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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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wir wohl warten, bis wir ihn haben. «
    » Was verstehst du denn nicht? «
    » Ein ganze Menge. Zum Beispiel, warum er eine der Leichen versteckt hat. Oder Kleinigkeiten. Warum er allen Opfern einen Finger der linken Hand abgetrennt hat, immer einen anderen. Bei der ersten den Zeigefinger, bei der zweiten den Mittelfinger, dann den Ringfinger … «
    » Der Reihe nach, also. Vielleicht ein Systematiker. «
    » Ja, aber warum fängt er dann nicht mit dem Daumen an? Soll uns das was sagen? «
    Øystein lachte laut. » Pass bloß auf, Harry. Mit den Codes ist es wie mit den Frauen. Wenn es dir nicht gelingt, sie zu kn a cken, knacken sie dich. «
    » Das hast du schon mal gesagt. «
    » Habe ich das? Gut, da siehst du, was ich für ein rücksicht s voller Mensch bin. Ich traue meinen Augen nicht, aber ich glaube, ich bekomme gerade einen Fahrgast, Harry. Bis de m nächst. «
    » Okay. «
    Harry sah den Rauch in Zeitlupe Ballett tanzen. Blickte auf die Uhr.
    Eine Sache hatte er Øystein nicht verraten. Dass er das Gefühl hatte, die restlichen Details würden sich bald klären und die Puzzlestücke an ihre Plätze fallen. Das war zu perfekt. Denn trotz der Rituale war an den Morden etwas Gefühlloses, eine fast auffällige Abwesenheit von Gefühlen wie Hass, Begierde oder Passion. Oder Liebe, wenn man so wollte. Sie waren zu perfekt ausgeführt worden, beinahe mechanisch, lehrbuchartig. Es fühlte sich an, als spielte er Schach gegen einen Computer und nicht gegen ein zerisse nes, geistesgestörtes Hirn. Aber das würde die Zeit zeigen.
    Wieder blickte er auf die Uhr.
    Sein Herz schlug sacht.

 
    KAPITEL 27
Samstag. Die Aktion
    O tto Tangens Laune wurde immer besser.
    Er hatte ein paar Stunden geschlafen und war mit dröhnenden Kopfschmerzen von wütendem Klopfen an der Tür geweckt worden. Als er öffnete, waren Waaler, Falkeid von der Berei t schaft und ein gewisser Harry Hole, der überhaupt nicht wie ein Hauptkommissar aussah, hereingestürzt und hatten sich über die schlechte Luft in seinem Bus beschwert. Doch nachdem er aus einer seiner vier Thermoskannen Kaffee getrunken, die Bil d schirme eingeschaltet und die Bänder auf Aufnahme gestellt hatte, überkam Otto diese angenehme, kitzelnde Spannung, die sich immer einstellte, wenn er auf ein Objekt wartete.
    Falkeid erklärte, dass sie seit dem Abend überall im Haus Wachen postiert hatten. Hundeführer hatten den Dachboden und den Keller durchsucht, um sicherzugehen, dass sich niemand im Gebäude versteckte. Nur Hausbewohner waren gekommen und gegangen. Außer bei dem Mädchen in 303. Sie hatte einen Typen mit aufs Zimmer genommen, den sie den Wachen gegenüber als ihren Freund bezeichnet hatte. Falkeids Leute waren auf ihren Plätzen und warteten auf Befehle.
    Waaler nickte.
    Falkeid überprüfte in regelmäßigen Abständen die Funkve r bindung zu den Einsatzkräften. Das war nicht Ottos Baustelle. Er schloss die Augen und genoss die Geräusche. Die kurze Sekunde sphärischen Rauschens, wenn einer den Sprechknopf losließ, gefolgt von gemurmelten, unverständlichen Codewo r ten. Eine Geheimsprache für Erwachsene.
    » Smork Tinne. « Otto formte lautlos die Worte und stellte sich vor, an einem Herbstabend im Apfelbaum zu hocken und die Erwachsenen hinter dem erleuchteten Fenster zu beobachten. » Smork Tinne « in die Blechdose mit dem Draht zu flüstern. Der über einen Zaun führte, hinter dem Nils mit der anderen Blec h büchse am Ohr stand. Wenn er nicht wieder einmal die Lust verloren hatte und zum Essen nach Hause gegangen war. Diese Blechdosen hatten nie funktioniert wie im Pfadfinderbuch beschrieben.
    » Dann können wir loslegen «, sagte Waaler. » Mit der Uhr alles in Ordnung, Tangen? «
    Otto nickte.
    » Sechzehnhundert «, sagte Waaler. » Punkt, jetzt. «
    Otto startete die Zeitanzeige. Zehntel und Sekunden rannen über den Bildschirm. Er spürte das stumme, freudvolle Kinde r lachen in seinen Eingeweiden beben. Dies hier war besser als der Apfelbaum, besser als Aud Ritas Cremeschnitten, besser als ihre lispelnd gestöhnten Hinweise, was er mit ihr anstellen solle.
    Showtime.
     
    O laug Sivertsen lächelte an der Tür, als handele es sich bei Beate um einen lang erwarteten Gast. » Sie besuchen mich wieder! Kommen Sie doch herein! Die Schuhe können Sie anbehalten. Schlimm, diese Hitze, finden Sie nicht auch? «
    Olaug Sivertsen ging ihr über den Flur voraus.
    » Machen Sie sich keine Sorgen, Fräulein Sivertsen. Es sieht so aus, als wäre

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