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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Waaler. Wandte sich wieder zum Fenster und blieb so stehen, während ein Viereck aus Licht langsam über den Boden kroch. Er zog die Schultern hoch und schüttelte sich, als friere er. » Sie haben Zei t b is Mitternacht «, sagte er zum Fenster. » Dann gehen wir mit der Nachricht von Sivertsens Verschwinden an die Presse. Und diese Sitzung hat nie stattgefunden. «
    Auf dem Weg nach draußen bemerkte Møller, wie der Polize i präsident Waaler die Hand drückte und ihm ein warmes, dank bares Lächeln schenkte. So dankt man einem Mitarbeiter für seine Loyalität, dachte Møller. Und belohnt ein Opfer mit einem Versprechen. Und so ernennt man stillschweigend einen Kron prinzen.
     
    K ommissar Bjørn Holm von der Kriminaltechnik fühlte sich wie ein kompletter Idiot, als er mit dem Mikrofon in der Hand dastand und in die erwartungsvollen japanischen Gesichter starrte. Seine Handflächen waren verschwitzt, doch das lag nicht an der Wärme. Im Gegenteil, die Temperatur in dem klimatisie r ten Luxusbus vor dem Hotel Bristol war deutlich niedriger als draußen in der Morgensonne. Nein, er schwitzte, weil er ins Mikrofon sprechen sollte. Auf Englisch.
    Er war von der Reiseführerin als a Norwegian police officer angekündigt worden, und ein alter, lächelnder Mann hatte seinen Fotoapparat gezückt, als gehöre Bjørn Holm zu den Sehenswü r digkeiten. Holm blickte auf die Uhr. Sieben. Er hatte noch einige Gruppen vor sich, also musste er wohl oder übel ins kalte Wasser springen. Er holte tief Luft und legte mit den Sätzen los, die er auf dem Weg eingeübt hatte: » We have checked the schedules with all the tour operators here in Oslo «, sagte Holm. » And this is one of the groups that visited Frognerparken around five o ’ clock on Saturday. What I want to know is: Who of you took pictures there? «
    Keine Reaktion.
    Holm sah die Reiseführerin fragend an.
    Sie verbeugte sich lächelnd, erlöste ihn vom Mikrofon und teilte den Passagieren auf Japanisch mit, was Holm gerade ge sagt hatte. Jedenfalls hoffte er das. Sie schloss mi t e iner leichten Verbeugung. Holm starrte auf die plötzlich hochgestreckten Hände. Das würde ein arbeitsreicher Tag im Labor.
     
    R oger Gjendem summte ein Lied, als er sein Auto abschloss. Der Weg vom Parkhaus zu den neuen Geschäftsräumen der Aftenposten im Postgirohaus war nicht weit, und er wusste, dass er ihn zügig zurücklegen würde. Nicht, weil er spät dran war, ganz im Gegenteil. Er war einer der wenigen Glücklichen, die sich jeden Tag auf den Beginn ihres Arbeitstags freuten. Die es nicht abwarten konnten, in der gewohnten Arbeitsumgebung zu sein: In dem Büro mit Telefon und PC, dem Stapel der Zeitu n gen des Tages, dem Stimmengewirr der Kollegen, dem Gurgeln der Kaffeemaschine, dem Geschnatter aus dem Raucherzimmer. Und der angespannten Stimmung bei den allmorgendlichen Redaktionssitzungen. Den gestrigen Tag hatte er vor dem Haus von Olaug Sivert sen verbracht, und das einzige Resultat war ein Bild von ihr am Fenster gewesen. Aber das reichte. Er liebte Herausforderungen. Und davon gab es in der Kriminalredaktion genug. Er war ein Kriminaljunkie. So hatte Devi es jedenfalls genannt. Roger mochte das Wort nicht. Sein kleiner Bruder Thomas war ein Junkie. Roger hingegen war ein strebsamer Mensch, er hatte Staatswissenschaften studiert und durch Zufall sein Interesse an der Kriminalberichterstattung entdeckt. Natür lich hatte Devi nicht ganz Unrecht. Aspekte seines Jobs erinnerten durchaus an Abhängigkeit. Eigentlich Politikreda k teur, hatte ihn eine kurze Urlaubsvertretung in der Kriminalre daktion schon nach wenigen Wochen diese Sucht spüren lassen. Die Sucht nach dem täglichen Adrenalinkick, die nur die Geschichten über Leben und Tod stillen konnten. Noch am gleichen Tag hatte er mit dem Chefredakteur gesprochen und war ohne viel Aufhebens endgültig in die Kriminalredaktion versetzt worden. Der Chefredakteur hatte das anscheinend schon öfter erlebt. Und seit diesem Tag ging Roger Gjendem mit Schwung zur Arbeit.
    Doch heute wurde er angehalten, ehe er vom Auto ins Büro gelangen konnte.
    » Guten Morgen «, sagte der Mann, der aus dem Nichts aufg e taucht war und jetzt vor ihm stand. Er trug eine kurze, schwarze Lederjacke und eine Pilotensonnenbrille, obwohl es auf dem Parkdeck recht dunkel war. Roger hatte genug Polizisten gese hen, um zu erkennen, wenn er einem begegnete.
    » Guten Morgen «, sagte Roger.
    » Ich habe eine Nachricht für Sie, Gjendem. «
    Die

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