Das fünfte Zeichen
Fische vor, wenn das letzte Wasser verschwunden war und sie im Schlamm lagen, mit den Schwä n zen schlugen, das Maul aufrissen und versuchten, sich daran zu gewöhnen, Luft zu atmen.
» Ich brauche eine Antwort, Harry. Ich muss wissen, ob du dabei bist oder nicht. «
An der Luft zu ertrinken. Dieser Tod war vielleicht nicht schlechter als jeder andere. Der Tod durch Ertrinken sollte sogar relativ angenehm sein.
» Beate hat angerufen «, sagte Harry. » Sie hat in diesem Fer n sehgeschäft Fingerabdrücke genommen. «
» Ach ja? «
» Nur Teilabdrücke. Und der Inhaber des Ladens erinnert sich an nichts. «
» Schade. Aune sagt, sie hätten in Schweden bei vergesslichen Zeugen mit Hypnose gute Resultate erzielt. Wir sollten das auch mal versuchen. «
» Mag sein. «
» Heute Nachmittag kam eine interessante Information vom rechtsmedizinischen Institut. Über Camilla Loen. «
» Hmm? «
» Wie sich herausgestellt hat, war sie schwanger. Im zweiten Monat. Doch niemand aus ihrem Freundeskreis, mit dem wir gesprochen haben, hat auch nur eine Idee, wer der Vater sein könnte. Das hat vermutlich nichts mit dem Mord zu tun, aber es wäre trotzdem interessant, es zu wissen. «
» Hmm. «
Sie standen einen Moment lang schweigend da.
Waaler trat ans Geländer und beugte sich hinüber. » Ich weiß, dass du mich nicht magst, Harry. Und ich bitte dich auch nicht darum, dass das nun plötzlich anders wird. «
Er machte eine Pause. » Aber wenn wir zusammenarbeiten sollen, müssen wir irgendwo anfangen. Vielleicht sollten wir uns einander ein wenig mehr öffnen. «
» Öffnen? «
» Ja. Ist das ein Problem? «
» Schon ein bisschen. «
Tom Waaler lächelte. » Einverstanden. Du darfst anfangen. Frag etwas, das du über mich wissen willst. «
» Wissen? «
» Ja, irgendwas. «
» Warst du es, der … « Harry hielt inne. » Okay «, sagte er. » Ich will wissen, wie du tickst, was dich am Laufen hält. «
» Wie meinst du das? «
» Was bringt dich morgens dazu aufzustehen. Das zu tun, was du tust? Was ist dein Ziel, warum das Ganze? «
» Ich verstehe. « Tom dachte nach. Lange.
Dann deutete er auf die Baukräne. » Siehst du die da? Mein Ururgroßvater wanderte mit sechshundert Sutherland-Schafen und einem Schreiben von der Maurerinnung in Aberdeen aus Schottland aus. Die Schafe und das Empfehlungsschreiben verschafften ihm hier in Oslo Zugang zur Innung. Er war dabei, als die Häuser am Akerselva und östlich der Eisenbahn gebaut wurden. Später haben seine Söhne das Geschäft geerbt. Und dann deren Söhne. Und schließlich mein Vater. Mein Urgroßv a ter hat einen norwegischen Namen angenommen, doch als wir in den Westen der Stadt zogen, hat mein Vater wieder unseren alten Namen angenommen. Waaler. Wall. Mauer. Bestimmt, weil er ein bisschen stolz war. In erster Linie jedoch, weil er meinte, dass Andersen kein Name für einen zukünftigen Richter ist. «
Harry betrachtete Waaler. Versuchte die Narbe auf seiner Wange zu finden.
» Du solltest Richter werden? «
» Das war der Plan, als ich mit dem Jurastudium anfing. Und ich hätte die Laufbahn wohl eingeschlagen, wenn das dann nicht passiert wäre. «
» Was? «
Waaler zuckte mit den Schultern. » Mein Vater kam bei einem Arbeitsunfall ums Leben. Und es ist seltsam. Wenn es deinen Vater nicht mehr gibt, entdeckst du plötzlich, dass du manche Entscheidung, die du gefällt hast, genauso sehr für ihn wie für dich getroffen hast. Auf einmal wurde mir bewusst, dass ich mit den anderen Jurastudenten nichts gemein hatte. Ich war eher ein naiver Idealist. Dachte, wir wollten die Gerechtigkeit hochha l ten, den modernen Rechtsstaat vorantreiben. Dabei ging es den meisten nur um den Titel. Um einen Job, bei dem sie gut genug verdienten, um der Nachbarin in Ul l ern zu imponieren. Du hast doch selbst Jura studiert … «
Harry nickte.
» Vielleicht liegt das in den Genen «, fuhr Waaler fort. » Mir hat es jedenfalls immer gefallen, Sachen zu bauen. Große Sachen. Von klein auf habe ich Riesenpaläste aus Lego gebaut, viel größere als alle anderen Kinder. Und während des Jurastudiums habe ich erkannt, dass ich anders gestrickt bin als diese Klei n geister mit ihren kleinlichen Gedanken. Zwei Monate nach der Beerdigung habe ich mich auf der Polizeihochschule bewo r ben. «
» Hmm. Und hast, wenn man den Gerüchten glauben will, mit den besten Noten abgeschlossen. «
» Den zweitbesten. «
» Und hier im Präsidium ließ man dich deinen Palast
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