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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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auf. » Die Bilder haben nicht direkt was mit der Sache zu tun. Ich dachte nur, dass sie sich als Touristin ausgab. Und tat, was Touristen eben tun. «
    » Und das wäre? «
    » Was ich gesagt hab. Bilder machen. «
    Sivertsen rieb sich die Handgelenke und betrachtete das Essen auf dem Tisch. » Wie wäre es mit ’ nem Glas, Hole? «
    Harry deutete auf die Flasche.
    Sivertsen schraubte den Deckel ab und musterte Harry aus schmalen Augen. » Sie wollen es also wagen, mit einem Serie n mörder aus einer Flasche zu trinken? «
    Harry biss in den Hamburger und antwortete mit vollem Mund: » Selbe Flasche, selbes Boot. «
     
    O laug Sivertsen saß im Wohnzimmer und starrte stumpf vor sich hin. In der Hoffnung, sie würden meinen, dass sie nicht zu Hause war, und schließlich aufgeben, hatte Olaug kein Licht angemacht.
    Sie hatten angerufen, an der Tür geklingelt, aus dem Garten nach ihr gerufen und kleine Steinchen an ihr Küchenfenster geworfen. » Kein Kommentar «, hatte sie gesagt und das Kabel aus der Telefonbuchse gezogen. Zu guter Letzt waren sie ein fach mit ihren langen, glänzenden Objektiven im Garten stehen geblieben. Einmal war sie an eines der Fenster getreten, um die Gardinen zu schließen, und da hatte sie diese insektenartigen Laute ihrer Apparate gehört. Summ, summ, klick. Summ, summ, klick.
    Es war beinahe ein ganzer Tag vergangen, und die Polizei hatte noch immer nicht ihr Missverständnis eingesehen. Nun war Wochenende. Vielleicht wartete man ja bis Dienstbeginn am Montag, um so etwas klarzustellen.
    Wenn sie doch nur jemanden zum Reden gehabt hätte. Doch Ina war noch nicht aus der Hütte zurück, in die sie mit ihrem geheimnisvollen Kavalier gefahren war. Ob sie diese Polizistin anrufen sollte, diese Beate? Deren Schuld war es nicht, dass sie Sven festgenommen hatten. Diese Beate schien ihr zu glauben, dass ihr Sohn keiner war, der Menschen tötete. Sie hatte ihr sogar ihre Telefonnummer gegeben und gesagt, sie solle anru fen, wenn sie ihr noch etwas sagen wolle. Was auch immer.
    Olaug linste verstohlen aus dem Fenster. Die Silhouette des toten Pfirsichbaums erinnerte sie an Finger, die nach dem Mond zu greifen suchten, der tief über dem Garten des Bahnwärte r hauses am Abendhimmel stand. So hatte sie den Mond noch niemals zuvor gesehen. Er glich dem Gesicht eines Toten, auf dessen weißer Haut sich blaue Adern abzeichneten.
    Wo Ina nur blieb? Spätestens Sonntagmittag, hatte sie gesagt. Und Olaug hatte gedacht, wie schön es sein würde, gemeinsam eine Tasse Tee zu trinken. Dann konnte Ina auch endlich ihren Sven kennen lernen. Dabei war Ina sonst so zuverlässig.
    Olaug wartete, bis die Wanduhr zweimal schlug.
    Dann kramte sie die Telefonnummer hervor.
    Der Anruf wurde schon nach dem dritten Klingeln entgege n genommen.
    » Beate «, meldete sich eine schlaftrunkene Stimme.
    » Guten Abend, hier ist Olaug Sivertsen. Du musst wirklich entschuldigen, dass ich so spät anrufe. «
    » Das ist in Ordnung, Frau Sivertsen. «
    » Olaug. «
    » Olaug. Tut mir Leid, ich bin noch nicht ganz wach. «
    » Ich rufe an, weil ich mir Sorgen um Ina mache, mein e U n termieterin. Sie sollte längst zu Hause sein, und bei allem, was passiert ist … ja, also, ich mache mir Sorgen. «
    Als nicht sofort eine Antwort kam, fürchtete Olaug schon, Beate könne wieder eingeschlafen sein.
    Dann war Beates Stimme wieder da, und jetzt klang sie gar nicht mehr schlaftrunken. » Du willst mir doch wohl nicht sagen, dass du eine Untermieterin hast, Olaug? «
    » Aber ja. Ina. Sie wohnt im Mädchenzimmer. Ach, das habe ich dir nicht gezeigt. Das liegt auf der anderen Seite des Hauses an der Hintertreppe. Sie ist schon das ganze Wochenende weg. «
    » Wo? Mit wem? «
    » Das würde ich auch gerne wissen. Es handelt sich um eine relativ neue Bekanntschaft. Ich habe den Mann noch nicht ge sprochen. Ina hat mir nur gesagt, dass sie in seine Hütte woll ten. «
    » Das hättest du uns früher erzählen müssen, Olaug. «
    » Hätte ich? Das tut mir dann wirklich Leid … ich … « Olaug spürte, wie ihr Tränen die Kehle zuschnürten, vermochte aber nicht, sie aufzuhalten.
    » So meinte ich das nicht, Olaug «, hörte sie Beate rasch hinz u fügen. » Ich bin nicht auf dich wütend, sondern auf mich. Es wäre mein Job gewesen, so etwas zu überprüfen. Du konntest ja nicht ahnen, dass das für uns eine wichtige Information ist. Ich rufe die Kriminalwache an. Die werden sich dann bei dir melden wegen einer genauen

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