Das fünfte Zeichen
Personenbeschreibung von Ina, damit wir überall nach ihr fahnden können. Es ist bestimmt nichts passiert, aber wir gehen doch lieber auf Nummer Sicher, nicht wahr? Jetzt solltest du, finde ich, ruhig versuchen, etwas zu schlafen. Ich ruf dich dann gleich morgen früh wieder an. Wollen wir das so machen, Olaug? «
» Ja «, sagte Olaug und versuchte, ein wenig munterer zu kli n gen. Sie hatte Lust zu fragen, ob Beate wisse, wie es jetzt mit Sven weiterging, brachte es aber nicht übers Herz. » Ja, machen wir das. Gute Nacht, Beate. « Olaug legte auf. Tränen rannen ihr über die Wangen.
Beate lag im Bett und versuchte wieder einzuschlafen. Lauschte dem Haus. Es sprach. Gegen elf Uhr hatte ihre Mutter den Fernseher ausgemacht, und jetzt war es unten vollkommen still. Beate fragte sich, ob ihre Mutter auch gerade an ihn dachte, an Vater. Sie sprachen nur selten über ihn. Das kostete zu viel Kraft. Beate hatte begonnen, sich im Zentrum nach einer Wohnung umzusehen. In der Wohnung über ihrer Mutter hatte sie es im letzten Jahr zunehmend als einengend empfunden. Insbesondere seit sie sich mit Halvorsen traf, dem Vertrauen erweckenden Kriminalassistenten aus Steinkjer, den sie beim Nachnamen nannte und der sie mit einer Art ängstlichem Res pekt behandelte, was sie aus irgendeinem Grund an ihm schätz te. In der Stadt würde sie weniger Platz haben. Und die Geräu sche des Hauses würden ihr fehlen, die wortlosen Monologe, bei denen sie ihr ganzes Leben lang eingeschlafen war.
Das Telefon klingelte wieder. Beate seufzte und streckte den Arm aus. » Ja, Olaug? «
» Ich bin ’ s, Harry. Hört sich an, als wärst du wach. «
Sie richtete sich im Bett auf. » Ja, heute Nacht herrscht hier reger Telefonverkehr. Was gibt ’ s? «
» Ich brauch deine Hilfe. Du bist die Einzige, der ich noch trauen kann. «
» Ach ja? Wie ich dich kenne, bringt mich das in Schwierigke i ten. «
» Riesenschwierigkeiten. Bist du dabei? «
» Was, wenn ich nein sage? «
» Hör dir erst an, was ich zu sagen habe. Dann kannst du immer noch nein sagen. «
KAPITEL 36
Montag. Die Fotografie
M ontagmorgen um halb sechs fiel das Sonnenlicht schräg über den Ekebergåsen auf die Stadt. Der Wachposten von der priva ten Securitas im Polizeipräsidium gähnte laut und blickte von der Aftenposten hoch, als der Erste seine ID -K arte durch das Lesegerät zog.
» Die schreiben, es soll bald Regen geben «, sagte der Wac h mann, froh, endlich einen Menschen zu sehen.
Der groß gewachsene, düster wirkende Mann musterte ihn kurz, erwiderte aber nichts.
Im Laufe der nächsten zwei Minuten kamen drei weitere Männer, ebenso wortkarg und mürrisch.
Um sechs Uhr saßen die vier gemeinsam im Büro des Polize i präsidenten in der sechsten Etage.
» Also «, begann der Polizeipräsident, » einer unserer Haup t kommissare hat einen Mordverdächtigen aus dem Untersu chungsgefängnis geholt, und keiner weiß, wo die beiden sind. «
Seine Fähigkeit, ein Problem auf den Punkt zu bringen, zeic h nete den Polizeipräsidenten aus. Und dass er die Kunst be herrschte, genauso präzise zu formulieren, was getan werden musste: » Ich schlage vor, dass wir sie so schnell wie möglich finden. Was ist dazu bis jetzt unternommen worden? «
Der Blick des Kriminaldirektors wanderte von Møller zu Waaler, dann räusperte er sich und antwortete: » Wir haben eine kleine, aber erfahrene Gruppe von Ermittlern mit dem Fall betraut. Die Leute sind von Hauptkommissar Waaler , der die Ermittlungen leitet, eigenhändig ausgewählt worden. Drei von der Fahndung, zwei vom Dezernat für Gewaltverbrechen. Sie sind seit heute Nacht im Einsatz, unmittelbar nachdem man uns aus dem Untersuchungsgefängnis gemeldet hatte, dass Sivertsen nicht zurückgebracht worden war. «
» Gute Arbeit. Aber warum wurde die Schutzpolizei nicht informiert? Und die Kriminalwache? «
» Wir wollten erst diese Besprechung abwarten, Lars. Und deine Meinung hören. «
» Meine Meinung? «
Der Kriminaldirektor strich sich mit dem Finger nachdenklich über die Oberlippe: » Hauptkommissar Waaler hat versprochen, Hole und Sivertsen zu finden, ehe der Tag vorbei ist. Bis jetzt haben wir auch den Informationsfluss unter Kontrolle. Nur wir vier, Groth vom Untersuchungsgefängnis und die beteiligten Einsatzkräfte wissen, dass Sivertsen verschwunden ist. Auße r dem haben wir die Strafanstalt Ullersmo angerufen und die Überführung dorthin abgesagt. Wir haben angegeben, wir hätten neue
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