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Das fünfte Paar

Das fünfte Paar

Titel: Das fünfte Paar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nicht an alles erinnern, was ich sagte.«
    »Ich muß ein paar Schritte gehen«, murmelte Marino und stand auf.
    Hilda schien weder überrascht noch betroffen, als er hinausging und die Fliegentür hinter sich zufallen ließ.
    »Hilda«, wandte ich mich an sie. »Als Sie mit Mrs. Harvey zusammen waren, haben Sie da auch von ihr etwas gespürt? Hatten Sie zum Beispiel den Eindruck, daß sie etwas darüber wußte, was mit ihrer Tochter geschehen war?«
    »Ich fühlte ein starkes Schuldbewußtsein - als halte sie sich für verantwortlich. Aber das ist nicht erstaunlich: Wenn ich es mit jemandem zu tun habe, dessen Angehöriger verschwunden oder ermordet worden ist, sind immer Schuldgefühle da. Ungewöhnlich war ihre Aura.«
    »Ihre Aura?« Ich wußte, was eine Aura im medizinischen Sinne war - ein Erregungszustand, der einem epileptischen Anfall vorausgehen kann -, aber ich glaubte nicht, daß Hilda davon sprach.
    »Auren sind für die meisten Menschen unsichtbar«, erklärte sie. »Ich sehe sie farbig - als einen Schein, der eine Person umgibt. Mrs. Harveys Aura war grau.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Grau ist weder tot noch lebendig. Ich verbinde es mit Krankheit - mit jemandem, der krank an Leib, Geist oder Seele ist. Als ziehe etwas die Farbe aus seinem Leben.«
    »Wenn man ihre emotionale Verfassung zum damaligen Zeitpunkt bedenkt, klingt das einleuchtend«, meinte ich.
    »Das ist richtig - aber ich erinnere mich, daß es mir Unbehagen bereitete. Ich spürte, daß sie irgendwie in Gefahr sein könnte. Ihre Schwingungen waren nicht gut, nicht positiv, nicht gesund. Ich fühlte, daß sie drauf und dran war, sich einer Gefahr auszuliefern oder sich durch ihr eigenes Handeln Schaden zuzufügen.«
    »Haben Sie früher auch schon mal eine graue Aura gesehen?« fragte ich.
    »Nicht oft.«
    Ich konnte nicht widerstehen: »Welche Farbe hat meine?«
    »Gelb - mit ein bißchen Braun drin.«
    »Das ist merkwürdig.« Ich war überrascht. »Ich trage niemals diese Farben. Ich glaube sogar, daß ich überhaupt nichts Gelbes oder Braunes in meinem Haus habe. Aber ich liebe Sonnenschein und Schokolade.«
    Sie lächelte. »Ihre Aura hat nichts damit zu tun, was Sie gerne mögen. Gelb kann durchgeistigt bedeuten - und Braun verbinde ich mit gesundem Menschenverstand. Jemand mit einer braunen Aura steht mit beiden Füßen auf dem Boden der Wirklichkeit. Ihre Aura zeigt eine interessante Mischung - jedenfalls so, wie ich sie für Sie auslege. Die Farben bedeuten für jeden Menschen etwas anderes.«
    »Und was sehen Sie bei Marino?«
    »Einen dünnen roten Rand«, antwortete sie. »Rot bedeutet häufig Zorn. Ich würde meinen, er hat zuwenig Rot.«
    »Ist das Ihr Ernst?« Das letzte, was Marino meiner Meinung nach brauchte, war mehr Zorn.
    »Wenn jemand keine Kraft hat, dann sage ich ihm, er brauche mehr Rot in seinem Leben: Es gibt ihm Energie, befähigt ihn, sein Leben zu meistern, seine Sorgen zu bewältigen. Rot kann sehr positiv sein, wenn es richtig eingesetzt wird. Aber ich spüre, daß er Angst vor seinen Gefühlen hat - und diese Furcht schwächt ihn.«
    »Hilda - haben Sie auch Fotos von den anderen Pärchen gesehen?« Sie nickte zustimmend. »Mrs. Harvey hat sie mir gezeigt - aus der Zeitung.«
    »Und - haben Sie sie berührt? "Gelesen" ?«
    »Ja.«
    »Was spürten Sie?«
    »Tod«, sagte sie. »Alle diese jungen Leute waren tot.«
    »Und was ist mit dem hellhäutigen Mann, der vielleicht einen dunklen Bart hat oder dessen Gesicht teilweise durch etwas Dunkles verdeckt ist?«
    Sie dachte nach. »Ich erinnere mich, daß ich Freundlichkeit spürte. Das erste Zusammentreffen war nicht beängstigend. Keiner der jungen Menschen hatte am Anfang Angst. Das war mein Eindruck.«
    »Ich möchte Sie jetzt etwas über eine Spielkarte fragen«, sagte ich. »Sie erwähnten, daß Sie Leuten die Karten legen. Benutzen Sie dazu normale Spielkarten?«
    »Das ist unterschiedlich.«
    »Und wie funktioniert es?«
    »Ich bitte die betreffende Person, abzuheben, nehme dann die Karten nacheinander auf und sage, welche Eindrücke ich bekomme.«
    »Wenn Sie einen Herzbuben aufheben - hat der eine besondere Bedeutung?«
    »Das hängt von dem Menschen ab, mit dem ich es zu tun habe - welche Schwingungen ich von ihm auffange. Wissen Sie: Man kann zu völlig unterschiedlichen Schlüssen kommen. Aber allgemein gesehen ist der Herzbube gleichbedeutend mit dem Ritter der Kelche beim Tarot.«
    »Eine gute Karte oder eine schlechte?«
    »Das kommt darauf

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