Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
inbrünstigen Hoffnung, dass das, was meine Forschungen mir enthüllt hatten, sich als wahr erweisen würde.
Ich wusste, dass mein Schatz, falls er existierte, nicht über der Erde in den Ruinen der Türme oder der Halle zu finden war, sondern irgendwo tief unten im Labyrinth der aus dem Fels gehauenen Tunnel und Katakomben. Viele der Tunnel waren im Lauf der Jahrhunderte eingestürzt, andere waren gangbar geblieben. Auf den untersten Ebenen entdeckte ich dunkle Verliese – die Knochen der unglückseligen Insassen von einst waren längst zu Staub zerfallen. Ich betete und hoffte, während ich im Licht meiner Öllampe durch die nassen, geschwärzten Gänge und über die Wendeltreppen wanderte.
Nach vielen Stunden grausamer Enttäuschungen kroch ich durch einen halb eingefallenen Gang tief unter der Erde und fand mich schließlich in einer quadratischen Kaverne wieder. Ich hob meine Lampe und sah mich um. Und tatsächlich, es war die gleiche Gewölbedecke und das gleiche Wappen wie auf dem verwitterten alten Holzschnitt, den ich in Paris entdeckt hatte. In diesem Augenblick wusste ich, dass ich am Ende meiner Suche angekommen war, und mein Herz machte einen freudigen Satz.
Ich schritt durch die Kaverne, bis ich die Stelle erreicht hatte. Ich wischte die dichten Spinnweben und den Staub beiseite, bis ich die verwitterte Markierung in dem Steinblock deutlich vor mir sehen konnte. Wie ich von Anfang an geahnt hatte, führte mich die Markierung zu einer bestimmten Steinplatte im Boden. Ich scharrte das feuchte Erdreich aus den Fugen, bis ich imstande war, die Finger unter den Rand der Platte zu schieben. Mit größter Anstrengung gelang es mir, sie hochzuwuchten. Als ich den verborgenen Hohlraum darunter sah und mir bewusstwurde, was ich nach lebenslanger Suche gefunden hatte, sank ich auf die Knie und weinte stille Tränen der Freude und Erleichterung.
Mein Herz pochte angstvoll, als ich das schwere Objekt aus dem Loch wuchtete und den Schmutz und die verwitterten Überreste seiner Umhüllung aus Schaffell entfernte. Die Stahlkassette war gut erhalten. Es gab ein Zischen von entweichender Luft, als ich den Deckel mit meinem Messer aufhebelte. Mit zitternden Fingern griff ich hinein. Und da war er, im flackernden Licht meiner Laterne: mein unglaublicher Fund.
Seit fast siebenhundert Jahren hat kein menschliches Auge diese kostbaren Dinge erblickt. Was für eine grenzenlose Freude.
Ich denke, diese Artefakte sind das Werk meiner Vorfahren, der Katharer. Es sind Schöpfungen von großer Kunstfertigkeit, seit Menschenaltern verborgen und versteckt vor Generationen. Zusammen enthalten sie möglicherweise den Schlüssel zu dem Geheimnis aller Geheimnisse und dem ultimativen Ziel all unserer Forschung. Es ist ein Wunder – so groß, dass ich kaum wage, über seine Macht nachzudenken …
Ben blätterte ein paar Seiten weiter, begierig, mehr zu erfahren.
3. November 1924
Es ist, wie ich befürchtet hatte. Die antike Schriftrolle ist viel schwerer zu entschlüsseln als zuerst gedacht. Viele Monate habe ich an der Übersetzung der archaischen Sprachen gearbeitet, der listenreich verschlüsselten Botschaften, der zahlreichen absichtlichen Täuschungen. Doch heute wurden Clément und ich endlich belohnt für unsere Mühen und unsere Geduld.
Nachdem die Substanzen auf ihre Salze reduziert worden waren sowie eine Reihe von speziellen Aufbereitungen und einen Destillationsvorgang durchlaufen hatten, brachten wir sie in einem Tiegel zum Schmelzen. Es gab ein erschreckendes Fauchen, und Dämpfe erfüllten das Labor. Clément und ich waren erstaunt angesichts des Geruchs nach frischer Erde und blühenden Blumen. Das Wasser nahm eine goldene Farbe an. Zu diesem Wasser fügten wir eine gewisse Menge Quecksilber hinzu, und dann ließen wir die Lösung abkühlen. Als wir schließlich den Tiegel öffneten …
Der Rest der Seite war nicht mehr vorhanden. Teils hatten ihn Mäuse weggefressen, teils war er durch Feuchtigkeit unleserlich geworden. «Scheiße!», fluchte Ben leise. Vielleicht stand am Ende doch nichts Nützliches in diesem Journal. Er starrte angestrengt auf die verblasste Schrift und las weiter. An manchen Stellen war sie aufgrund von Feuchtigkeitsflecken kaum noch zu erkennen.
8. Dezember 1924
Wie probiert man ein Elixier des Lebens aus? Wir haben die Lösung gemäß den detaillierten Anweisungen meiner Vorfahren hergestellt. Clément, dieser liebenswerte Bursche, hatte Angst, es zu trinken. Ich habe inzwischen
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