Das fünfte Verfahren
— , wollte man die Erfindung ausschlachten. Ich rede von den
Ölgesellschaften und den Geheimdiensten. Aber die Erfindung war
verschwunden. Sdenko Matitch hatte die Unterlagen gestohlen, und Fernèse war
wahnsinnig geworden. Daraufhin wurde ein wahres Spinnennetz von Geheimagenten
über den gesamten Erdball gespannt, um irgendeine Spur zu finden, die zu den
Dokumenten führte. Ohne Erfolg. Sdenko Matitch blieb nach seinem Diebstahl wie
vom Erdboden verschluckt. Ich nehme an, daß Jackie Lamour die Briefe von ihm
hatte. Sie haben doch bestimmt früher schon von Charles Lantenant gehört, nicht
wahr?“
„Dem Spezialisten für das Stehlen von
Geheimnissen?“ fragte ich, indem ich mein frisch erworbenes Wissen an den Mann brachte.
„Genau dem. Jackie Lamour hielt sich
ganz in seiner Nähe auf, und das muß Matitch gewußt haben. Die Tänzerin
erkannte die Bedeutung der Briefe, die der Kroate ihr anbot. Sie setzte sich
mit der Erdölgesellschaft in Verbindung, die natürlich ebenfalls wußte, wieviel
die Forschungsunterlagen von Victor Fernèse wert waren. Der Agent M5 sollte
André Clément kontaktieren, den Mann also, der für Jackie Lamour den
Unterhändler spielte. Dédé war Lantenants Leutnant, sozusagen...“
In diesem Augenblick schoß mir durch
den schmerzenden Kopf, daß diese kleinen Kleinigkeiten meinem Freund Kommissar
Faroux bekannt sein mußten. Doch, Freund Florimond hatte mir einiges
verheimlicht. Na ja, ich mußte zugeben, daß das nur die Kehrseite der Medaille
war. Schließlich hatte ich ebenfalls mit gezinkten Karten gespielt.
„Man kann sich nun fragen“, fuhr der
Deutsche fort, „warum Matitch nicht versucht hat, die Briefe direkt zu
verkaufen. Warum hat er Jackie eingeschaltet? Wahrscheinlich wollte er sich
nicht zu weit vorwagen, auch wenn er dadurch finanzielle Verluste hinnehmen
mußte. Nach seinen Schwierigkeiten mit der Gestapo...“
„Vielleicht konnte er die Briefe nicht
entschlüsseln?“ warf ich ein.
„Das kann niemand.“
„Was?“
„Die Briefe waren nicht ohne Grund mit
einem schwarzen Seidenband versehen. Der Schlüssel zu dem Code stand auf diesem
Band, das chemisch behandelt worden war.“
Vor Aufregung lief mir der Schweiß
übers Gesicht.
„Aber... aber... Das Band ist doch
zusammen mit den Briefen verbrannt, am Alten Hafen...“
„Ja, allerdings.“ Der Deutsche machte
eine fatalistische Handbewegung. „Die Briefe alleine haben nicht mehr denselben
Wert. Aber man würde trotzdem viel Geld dafür zahlen... Weiter im Text: Jackie
Lamour setzt sich also mit der Erdölgesellschaft in Verbindung, und M5 soll
kommen, um das Geschäft abzuschließen. Inzwischen ist aber so einiges passiert.
Ein berühmter Privatdetektiv klaut der Tänzerin die Briefe im Auftrag eines
Abenteurers, der daraus Kapital schlagen will. Matitch wird fälschlicherweise
als Dieb identifiziert und liquidiert. Seine Leiche wird in Paris entdeckt.
Jemand, der nur aus dem Grunde in der Gestapo ist, um den Kroaten zu suchen, da
man weiß, daß er früher einmal selbst zu dieser Geheimpolizei gehört hat,
dieser Jemand also erfährt von dem Mord und reißt die Ermittlungen an sich. Im
Moment besitzt er einen gewissen Einfluß. Wenn seine Mission erst einmal
abgeschlossen ist, wird sich das ändern, ich sag’s Ihnen lieber jetzt schon.
Doch bis dahin steht es in seiner Macht, Ihnen zu ermöglichen, wieder in Ihre
Wohnung nach Paris zurückzukehren, Monsieur Burma. Und zwar erhobenen Hauptes,
in aller Ruhe.“
„Vielen Dank“, sagte ich. „So langsam
geht es mir nämlich schon auf die Nerven, nie meinen richtigen Namen laut sagen
zu dürfen.“
„Ich hätte Sie für bescheidener
gehalten“, lachte er. „Ihr richtiger Name wird noch oft genug genannt werden,
nur keine Angst! Denn wir müssen Sie ja wieder auferstehen lassen. Keine
Kleinigkeit, nicht wahr?“
„Ach, mit den Journalisten werd ich
schon fertig. Das gibt einen Bombenartikel für Marc Covet. Den bin ich ihm auch
schuldig...“
„O.K. Um wieder auf unsere Geschichte
zurückzukommen: Nach dem Mord an Matitch sieht sich unser Jemand veranlaßt,
eine andere Person zu beobachten, deren Verbindungen zu den Geheimdiensten der
Erdölgesellschaften Mitteleuropas ihm bekannt sind. Übrigens hat er diese
Person schon eine ganze Weile im Auge. Und so kommt es, daß M5 die
Instruktionen niemals erhält.“
Er wedelte mit dem Brief der Erdölgesellschaft
herum. „Er hat seine Schuldigkeit getan“, fügte er hinzu und hielt
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