich zögerte - nur einen Augenblick, doch der genügte: Als ich ihr sagte, daß ich diese Frage wirklich nicht beantworten könne, weil ich es nicht wisse, hörte sie mir gar nicht zu. Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch und stand auf. Ich brachte sie zur Tür und sah ihr nach, als sie davonfuhr.
    Abby kam erst nach Hause, als ich es aufgegeben hatte, auf sie zu warten, und ins Bett gegangen war. Ich schlief unruhig und wachte auf, als ich im Parterre Wasser laufen hörte. Ein Blick auf meinen Wecker zeigte mir, daß es fast zwölf war. Ich stand auf und zog mir meinen Morgenrock über.
    Sie mußte mich gehört haben, denn als ich ihr Zimmer erreichte, stand sie in der Tür. Sie hatte einen Schlafanzug an und war barfuß.
    »Du bist aber noch spät auf«, stellte sie fest.
    »Du auch.«
    »Ich...« Sie beendete den Satz nicht. Ich trat ins Zimmer und setzte mich auf die Bettkante.
    »Was ist los?« fragte sie unbehaglich.
    »Pat Harvey war heute abend hier - das ist los. Du hast mit ihr gesprochen.«
    »Ich habe mit einer Menge Leute gesprochen.«
    »Ich weiß, daß du ihr helfen willst«, sagte ich. »Ich weiß, daß du empört darüber bist, in welcher Weise der Tod ihrer Tochter dazu benutzt wurde, sie zu vernichten. Mrs. Harvey ist eine großartige Frau, und ich glaube, es liegt dir wirklich etwas

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