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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Schreibtisch und schaute die Unterlagen durch. Das Blut aus dem Volkswagen gehörte zur Gruppe Null, und die weiteren Differenzierungen ergaben eine Kombination, die auf etwa acht Prozent der Bevölkerung zutraf. Die Testmethoden waren vor acht Jahren noch nicht so ausgereift und umfangreich gewesen wie heutzutage, doch die gewonnenen Erkenntnisse stimmten mit denen überein, die die Untersuchungen von Spurriers Blut geliefert hatten. Auch er hatte Blutgruppe Null, die Untergruppen waren grundlegend gleich, doch da auf mehr Enzyme getestet worden war, hatten die zusätzlichen Ergebnisse die Kombination auf etwa ein Prozent Häufigkeit reduziert. »Das genügt nicht für eine Mordanklage«, sagte ich zu Marino. »Dazu gehört mehr als die Tatsache, daß sein Bluttyp ihn einer Gruppe von Tausenden zuordnet.«
    »Ein verdammter Jammer, daß die Tests von damals nicht mehr hergeben!«
    »Seinerzeit hat man noch nicht auf so viele Enzyme getestet«, antwortete ich.
    »Vielleicht kann man das ja nachholen.« Er sah mich hoffnungsvoll an. »Wenn das Blut dann auch auf ein Prozent Häufigkeit reduziert wäre...«
    »Es ist zu alt«, fiel ich ihm ins Wort. »Nach so vielen Jahren haben die Enzyme degeneriert, und damit würden die Resultate heute ungenauer ausfallen als die damaligen. Wir haben keine andere Wahl, als die DNS-Ergebnisse abzuwarten. Und außerdem«, fügte ich hinzu, »wissen Sie so gut wie ich, daß Spurrier, selbst wenn Sie ihn jetzt festnehmen könnten, sofort wieder auf Kaution frei wäre. Ich hoffe, er steht noch unter Beobachtung.«
    »Er wird mit Adleraugen bewacht - und Sie können darauf wetten, daß er das weiß. Das Gute daran ist, daß es ihm unter diesen Umständen kaum gelingen wird, noch jemanden umzubringen - das Schlechte ist, daß er Zeit und Gelegenheit hat, alle Beweisstücke beiseite zu schaffen, die wir möglicherweise übersehen haben. Die Mordwaffen, beispielsweise.«
    »Und die von uns angenommene Sporttasche.«
    »Wir haben sie nicht gefunden - dabei haben wir alles getan, außer die Fußbodenbretter rauszureißen.«
    »Vielleicht hätten Sie das tun sollen.«
    »Ja - vielleicht.«
    Ich versuchte mir vorzustellen, wo Spurrier eine Sporttasche versteckt haben konnte - und dann fiel es mir ein. Ich verstand nicht, weshalb ich nicht schon früher darauf gekommen war.
    »Wie ist Spurrier gebaut?«
    »Er ist nicht sehr groß, aber er sieht ziemlich kräftig aus - und drahtig.«
    »Dann trainiert er wahrscheinlich«, meinte ich.
    »Gut möglich. Warum?«
    »Wenn er das in einem Verein wie dem YMCA oder einem Fitneßclub tut, dann hat er dort wahrscheinlich ein Spind. Ich zum Beispiel habe eines im Westwood Club, wo ich Tennis spiele. Wenn ich etwas verstecken wollte, wäre dort ein guter Platz. Niemand würde etwas dabei finden, wenn ich den Club mit einer Sporttasche verließe oder sie in meinem Spind einschlösse.«
    »Eine interessante Idee - ich werde mich mal in der Richtung umhören.« Er zündete sich noch eine Zigarette an und öffnete seinen Aktenkoffer. »Ich habe Fotos von seiner Luxusbleibe da - wenn Sie die sehen wollen...«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. »Ich habe volles Haus unten., antwortete ich. »Wir müssen schnell machen.«
    Er reichte mir einen dicken braunen Umschlag herüber. Die Aufnahmen waren der Reihenfolge nach geordnet und begannen mit einer Außenansicht des von Komellkirschen gesäumten, im Kolonialstil gebauten Hauses, zu dessen schwarzer Tür ein Plattenweg führte. Links befand sich eine gepflasterte Zufahrt zu der ans Haus gebauten Garage.
    Das nächste Foto zeigte das Wohnzimmer. Auf dem kahlen Holzfußboden stand ein graues Ledersofa vor einem gläsernen Couchtisch, in dessen Mitte aus einem Korallenbrocken eine bizarre Pflanze aus Messingdraht wuchs. Ein Exemplar des Smithsonian lag bündig mit zwei Tischkanten, auf der Zeitschrift eine Fernbedienung, die, wie ich vermutete, zu dem Fernsehprojektor gehörte, der wie ein Raumschiff unter der weißgetünchten Decke schwebte. Ein über zwei Meter breiter Bildschirm bildete die Rückwand der schlichten Bar über dem Bücherregal, in dem ordentlich beschriftete Videokassetten und Dutzende von Büchern standen, deren Titel ich nicht erkennen konnte. Rechts neben dem Regal eine komplizierte elektronische Anlage.
    »Der Kerl hat sein eigenes Kino«, sagte Marino. »Rundum-sound und Lautsprecher in jedem Zimmer. Der Kram hat wahrscheinlich mehr gekostet als Ihr Mercedes - und unser Freund hat

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