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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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an, in welcher Beziehung sie zu der jeweiligen Person steht«, erklärte sie. »Beim Tarot sind Kelche Liebes- und Gefühlskarten - so wie Schwerter und Pentagramme Geschäfts und Geldkarten sind. Im herkömmlichen Kartenspiel ist der Herzbube eine Liebes- und Gefühlskarte. Sie kann sehr gut sein. Oder sehr schlecht - wenn die Liebe vergangen ist oder sich in Rachegelüste oder Haß verwandelt hat.«
    »Wie unterscheidet sich der Hetzbube von der Hetzzehn oder vom Herzkönig?«
    »Der Bube ist eine Bildkarte. Er kann das Symbol für einen Soldaten sein - oder einen Mann, der sich so sieht. Es könnte auch jemand sein, der auf dem Schlachtfeld der Geschäftswelt kämpft. Oder ein Leistungssportler. Der König ist ebenfalls eine Bildkarte. Er repräsentiert jedoch eher eine Führungspersönlichkeit - oder jemanden, der sich so sieht: einen Vater, einen Chef - etwas in dieser Richtung. Bei den Herzkarten wirkt das Gefühlsmoment dem Geschäfts- und Geldmoment entgegen.«
    Wieder klingelte das Telefon.
    Eine ganze Weile saß Hilda in sich gekehrt da - dann sagte sie plötzlich: »Glauben Sie nicht alles, was Sie hören, Dr. Scarpetta.«
    Ich sah sie verblüfft an. »Wie meinen Sie das?«
    »Etwas, das Ihnen sehr wichtig ist, verursacht Kummer und Schmerz. Es hat mit einer Person zu tun - mit einer Freundin, vielleicht auch einer romantischen Beziehung. Es könnte auch ein Familienmitglied sein - ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ein Mensch, der eine große Rolle in Ihrem Leben spielt. Doch Sie hören vieles und bilden sich vielleicht auch vieles ein. Die Dinge sind oft nicht so, wie sie scheinen.«
    Mark! dachte ich. Ich mußte mehr erfahren: »Handelt es sich um jemanden, der derzeit in meinem Leben ist - jemanden, mit dem ich häufig zusammentreffe?«
    Sie dachte nach. »Da ich Verwirrung spüre und viel Unbekanntes, denke ich, daß es niemand ist, dem Sie augenblicklich nahestehen. Ich fühle eine Distanz - nicht notwendigerweise geographisch. Eine Entfernung, die es Ihnen schwermacht, zu vertrauen. Mein Rat ist, die Dinge auf sich beruhen zu lassen, in dieser Angelegenheit im Moment nichts zu unternehmen. Es wird eine Lösung kommen. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann - aber inzwischen sollten Sie sich entspannen und nicht auf die Verwirrung hören oder impulsiv handeln. Und da ist noch etwas: Schauen Sie über das hinaus, was direkt vor Ihnen liegt. Ich weiß nicht, was es ist, aber es gibt etwas Wichtiges, das in der Vergangenheit geschehen ist. Es wird Ihnen einfallen und Sie zur Wahrheit führen - aber Sie werden die Bedeutung nicht erkennen, wenn Sie sich nicht öffnen. Lassen Sie sich von Ihrem Vertrauen führen.«
    Wann würde ich begreifen, was sie mir da gesagt hatte?
    Auf einmal wurde mir bewußt, daß Marino schon eine halbe Ewigkeit draußen war. Ich stand auf, um nach ihm zu sehen. Meine Knie zitterten.
    Marino trank zwei Bourbon mit Wasser auf dem Flughafen von Charlotte - und noch einen, als wir in der Luft waren. Auf dem ganzen Rückflug sprach er kaum ein Wort.
    Als wir in Richmond zu unseren Wagen gingen, ergriff ich die Initiative: »Wir müssen reden«, sagte ich und kramte meine Autoschlüssel heraus.
    »Nicht heute.«
    »Es ist schon fast fünf«, ignorierte ich seine Ablehnung.
    »Kommen Sie doch mit zu mir. Ich koche uns was.«
    Er blinzelte. Lag das am Wind - oder hatte er Tränen in den Augen? Was war mit ihm los?
    »Sind Sie sauer auf mich, Marino?«
    »Nein, Doc - ich möchte bloß allein sein.«
    Also doch Tränen. »Ich glaube nicht, daß Ihnen das jetzt guttäte«, meinte ich.
    Er schloß den obersten Knopf seines Mantels, murmelte »bis dann« und stapfte davon.
    Ich fuhr nach Hause. Auch ich war aufgewühlt und mußte mich regelrecht zwingen, etwas so Profanes zu tun wie kochen: Es würde mir helfen, mich wieder in den Griff zu bekommen. Ich schnitt Zwiebelwürfel und hatte sie gerade in eine Pfanne mit heißem Olivenöl gegeben, als es klingelte. Der Blick durch den Spion zeigte mir zu meiner Verblüffung, daß Marino draußenstand.
    »Ich hatte das da in der Tasche.« Er hielt mir das entwertete Flugticket und Papierkram von der Mietwagenfirma hin. »Ich dachte, Sie brauchen die Sachen vielleicht für Ihre Steuererklärung oder so.«
    »Danke.« Ich wußte, daß er nicht deshalb gekommen war: Selbstverständlich war ihm klar, daß ich diese Unterlagen nicht benötigte. »Ich bin gerade dabei, Abendessen zu machen. Kommen Sie doch rein.«
    »Viel Zeit habe ich nicht.« Er sah mir

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