Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
länger. Er spürte ihren Körper ganz nah bei sich. Strich mit der Hand über ihren Arm und streichelte sie. Sein Herz ging schneller. Ihre Köpfe näherten sich einander.
Das Lied endete, und die Stimme des Radioansagers zerstörte die Stimmung. Sie lösten sich voneinander, plötzlich unsicher geworden.
Einige Minuten herrschte Schweigen zwischen ihnen. Beide wussten, was in der Luft gelegen hatte. Und beide spürten, jeder auf seine Weise, wie sich Traurigkeit auf sie herabsenkte.
Ben ging zu seinem improvisierten Bett auf der Couch und legte sich so hinein, wie er war. Er war zu müde, um sich auszuziehen.
Roberta ging ins Bad und zog ihren Pyjama an. Anschließend kletterte sie in das riesige Hochzeitsbett und starrte hinauf zum Betthimmel. «Ich habe noch nie in so einem Ding geschlafen», gestand sie nach einer Weile.
Erneut senkte sich Schweigen herab, während sie in gegenüberliegenden Ecken des Raumes in der Dunkelheit lagen.
«Wie ist das Sofa?», fragte sie nach einiger Zeit.
«Prima.»
«Komfortabel?»
«Ich hab in schlimmeren Betten geschlafen.»
«Dieses Bett hier hat Platz für mindestens sechs Leute.»
«Und?»
«Ich dachte nur.»
Er hob den Kopf vom Kissen und starrte zu der Stelle, wo sie im Dunkeln lag. «Willst du mich bitten, zu dir ins Bett zu steigen?»
«Oh … Auf das Bett … wenn dir das lieber ist», stammelte sie verlegen. «Es war nicht als Aufforderung gedacht, falls du das denkst. Es ist nur … Ich bin nervös, und ich könnte ein wenig Gesellschaft brauchen.»
Er zögerte einige Sekunden. Dann stand er auf und zog die Decke vom Sofa herunter. Er tastete sich blind in dem unbekannten Raum zum Himmelbett, umrundete es und legte sich neben sie. Anschließend zog er die mitgebrachte Decke über sich.
Sie lagen in der Dunkelheit nebeneinander, doch zwischen ihnen befand sich ein recht großer Zwischenraum. Roberta drehte sich zu ihm um und wollte schon die Hand nach ihm ausstrecken, war dann aber zu verlegen, um ihn zu berühren. Sie konnte seinen Atem hören, direkt vor sich.
«Ben?», flüsterte sie.
«Ja?»
Sie zögerte. «Wer ist das kleine Mädchen auf dem Foto?»
Er stemmte sich auf einen Ellbogen und starrte sie an. Ihr Gesicht war ein undeutlich verschwommener heller Fleck im schwachen Lichtschein.
Sie sehnte sich danach, ihn zu berühren, ihn in die Arme zu schließen.
«Sehen wir zu, dass wir ein wenig Schlaf finden», sagte er leise und legte sich wieder hin.
Gegen zwei Uhr morgens wachte er auf und fand ihren schlanken Arm über seiner Brust. Sie schlief tief und fest. Eine Weile lag er reglos da und starrte hinauf zum Stoffhimmel, der sich im Mondlicht scheinbar bewegte. Er spürte das langsame Heben und Senken ihres warmen Körpers, wenn sie atmete.
Die Berührung ihres Armes erzeugte ein merkwürdiges Gefühl. Eigenartig elektrisierend, aufreibend und gleichzeitig unglaublich beruhigend. Er entspannte sich, zwang sich, das Gefühl zu genießen. Er schloss die Augen, und nach einer Weile schlief er mit einem Grinsen um die Mundwinkel ein.
Kapitel 43
Ben hatte weniger als eine Stunde geschlafen, als seine rastlosen, schulderfüllten Gedanken ihn mitten aus dem tiefsten Schlaf rissen und er die Beine aus dem Bett schwang. Vorsichtig hob er Robertas Arm von seiner Brust, um sie nicht zu wecken, und rollte sich darunter hindurch. Er stand auf, nahm den Browning vom Tisch und packte seinen Seesack.
Vorsichtig durchquerte er im Schein des Mondlichts das Schlafzimmer. Im Vorraum angekommen, schloss er hinter sich behutsam die Tür und schaltete eine kleine Lampe ein.
Die Regeln des Spiels hatten sich geändert. Plötzlich war klar, dass diese Leute, wer auch immer sie sein mochten, ebenfalls hinter dem Manuskript her waren. Auf Ben wartete Arbeit.
Die schwarze Jacke, die er aus Annas Haus mitgenommen hatte, ruhte immer noch in seinem Rucksack. Er zog sie hervor und filzte noch einmal die Taschen. Doch sie waren leer, abgesehen von Rheinfelds Notizbuch und der falschen Schriftrolle, die der Killer aus dem Bilderrahmen gebrochen hatte. Es gab nicht den kleinsten Hinweis auf die Identität des Besitzers. Wer war dieser Kerl? Ein Auftragsmörder vielleicht? Ben war schon vielen Auftragskillern begegnet, doch noch niemals einem wie diesem – einem kranken, widerlichen Irren, der Frauen folterte.
Er fragte sich, warum der Kerl die gefälschte Handschrift mitgenommen hatte. Warum hatte er die Rolle aus dem Rahmen geschlagen? Genau wie der vorherige
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