Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
nachgedacht?»
«Sie haben mir noch nicht verraten, was ich für Sie tun soll.»
«Ich stelle eine Armee auf. Armeen brauchen Soldaten, Männer wie Sie. Meine Quellen haben mir von Ihrem beeindruckenden Hintergrund berichtet.» Usberti zögerte. «Ich möchte, dass Sie den Oberbefehl über die Armee von Gladius Domini übernehmen.»
Ben lachte laut auf.
«Sie werden Reichtum besitzen, Macht, Frauen, Luxus – alles, was Sie wollen», erklärte Usberti. Seine Stimme verriet, dass seine Worte ernst gemeint waren.
«Ich dachte, Sie rekrutieren nur Gläubige und keine Individualisten.»
«Wenn ich einem Mann mit außergewöhnlichen Gaben begegne, mache ich gelegentlich Ausnahmen.»
«Ich fühle mich geschmeichelt. Aber was, wenn ich Ihr Angebot ausschlage?»
Usberti zuckte die Schultern. «Dann stirbt Roberta Ryder. Und Sie natürlich auch.»
«Das wäre wirklich dumm», sagte Ben lächelnd. «Verraten Sie mir eins. Warum will ein katholischer Erzbischof eine private Armee aufstellen? Sie stehen bereits weit oben in einer mächtigen Organisation. Warum machen Sie es nicht auf die orthodoxe Art? Bei Ihrem Ehrgeiz könnten Sie eines Tages zum Papst gewählt werden. Sie hätten alle Macht, die Sie sich wünschen, um Ihre Reformen von innen heraus durchzusetzen.»
Jetzt war Usberti an der Reihe, laut aufzulachen. «Reformen?» Er spuckte das Wort verächtlich heraus. «Sie glauben, mich interessiert diese Kirche? Was ist schon ein Papst? Eine Marionette, die herumgezeigt wird, um die Massen zu befriedigen. Eine Galionsfigur, nichts anderes als Ihre Königin von England. Nein, das ist es nicht, wonach ich strebe. Ich will mehr Macht, viel mehr Macht.»
«Alles im Namen Gottes? Ihre Organisation scheint mir nicht sehr fromm zu sein, wenn ich das sagen darf. Spionage, Gehirnwäsche, Mord, Entführung –»
Usberti unterbrach ihn kichernd. «Sie wissen wirklich sehr wenig über die Geschichte der Kirche, Mr. Hope. Diese Dinge gab es schon immer. Tatsächlich liegt das Problem genau darin, dass die Kirche neuerdings damit aufgehört hat. Diese Bande von schlaffen alten Männern in Rom hat alles vor die Hunde gehen lassen. Der Glaube des Westens steht im Begriff unterzugehen. Die Menschen fühlen sich verlassen. Sie sind wie Soldaten ohne Offizier. Wie ein Kind ohne Mutter.»
«Und Sie wollen ihre Mutter sein, richtig?»
Usberti starrte ihn an. «Sie brauchen einen starken Führer, eine Hand, die sie leitet. Was haben sie denn sonst? Die Wissenschaft? Dreckig, korrupt und nur noch an Profit interessiert – und am Klonen von Menschen, am Kolonisieren anderer Planeten, weil sie diesen hier zerstört. Technik? Spielzeuge und Gadgets, die sie vom Leben ablenken. Computerspiele. Fernsehprogramme, die ihre Gedanken kontrollieren wie bei einer Gehirnwäsche. Sie brauchen einen Führer. Ich bin dieser Führer. Ich gebe ihnen etwas, woran sie glauben und wofür sie kämpfen können.»
«Kämpfen?» Ben runzelte die Stirn. «Gegen wen?»
«Wir leben in unruhigen Zeiten, mein Freund», erwiderte Usberti. «Der christliche Glaube befindet sich im Niedergang, und etwas Neues ist im Erstarken begriffen. Die dunklen Mächte des Nahen und Mittleren Ostens.» Der Erzbischof hämmerte mit der Faust auf den Schreibtisch, und seine Augen blitzten. «Der Feind, den die Kirche vor vielen Jahrhunderten niedergerungen hat, massiert neue Kräfte. Wir sind schwach, sie sind stark. Sie haben ihren Glauben, wir haben nichts als Angst. Diesmal wird die andere Seite gewinnen. Es hat bereits angefangen. Der Westen hat nicht die geringste Ahnung, womit er es zu tun hat. Warum? Weil wir vergessen haben, was es heißt, an etwas zu glauben. Allein Gladius Domini ist imstande zu verhindern, dass diese Fäulnis das gesamte Gefüge unserer westlichen Welt zerstört.»
«Und Sie glauben, dass eine fundamentalistische Westentaschen-Terrororganisation wie das Schwert Gottes imstande ist, die Welt zu verändern?»
Usberti lief rot an. «Diese Westentaschen-Organisation, wie Sie sie nennen, ist eine wachsende Macht. Gladius Domini ist nicht auf ein paar Agenten in Frankreich beschränkt. Was Sie von unserer Macht bisher gesehen haben, gleicht einem Wassertropfen in einem Ozean. Wir arbeiten international. Wir haben Agenten überall in Europa, in Amerika, in Asien. Wir haben Freunde in den höchsten politischen Kreisen und bei den bewaffneten Streitkräften vieler Länder. In China, der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsmacht weltweit, treten Jahr
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