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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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schnell klar, dass manch einer mehr wusste, als er sagen wollte. Deshalb änderte ich nach ein paar Tagen die Taktik. Ich begann zu fragen, ob mir jemand helfen könne, an rote Diamanten zu kommen, die es in Prag geben solle. Ich gab mich als dänischen Diamantensammler mit Namen Peter Sandmann aus und signalisierte, dass ich bereit wäre, einen guten Preis für einen speziellen Schliff, einen fünfzackigen Stern, zu zahlen. Ich nannte den Namen des Hotels, in dem ich wohnte. Zwei Tage später klingelte das Telefon in meinem Zimmer. Gleich nach dem ersten Wort wusste ich, dass er es war. Ich verstellte meine Stimme und redete englisch mit ihm. Sagte ihm, dass ich gerade in Verhandlungen mit einem anderen Händler stünde, und bat ihn, später am Abend zurückrufen zu dürfen. Ob er mir eine Nummer geben könne, unter der ich ihn am Abend erreichen konnte? Er musste sich anstrengen zu verbergen, wie aufgeregt er war. Es würde leicht sein, mit ihm abends in irgendeiner dunklen Gasse ein Treffen zu vereinbaren. Aber ich musste mich wie ein Jäger beherrschen, wenn er die Beute aufs Korn nimmt und bis zum richtigen Moment warten muss. Bis zum perfekten Moment. Verstehst du? «
    Harry nickte langsam. » Ich verstehe. «
    » Er gab mir eine Handynummer. Tags darauf fuhr ich zurück nach Oslo. Ich brauchte eine Woche, um herauszufinden, was ich über Sven Sivertsen wissen musste. Ihn zu identifizieren war leicht. Beim Einwohnermeldeamt waren neunundzwanzig Sven Sivertsen bekannt, neun davon im passenden Alter und davon nur einer ohne festen Wohnsit z i n Norwegen. Ich notierte mir seine letzte registrierte Adresse, bekam von der Auskunft die Nummer und rief an. Eine ältere Dame ging ans Telefon. Sie antwortete mir, Sven sei ihr Sohn, der schon viele Jahre nicht mehr zu Hause wohne. Ich erzählte ihr, dass ich gemeinsam mit ein paar anderen versuchte, die alte Schulklasse für ein Jubiläum zusammenzubekommen. Sie sagte mir, er wohne in Prag, sei jedoch viel unterwegs. Sie habe deshalb keine Adresse oder Telefonnummer. Außerdem zweifele sie daran, dass er Lust haben würde, seine alten Klassenkameraden wiederzutreffen. Schließlich fragte sie mich nach meinem Namen. Ich antwortete ihr, dass ich nur ein halbes Jahr in seiner Klasse gewesen sei und er sich vermutlich nicht mehr an mich erinnern werde. Wenn ja, dann sicher nur, weil ich damals ein paar Probleme mit der Polizei gehabt hätte. Ob an dem Gerücht etwas dran sei, dass auch Sven Schwierigkeiten gehabt hätte? Die Stimme seiner Mutter wurde spitz. Sie sagte, das liege lange zurück, und es sei ja kein Wunder gewesen, dass Sven über die Stränge geschlagen habe, so wie wir ihn behandelt hätten. Ich entschuldigte mich auch im Namen der Klassenkameraden, legte auf und rief beim Gericht an. Dort gab ich mich als Journalist aus und fragte, weswegen Sven Sivertsen verurteilt worden war. Eine Stunde später hatte ich eine ziemlich klare Vorstellung davon, was er in Prag so trieb. Waffen-und Diamantenschmuggel. Ein Plan be gann in meinem Kopf Form anzunehmen. Basierend auf dem, was ich bereits wusste. Schmuggelei, fünfzackige Diamanten, Waffen und die Adresse seiner Mutter. Ahnst du die Zusa m menhänge? «
    Harry gab keine Antwort.
    » Als ich Sven Sivertsen wieder anrief, waren seit meinem Aufenthalt in Prag drei Wochen vergangen. Ich sprach Norw e gisch und mit meiner normalen Stimme und kam direkt zur Sache. Ich sagte, dass ich schon lange auf der Suche nach einem Kontaktmann sei, der mir ohne Zwischenhändler Waffen und Diamanten beschaffen könnte. Und dass ich glaubte, endlich den richtigen gefunden zu haben. Nämlich ihn, Sve n S ivertsen. Er fragte mich, wie ich an seinen Namen gekommen sei und woher ich seine Nummer habe. Ich antwortete ihm, dass meine Diskre tion auch ihm zugute kommen würde, und schlug vor, einander nicht zu viele unnütze Fragen zu stellen. Das kam nicht so gut an, und das Gespräch stockte, bis ich ihm sagte, welche Summe ich für die Waren zu zahlen bereit wäre. Im Voraus und gerne auf ein Schweizer Bankkonto. Bei dem Gespräch dachte ich einmal, ich sei im Film, als er fragte, ob ich Kronen meinte, und ich erwiderte, dass natürlich von Euro die Rede sei. Ich wusste, allein die Höhe der Summe erstickte jeden Verdacht im Keim, ich könnte ein Polizist sein. Mit so teuren Kanonen schießt man nicht auf Spatzen wie Sivertsen. Er sagte, dass sich das vermu t lich machen ließe, und ich entgegnete, ich würde mich wieder melden.
    Während

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