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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Zielobjekt sollte so übe r rascht sein, dass es mental nicht mehr in der Lage war, Wider stand zu leisten.
    Otto schnippte die Zigarette weg. Die Falle war aufgebaut. Jetzt hieß es auf die Ratte warten.
    Die Polizisten sollten gegen drei Uhr da sein. Waaler hatte für die Zeit davor und danach jeden Zutritt zu dem Bus verboten. Es würde ein langer, heißer Tag werden.
    Otto legte sich auf die Matratze am Boden und fragte sich, was jetzt wohl in Zimmer 303 vor sich ging. Er sehnte sich nach seinem eigenen Bett, nach dem Schwanken, nach Aud Rita.
     
    I m gleichen Moment fiel hinter Harry die Haustür ins Schloss. Er blieb stehen, um sich die erste Zigarette des Tages anzuzü n den, und blickte blinzelnd hoch zum Himmel, an dem der Mor gendunst wie eine dünne Gardine hing, die von der Sonne bereits weggebrannt wurde. Er hatte geschlafen. Ein tiefer, zu sammenhängender, traumloser Schlaf. Es war kaum zu glauben.
    » Heute wird es stinkend heiß, Harry! Der Wetterbericht hat den wärmsten Tag seit 1907 angekündet. Mal sehen. «
    Das war Ali, der Nachbar aus der Wohnung unter Harry und Inhaber des Niazi. Egal, wie früh Harry aufstand, Ali und sein Bruder waren schon aktiv. Ali deutete mit dem Besen auf etwas am Boden.
    Harry kniff unwillkürlich die Augen zusammen, um erkennen zu können, worauf Ali deutete. Ein Hundehaufen. Den hatte er noch nicht bemerkt, als Vibeke am Abend zuvor exakt am gleichen Ort gestanden hatte. Da hatte wohl jemand nicht aufgepasst, als er in der Nacht –oder am frühen Morgen –seinen Hund ausgeführt hatte.
    Harry sah auf die Uhr. Es war der Tag. In ein paar Stunden würden sie eine Antwort haben.
    Harry sog den Rauch in seine Lungen und spürte, wie die Mischung aus frischer Luft und Nikotin seine Maschine in Schwung brachte. Zum ersten Mal seit langem schmeckte er ihm, der Tabak. Sogar gut. Und für einen Moment gelang es ihm, all das zu vergessen, was er im Begriff war zu verlieren. Die Arbeit, Rakel, seine Seele.
    Denn dies war der Tag.
    Und er hatte gut begonnen.
    Es war – wie gesagt –kaum zu glauben.
     
    H arry konnte ihre Freude spüren, als sie seine Stimme hörte.
    » Ich hab schon mit Vater gesprochen. Er kümmert sich liebend gerne um Oleg. Søs wird auch da sein. «
    » Premiere? « Sie sagte das mit diesem glücklichen Lachen in der Stimme. » Im Nationaltheater? Also wirklich. «
    Sie übertrieb – das tat sie gern, manchmal –, aber Harry spürte, wie gut ihm das trotzdem tat.
    » Was wirst du anziehen? «, fragte sie.
    » Du hast noch nicht einmal zugesagt. «
    » Das kommt darauf an. «
    » Einen Anzug. «
    » Welchen? «
    » Mal überlegen … Den, den ich im vorletzten Jahr im Hegd e haugsvei gekauft habe, für den Nationalfeiertag. Du weißt schon, den grauen mit … «
    » Du hast nur diesen einen Anzug. «
    » Dann nehme ich den, ganz sicher. «
    Sie lachte. Ihr weiches Lachen, weich wie ihre Haut und ihre Küsse. Dieses Lachen liebte er am meisten. So einfach war das.
    » Dann komme ich euch um sechs abholen «, sagte er.
    » Gut. Aber Harry? «
    »Ja?«
    » Glaub nicht … «
    » Ich weiß. Es ist nur ein Theaterbesuch. «
    » Danke, Harry. «
    » Ich bitte dich. «
    Sie lachte wieder. Wenn sie erst in dieser Stimmung war, konnte er sie dazu bringen, über alles zu lachen, als steckten sie im gleichen Kopf und blickten durch die gleichen Augen, so dass er ihr nur etwas zu zeigen brauchte, ohne viel zu sagen. Er musste sich dazu zwingen aufzulegen.
    Dies war der Tag. Und er war noch immer gut.
    Sie hatten vereinbart, dass Beate während der Aktion bei Olaug Sivertsen bleiben sollte. Møller wollte nicht das Risiko eingehen, dass das Objekt (vor zwei Tagen hatte Waaler begonnen, den Serientäter als » Objekt « zu bezeichnen, was plötzlich alle übernommen hatten) die Falle entdeckte und womöglich die Reihenfolge der Tatorte änderte.
    Das Telefon klingelte. Es war Øystein. Er wollte wissen, wie es ihm ging. Harry sagte, es sei alles in Ordnung, und fragte zurück, was er wolle, Øystein erwiderte, das sei schon alles. Er habe nur wissen wollen, ob alles in Ordnung sei. Harry wurde verlegen. Er war diese Art Fürsorge nicht gewohnt.
    » Kannst du schlafen? «
    » Heute Nacht habe ich geschlafen «, sagte Harry.
    » Gut. Und den Code. Hast du den geknackt? «
    » Teilweise. Ich weiß wo und wann, nur das Warum fehlt mir noch. «
    » Das heißt, du kannst den Text lesen, verstehst aber noch nicht, was er bedeutet? «
    » So in etwa. Mit dem Rest müssen

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