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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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diese Sache bald ausgestanden. «
    » Solange ich so lieben Besuch bekomme, darf sich die Sache gerne noch etwas hinziehen «, sagte Olaug lachend. Dann legte sie sich die Hand entsetzt auf den Mund: » Oje! Was habe ich da gesagt. Dieser Mensch bringt ja Leute um, oder? «
    Die Wanduhr im Wohnzimmer schlug vier Mal, als sie das Zimmer betraten.
    » Tee, meine Liebe? «
    » Gerne. «
    » Darf ich allein in die Küche gehen? «
    » Ja, aber wenn ich mitkommen dürfte … «
    » Kommen Sie, kommen Sie. «
    Bis auf einen neuen Herd und einen modernen Kühlschrank sah die Küche aus, als sei seit den letzten Kriegstagen nichts verändert worden. Beate machte es sich auf einem Stuhl an dem großen Holztisch bequem, während Olaug das Wasser aufsetzte.
    » Es riecht gut hier drinnen «, sagte Beate.
    » Findest du? «
    » Ja, ich mag Küchen, die so riechen. Ehrlich gesagt, ziehe ich Küchen sowieso vor. Ich bin eh keine Freundin von Wohnzi m mern. «
    » Nicht? « Olaug Sivertsen legte den Kopf auf die Seite. » Weißt du was? Ich glaube, wir haben etwas gemeinsam. Ich bin auch ein Küchenmensch. «
    Beate lächelte.
    » Das Wohnzimmer zeigt, wie man wirken will. In der Küche entspannen sich alle ein bisschen mehr, da hat man eher das Recht, man selbst zu sein. Und kaum waren wir in der Küche, schwupps, ist mir schon das Du herausgerutscht … «
    » Das finde ich ganz in Ordnung so. «
    Die beiden Frauen lachten.
    » Weißt du was? Dann nenne mich doch einfach Olaug «, schlug die alte Dame schmunzelnd vor. » Ich bin froh, dass sie gerade dich geschickt haben. Ich mag dich. Und da brauchst du nicht rot zu werden, meine Liebe, ich bin nur eine alte, einsame Frau. Heb dir das für deinen Kavalier auf. Oder bist du bereits verheiratet? Nein? Nicht. Nun, das ist auch kein Weltunte r gang. «
    » Warst du mal verheiratet? «
    » Ich? « Olaug lachte, während sie die Tassen auf den Tisch stellte. » Nein, ich war so jung, als Sven auf die Welt kam, dass ich dazu nie eine Chance hatte. «
    » Nicht? «
    » Doch, vielleicht hatte ich die eine oder andere Gelegenheit. Aber eine Frau in meiner Situation stand damals ja so tief im Kurs, dass die Angebote meistens von Männern kamen, die sonst niemand haben wollte. Man sagt nicht von ungefähr, Gleich zu Gleich gesellt sich gern. «
    » Nur weil du allein erziehend warst? «
    » Nein, meine Liebe, weil Sven das Kind eines Deutschen war. «
    Es pfiff leise aus dem Teekessel.
    » Jetzt verstehe ich «, sagte Beate. » Dann hatte er es in der Jugend sicher nicht leicht, oder? «
    Olaug starrte vor sich hin, ohne das lauter werdende Pfeifen zu beachten. » Er hatte es ganz und gar nicht leicht. Bei dem Gedanken kommen mir noch immer die Tränen. Der arme Junge. «
    » Das Teewasser … «
    » Siehst du, man wird senil. « Olaug nahm den Kessel von der Platte und goss ein.
    » Was macht dein Sohn jetzt? «, fragte Beate mit einem Blick auf die Uhr. Viertel nach vier.
    » Import. Verschiedene Waren aus den früheren Ostblocksta a ten. «
    Olaug lächelte.
    » Ich weiß nicht, wie gut er damit verdient, aber das Wort gefällt mir. Import. Auch wenn das nur Unsinn ist. Ich mag das. «
    » Dann ist ja alles gut gegangen mit ihm. Trotz der Schwieri g keiten in der Jugend, meine ich. «
    » Jaja, aber das war nicht immer so. Ihr habt sicher eine Akte über ihn. «
    » Wir haben über viele Leute Akten. Viele von denen sind heute wichtige Leute. «
    » Es ist etwas geschehen, als er in Berlin war. Ich weiß nicht , was. Sven hat nie darüber geredet, was er macht. Er war schon immer ein Geheimniskrämer. Es kann gut sein, dass er seinen Vater gesucht hat. Und ich glaube, das war gut für sein Selbs t wertgefühl. Ernst Schwabe war ein stattlicher Mann. «
    Olaug seufzte. » Aber ich kann mich auch irren. Auf jeden Fall hat sich Sven verändert. «
    » In welcher Hinsicht? «
    » Er ist ruhiger geworden. Früher war er ständig auf der Jagd. «
    » Wonach? «
    » Allem Möglichen. Geld, Abenteuer, Frauen. Er ähnelt seinem Vater, verstehst du. Ein unverbesserlicher Romantiker und Frau enheld. Auch Sven mag junge Mädchen. Und sie ihn. Aber ich habe ihn im Verdacht, ein ganz besonderes Mädchen gefunden zu haben. Am Telefon hat er mir gesagt, er habe Neuigkeiten für mich. Er hörte sich richtig entspannt an. «
    » Hat er nicht gesagt, um was es geht? «
    » Er wolle warten, bis er selbst hier ist. Das hat er jedenfalls gesagt. «
    » Hier ist? Hier? «
    » Ja, er kommt heute Abend, vorher

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