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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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zwölf. Beate hörte die Haustür.
    Dann hörte sie Waaler rufen: » Polizei! Mein Ausweis liegt vor Ihnen am Boden. Lassen Sie die Waffe fallen, sonst muss ich schießen! «
    Sie spürte, wie Olaugs Hand zuckte.
    » Polizei! Lassen Sie die Waffe fallen, sonst schieße ich! «
    Warum schrie er so laut? Sie konnten höchstens fünf oder sechs Meter voneinander entfernt stehen.
    » Zum letzten Mal «, schrie Waaler.
    Beate sprang auf, zog den Revolver aus dem Halfter, das am Schultergurt befestigt war.
    » Beate … « Olaugs Stimme zitterte.
    Beate begegnete dem flehenden Blick der alten Frau.
    » Lassen Sie die Waffe fallen. Sie zielen auf einen Polizeib e amten! «
    Beate rannte die vier Schritte zur Tür, stieß sie auf und trat mit gezückter Waffe in den Flur. Tom Waaler stand keine zwei Meter vor ihr. Er hatte ihr den Rücken zugewandt. In der Türöffnung verharrte ein Mann in einem grauen Anzug. In einer Hand hielt er einen Koffer. Beate hatte sich ein Bild gemacht von dem, was sie hier erwartete. Hatte einen Entschluss gefasst. Nun war ihre erste Reaktion Verwirrung.
    » Ich schieße! «, rief Waaler wieder.
    Beate sah den offenen Mund in dem vor Schreck gelähmten Gesicht des Mannes in der Haustür. Sie sah, dass Waaler bereits die Schulter vorgeschoben hatte, um den Rückstoß des Projektils abzufangen, wenn er den Abzug drückte.
    » Tom … « Sie sagte es leise, doch Tom Waalers Rücken erstarrte, als wäre er von hinten erschossen worden.
    » Er hat keine Pistole, Tom. «
    Beate hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Eine absurde Szene vor Augen, bei der jemand den Pausenknopf gedrückt und das Bild festgehalten hatte, eingefroren, so dass es jetzt zitternd und zuckend an der Zeit nagte. Sie wartete auf den Knall des Schusses, doch er kam nicht. Natürlich kam er nicht. Tom Waaler war nicht verrückt. Nicht im medizinischen Sinne. Ihm fehlte es nicht an Impulskontrolle. Vermutlich war es das, was sie seinerzeit am meisten erschreckt hatte. Die kalte Beher r schung beim Übergriff.
    » Wenn du schon da bist «, sagte Waaler endlich, seine Stimme klang beklommen, » kannst du unserem Übeltäter ja gleich mal die Handschellen anlegen. «

 
    KAPITEL 3 1
Samstag.
» Ist es nicht wunderbar, jemanden zu haben, den man hassen kann? «
    E s war beinahe Mitternacht, als Bjarne Møller zum zweiten Mal durch die Tür des Präsidiums vor die Presse trat. Nur die hellsten Sterne strahlten durch den Hitzedunst über Oslo, doch wegen all der Blitzlichter und Kameraleuchten musste er mit der Hand die Augen beschirmen. Es hagelte Fragen.
    » Immer der Reihe nach «, sagte Møller und zeigte auf eine der hochgestreckten Hände. » Und stellen Sie sich bitte vor. «
    » Roger Gjendem, Aftenposten. Hat Sven Sivertsen gesta n den? «
    » Der Verdächtige wird gerade vom Leiter der Sonderkommi s sion, Hauptkommissar Tom Waaler, verhört. Vor dem Ende der Vernehmung kann ich darauf keine Antwort geben. «
    » Stimmt es, dass Sie in Sivertsens Koffer sowohl Waffen als auch Diamanten gefunden haben? Und dass diese Diamanten mit denen identisch sind, die man bei den Opfern gefunden hat? «
    » Das kann ich bestätigen. Dort hinten, bitte. «
    Eine junge Frauenstimme: » Vorhin haben Sie gesagt, dass Sven Sivertsen in Prag wohnt, und es ist mir gelungen, seine offizielle Adresse ausfindig zu machen, eine Art Pension. Doch dort hat man mir gesagt, er sei vor über einem Jahr ausgezogen. Niemand scheint zu wissen, wo er wohnt. Wissen Sie es? «
    Die anderen Journalisten notierten schon die Antwort, bevor Møller den Mund aufmachte: » Noch nicht. «
    » Einige, mit denen ich gesprochen habe, konnten mir recht viel über ihn erzählen «, sagte die Frauenstimme mit unverho h lenem Stolz. » Sven Sivertsen soll da unten eine jüngere Geliebte haben. Sie wussten ihren Namen nicht, aber einer deutete an, es handele sich um eine Prostituierte. Ist der Polizei das bekannt? «
    » Bis jetzt war es das nicht «, sagte Møller. » Aber danke für die Hilfe. «
    » Wir danken auch «, tönte eine Stimme aus der Menge, gefolgt von allgemeinem Hyänenlachen. Die Frau lächelte verwirrt.
    Østfold-Dialekt: » Dagbladet. Wie hat seine Mutter reagiert? «
    Møller nahm Augenkontakt zu dem Journalisten auf und muss te sich auf die Unterlippe beißen, um nicht ausfallend zu wer den. » Das ist mir nicht bekannt. Bitte die nächste Frage. «
    » Dagsavisen: Wir fragen uns, wie es sein kann, dass Marius Veland vier Wochen lang bei der

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