Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
hat er sich diese Schnittverletzungen beigebracht?», sinnierte er.
Sie zuckte die Schultern. «Vielleicht war er wirklich wahnsinnig.»
«Okay … also haben wir einen wahnsinnigen Deutschen, der sich mit dem Messer verschönert hat, vielleicht – vielleicht aber auch nicht – über wichtige Geheimnisse von Fulcanelli verfügt und sich inzwischen überall auf der Welt aufhalten könnte. Das engt die Möglichkeiten natürlich wunderbar ein.» Er seufzte, löschte den Fensterinhalt und startete eine neue Suche. «Während wir schon online sind, können wir auch gleich das hier überprüfen.» Er tippte den Namen der Webseite von Michel Zardis E-Mail-Provider ein. Als die Seite fertig geladen war, gab er den Namen des Kontos ein. Jetzt fehlte nur noch das Passwort, um auf Zardis E-Mails zuzugreifen. Da Ben wusste, dass die meisten Menschen irgendein Wort aus ihrem privaten Umfeld benutzten, fragte er Roberta: «Was wissen Sie über Zardis Privatleben? Den Namen seiner Freundin beispielsweise, irgendetwas in der Art.»
«Nicht viel. Er hatte keine feste Freundin, soviel ich weiß.»
«Der Name der Mutter?»
«Hm … Warten Sie … Ich glaube, sie heißt Claire.»
Er tippte den Namen in das Passwort-Feld. Sogleich kam die Rückmeldung: Falsches Passwort.
«Lieblings-Fußballteam?»
«Keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass er sich für Sport interessiert hat.»
«Fahrzeugmarke? Fahrrad?»
«Er ist mit der Metro gefahren.»
«Haustiere?»
«Eine Katze.»
«Richtig. Der Fisch», sagte Ben.
«Dieses Arschloch und sein Fisch … wie konnte ich das vergessen? Wie dem auch sei, die Katze hieß Lutin. Das buchstabiert sich L – U – T – I – N.»
Er tippte den Namen ein. «Bingo!»
Michel Zardis E-Mails scrollten über den Bildschirm. Hauptsächlich Spam, vor allem spezielle Angebote für Viagra-Pillen und Penisverlängerungen. Nichts von einem seiner geheimnisvollen Kontaktleute. Roberta beugte sich vor und klickte auf GESENDETE OBJEKTE. Sämtliche Berichte, die Michel an «Saul» abgeschickt hatte, erschienen nach Datum geordnet in einer langen Liste.
«Sehen Sie sich das an», sagte sie und blätterte durch die Liste. «Das hier ist die letzte Mail, mit dem Anhang, von dem ich Ihnen erzählt habe.» Sie klickte auf das Büroklammersymbol und zeigte Ben die JPEG-Bilddateien, die Zardi mit seiner Handykamera aufgenommen hatte. Er ging die Fotos durch, bevor er die Mail schloss und auf NEUE E-MAIL-NACHRICHT VERFASSEN klickte.
«Was machen Sie da?»
«Ich erwecke unseren Freund wieder zum Leben.» Er tippte die Adresse von Saul in das Empfängerfeld – die gleiche wie bei den anderen Mails. Robertas Augen weiteten sich, als sie las, was er schrieb.
Ratet mal, wer hier ist? Richtig, ihr habt den Falschen erwischt. Ihr Schweinehunde habt meinen Freund erledigt. Und jetzt wollt ihr die Ryder, stimmt’s? Ich hab sie. Tut, was ich euch sage, und ich geb sie euch.
«Nicht gerade wie von Shakespeare, aber es wird reichen.»
«Was zum Teufel tun Sie da?» Sie sprang auf und starrte ihn erschrocken an.
Er packte sie beim Handgelenk. Sie wehrte sich dagegen, und er ließ locker und zog sie sanft wieder zurück auf ihren Stuhl. «Sie wollen herausfinden, wer diese Leute sind, oder?»
Sie setzte sich, doch das Misstrauen in ihren Augen war nicht zu übersehen.
Er seufzte und warf seinen Schlüsselbund auf den Tisch. «Hier. Wie ich bereits sagte, wenn Sie wollen, können Sie jederzeit verschwinden. Aber Sie waren einverstanden, dass wir das auf meine Weise machen, erinnern Sie sich?»
Sie antwortete nicht.
«Vertrauen Sie mir», bat er leise.
Sie seufzte. «Also schön. Ich vertraue Ihnen.»
Er wandte sich zum Bildschirm um und schrieb seine Nachricht zu Ende. «Bombe ausgelöst», sagte er, als er auf SENDEN klickte.
Kapitel 24
Gaston Clément hatte Bens ernsten Rat nicht schnell genug in die Tat umgesetzt. Er hatte seinen neu gewonnenen Reichtum gezählt und dabei ein Glas billigen Wein auf den merkwürdigen ausländischen Besucher getrunken. Als die drei anderen Besucher ihn fanden, döste er in seinem abgewetzten Lehnsessel vor sich hin, die halbleere Weinflasche neben sich. Godard, Berger und Naudon zerrten den bettelnden, flehenden Clément von seiner Plattform und warfen ihn auf den Betonboden. Er wurde gepackt und auf einen Stuhl gebunden. Ein gemeiner Faustschlag ins Gesicht brach ihm die Nase. Blut sprudelte aus den Nasenlöchern und durchtränkte seinen grauen Bart.
«Wer hat dir dieses
Weitere Kostenlose Bücher