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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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hinter ihm und winkte dem Barkeeper, der sich widerwillig erhob.
    » Wen meinten Sie mit den anderen? «, fragte er.
    » Welchen anderen? «
    » Sie sagten, dass statt derer, auf die man wartet, andere ko m men. «
    » Na, die, mit denen man sich zufrieden geben muss, mein Lieber. «
    » Ach ja? «
    » Solche wie du und ich. «
    Roger blickte sie weiter aufmerksam an. Da schwan g e twas mit. Keine Dramatik, kein Pathos, ein resignierter Humor. Das war etwas, das er wiedererkannte, eine Art Seelenverwand t schaft. Und jetzt sah er auch mehr von ihr. Die Augen. Die roten Lippen. Natürlich war sie eine schöne Frau –gewesen.
    » Hat Ihr Freund Sie so zugerichtet? «
    Sie hob den Kopf, schob das Kinn vor und blickte zum Ba r keeper, der ein Bier zapfte. » Ich glaube, das geht Sie wirklich nichts an, junger Mann. «
    Roger schloss für einen Moment die Augen. Was für ein selt samer Tag das war. Einer der seltsamsten. Aber es gab keinen Grund dafür, warum er hier schon zu Ende sein sollte.
    » Vielleicht doch. Irgendwann einmal «, sagte er.
    Sie drehte sich um und musterte ihn scharf.
    Er deutete auf ihren Tisch. » Der Größe Ihrer Tasche nach zu urteilen, ist das jetzt Ihr Exfreund. Wenn Sie einen Platz für die Nacht brauchen, kann ich Ihnen eine Riesenwohnung mit Gästezimmer anbieten. «
    » Ach ja? «
    Der Tonfall war abweisend, doch ihm entging nicht, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Fragend wurde, neugierig.
    » Die ist erst seit letztem Winter plötzlich so groß «, sagte er. » Ich zahl Ihnen übrigens gern Ihr Bier, wenn Sie mir ein bisschen Gesellschaft leisten. Ich muss noch eine Weile hier bleiben. «
    » Tja «, sagte sie. » Man kann ja mal zusammen warten. «
    » Auf einen, der nicht kommt? «
    Ihr Lachen klang traurig, aber es war wenigstens ein Lachen.
     
    S ven Sivertsen saß auf einem Stuhl und starrte durch das Fenster auf die Wiese draußen. » Vielleicht hätten Sie trotzdem gehen sollen. Das kann dieser Journalist doch ganz unbewusst gesagt haben. «
    » Das glaube ich nicht «, meinte Harry. Er lag auf dem Sofa und folgte mit dem Blick einem Rauchfaden, der in einer Spirale zur grauen Decke über ihnen emporstieg. » Ich glaub eher, er hat mich unterschwellig gewarnt. «
    » Nur weil Sie Waaler als einen führenden Polizeibeamten bezeichnet haben und er von einem Hauptkommissar gespr o chen hat, muss das nicht heißen, dass er von Waaler weiß. Er kann geraten haben. «
    » Dann hat er eben einen Fehler gemacht. Wenn er nicht doch abgehört wurde und mich zu warnen versuchte. «
    » Sie sind paranoid, Harry. «
    » Kann sein, aber das muss nicht heißen … «
    » … dass die es nicht auf Sie abgesehen haben. Das haben Sie bereits gesagt. Aber es gibt doch wohl andere Journalisten, die Sie anrufen könnten? «
    » Keinen, dem ich vertraue. Und außerdem glaube ich, wir sollten mit diesem Handy nicht mehr so oft telefonieren. Ich mach es mal besser ganz aus. Die könnten uns über das Signal aufspüren. «
    » Hä? Waaler kann doch nicht wissen, welches Handy Sie benutzen. «
    Das grüne Display des Ericsson erlosch, und Harry ließ es in seine Jackentasche gleiten. » Sie sind sich offensichtlich noch immer nicht im Klaren darüber, was Waaler kann und was er nicht kann, Sivertsen. Ich hatte mit meinem Kumpel abgemacht, dass er mich zwischen fünf und sechs von einer Telefonzelle anrufen sollte, wenn alles in Ordnung ist. Es ist jetzt zehn nach sechs. Haben Sie es klingeln hören? «
    » Nein. «
    » Nun, vielleicht wissen die bereits über das Handy Bescheid. Er kommt näher. «
    Sivertsen stöhnte. » Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie eine Tendenz haben, sich zu wiederholen, Harry? Und au ßerdem habe ich den Eindruck, dass Sie eigentlich nicht sonder lich viel unternehmen, um uns aus dieser Klemme zu holen. «
    Harry blies als Antwort einen dicken Rauchring an die Decke.
    » Langsam habe ich das Gefühl, Sie wollen, dass er uns findet. Und alles andere ist reine Spiegelfechterei. Es soll nur so ausse hen, als versuchten wir, uns wirklich gut zu verstecken. Damit Sie sicher sind, dass alles echt wirkt, und er uns bis hierher verfolgt. «
    » Interessante Theorie «, murmelte Harry.
     
    » Die Experten von der Norske Møller haben deinen Verdacht bestätigt «, sagte Beate in den Hörer und gab Bjørn Holm ein Zeichen zu verschwinden.
    Dem Klicken entnahm sie, dass Harry aus einer Telefonzelle anrief.
    » Danke für die Hilfe «, sagte er. » Das war genau die

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