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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Quantico und ich hier - und das tat auf Dauer nicht gut. Ich hatte nicht die Absicht, Richmond zu verlassen, und er hatte nicht die Absicht, hierherzuziehen. Er erwog, in den Außendienst zurückzugehen, sich zu einem anderen Büro versetzen zu lassen, einen Posten in D. C. anzunehmen - und das ging so weiter und weiter, bis wir nur noch stritten.« Ich hielt inne und suchte nach Worten, um zu erklären, was mir selbst niemals klar sein würde. »Vielleicht bin ich einfach zu festgefahren in meinen Vorstellungen.«
    »Du kannst nicht mit jemandem zusammen sein und weiterleben, als seist du allein, Kay.«
    Wie viele Male hatten Mark und ich diesen Satz einander an den Kopf geworfen? Es kam der Punkt, an dem wir uns nichts Neues mehr zu sagen hatten.
    »Ist die Wahrung eurer Selbständigkeit den Preis wert, den ihr beide dafür zahlt?«
    Es gab Tage, an denen ich dessen nicht mehr ganz sicher war - doch das verriet ich Abby nicht.
    Sie zündete sich eine Zigarette an und griff nach der Flasche. »Habt ihr euch je beraten lassen?«
    »Nein.«
    Das stimmte nicht ganz: Mark und ich waren zwar nie gemeinsam bei einer Beratung gewesen, aber ich war allein hingegangen - und ich ging heute noch zu dieser Psychotherapeutin. Allerdings nur sporadisch.
    »Kennt er Benton Wesley?« fragte Abby unvermittelt.
    »Natürlich. Benton hat ihn an der Akademie ausgebildet - lange bevor ich nach Virginia kam. Sie sind eng befreundet.«
    »Und was macht Mark in Denver?«
    «,Keine Ahnung. Er hat irgendeine Sonderaufgabe.«
    »Weiß er über die Fälle hier Bescheid - über die Pärchen?«
    »Ich nehme es an. Warum?«
    »Ach - nur so. Sei auf jeden Fall vorsichtig mit dem, was du ihm erzählst.«
    »Er hat heute abend zum erstenmal seit Monaten angerufen - ich habe gar keine Möglichkeit, ihm viel zu erzählen.«
    Sie stand auf, und ich brachte sie zu ihrem Zimmer. Als ich ihr ein Nachthemd gab und das Bad zeigte, fuhr sie fort: »Er wird wieder anrufen - oder du rufst ihn an. Bitte überleg dir sorgfältig, was du ihm sagst.«
    »Ich habe nicht vor, ihn anzurufen«, erwiderte ich.
    »Es ist zum Verrücktwerden!« seufzte Abby. »Zwei egozentrische Dickschädel! Da hast du meine Charakterisierung - ob sie dir gefällt oder nicht.«
    »Ich habe um acht Uhr Dienst«, wechselte ich das Thema. »Um sieben wird aufgestanden.«
    »Was für eine erhebende Aussicht.« Sie umarmte mich und küßte mich auf die Wange.
    Am Wochenende stand ich früh auf, um die Post zu kaufen. Ich konnte Abbys Story nirgends entdecken. Auch nicht in der nächsten Woche und der Woche darauf. Seltsam. Ging es Abby gut? Weshalb hatte ich seit ihrem Besuch nichts mehr von ihr gehört?
    Ende Oktober rief ich in der Redaktion der Post an.
    »Tut mir leid«, sagte eine gestreßt klingende Männerstimme. »Abby ist freigestellt - sie kommt erst im August zurück.«
    »Ist sie noch in der Stadt?« fragte ich verdutzt.
    »Keine Ahnung.«
    Ich legte auf, suchte in meinem Telefonbuch ihre Privatnummer heraus und versuchte es bei ihr zu Hause. Ein Anrufbeantworter erklärte mir, sie sei nicht da. Sie rief nicht zurück - und auch auf meine Anrufe in den nächsten Wochen reagierte sie nicht. Kurz nach Weihnachten erlebte ich dann eine Überraschung. Am Montag, dem sechsten Januar, fand ich beim Heimkommen einen Brief im Kasten. Er hatte keinen Absender, doch ich erkannte die Schrift sofort. Als ich den Umschlag öffnete, fand ich darin einen gelben Notizzettel, auf dem »Gruß, Mark« stand - und eine Meldung aus der Nerv York Times. Abby Tumbull, las ich fassungslos, hatte einen Vertrag für ein Buch über das Verschwinden von Deborah Harvey und Fred Cheney unterschrieben - und über die »erschreckenden Parallelen« zu den anderen vier Paaren aus Virginia, die verschwunden und später tot aufgefunden worden waren. Abby hatte mich vor Mark gewarnt - und jetzt warnte er mich vor ihr. Oder hatte er einen anderen Grund, mir diesen Artikel zu schicken?
    Lange Zeit saß ich am Küchentisch und . kämpfte gegen die Versuchung an, Abby eine wütende Nachricht auf Band zu sprechen oder Mark anzurufen. Schließlich entschied ich mich dafür, mich an meine Therapeutin zu wenden.
    »Sie fühlen sich hintergangen«, folgerte Anna, nachdem ich meiner Empörung gründlich Luft gemacht hatte.
    »Das ist sehr milde ausgedrückt.«
    »Sie haben gewußt, daß Abby eine Story für die Zeitung schreiben wollte. Ist es denn so viel schlimmer, ein Buch zu schreiben?«
    »Sie hat mir nicht gesagt, daß

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