Das ganze gleich nochmal
ihn anstrahlte. “Da ist ja mein Mädchen! Willst du mich besuchen?”, fragte er und drückte sie an die Brust.
Cami reckte die Ärmchen nach oben und hüpfte auf seinen Armen. “Hoch … hoch …”
“Hoch?”, fragte er die süße Kleine in Jeans und Flanellhemd. “Du bist doch schon oben.”
“Mehr!” Cami strampelte so heftig, dass er sie fester halten musste.
Er sah sich nach Carley um und brauchte nicht lange zu suchen. Heftig atmend kam sie über die Wiese zu ihm. Sie war erhitzt, und das rötliche Haar fiel in einer schimmernden Wolke um ihr schönes Gesicht.
“Danke, dass du sie eingefangen hast. Ich habe zwar vor Kurzem den jährlichen Fitnesstest bestanden, aber offenbar reicht meine Kondition nicht für eine Einjährige, die sich etwas in den Kopf gesetzt hat.”
Houston lachte. Mutter und Tochter erfüllten seine helle neue Welt mit Leben. “Ich glaube, dass sie zuerst zu mir wollte, aber jetzt verlangt sie etwas, das ich nicht verstehe.”
“Hoch!”, rief die Kleine wieder, als er sie ein Stück von sich hielt, und lächelte ihn genauso kokett wie ihre Mutter an.
“Na bitte.” Er wandte sich an Carley. “Was meint sie damit?”
Jetzt musste Carley lachen. “Dieser kleine Wildfang! Mein Großvater wirft sie jedes Mal, wenn er sie hochhebt, in die Luft. Dabei ist er schon über achtzig und sollte es lieber sein lassen. Ihr gefällt es, und sie lacht und schreit dabei, dass sich alle die Ohren zuhalten.” Carley streckte ihrer Tochter die Arme entgegen, damit sie zu ihr kam. “Nein, Cami, das ist nicht Paw-Paw. Heute wird nicht geflogen.”
“Fliegen willst du? Aha, jetzt verstehe ich. So vielleicht?” Houston fasste Cami unter den Armen und hob sie höher. Lachend riss sie die Augen auf, während er sie absenkte und dann über seinem Kopf in die Luft warf.
Er achtete darauf, dass er sie jederzeit wieder packen konnte. Cami schrie, dass er überzeugt gewesen wäre, sie hätte Schmerzen, hätte sie nicht verzückt gestrahlt. Er ließ sich anstecken und lachte mit ihr.
Carley hielt sich tatsächlich die Ohren zu, um sich vor den schrillen Schreien zu schützen. Doch sie lächelte und sah voll Liebe zu, wie er mit ihrem Kind spielte. Er konnte nur hoffen, dass sie auch ihm einen Teil ihrer Liebe zukommen ließ.
Nach einer Weile hörte er auf, damit der Kleinen nicht womöglich schlecht wurde. Er drückte Cami wieder an die Brust, und sie schlang ihm die Ärmchen um den Nacken und drückte ihn ganz fest. So wunderbar hatte er sich noch nie gefühlt. Dankbar hauchte er ihr einen Kuss auf das strohblonde Haar.
Als er zu Carley blickte, fand er Tränen in ihren Augen, doch sie wirkte nicht traurig. Behutsam nahm er Cami auf einen Arm und streichelte Carleys Wange. Am liebsten hätte er Mutter und Kind an sich gedrückt und beiden Sicherheit und Wärme geboten. Wahrscheinlich hätte Carley es aber nicht geschätzt, hätte er sich als Beschützer aufgespielt. Schließlich hatte er vorgeschlagen, dass sie wieder ganz von vorn anfingen.
Der Himmel über dem Delta des Rio Grande färbte sich rosa und lila, während sich bereits Dunkelheit auf die Landschaft senkte. Carley lehnte sich auf dem Gartenstuhl zurück und lächelte zufrieden.
Der Nachmittag war wunderbar verlaufen. Kurz nachdem sie mit Cami zum Teich gekommen war, war Lloyd erschien. Ihm folgten in einer langen Reihe die kleineren Kinder und Jugendlichen mit großen Schüsseln, Töpfen und Pfannen, in denen sich sämtliche Zutaten für ein echtes Tex-Mex-Barbecue befanden. Lloyd übernahm den Oberbefehl. Er überwachte das Anzünden der Feuer, teilte die Kinder zur Arbeit ein und kommandierte den ganzen Nachmittag über herum.
Er nahm auch Carley unter seine Fittiche und erklärte ihr, wie man Fleisch richtig marinierte – in Bier. Als sie sich überrascht zeigte, weil auf der Ranch der Kirche Alkohol benutzt wurde, grinste der Koch.
“Niemand trinkt auf der Ranch Alkohol, den er nicht von mir bekommt”, setzte er ihr auseinander. “Bei der Zubereitung verdampft der Alkohol ohnedies, aber das Fleisch wird zart und bekommt mehr Geschmack. Und ich halte Bier und Wein zum Kochen streng unter Verschluss”, beteuerte er.
Während des idyllischen Nachmittags aß und lachte Carley so viel wie lange nicht mehr. Und sie freute sich schon darauf, den Abend mit Houston zu verbringen. Die ganze Zeit hatte er sie verwöhnt. Wenn er sie und Cami nicht mit Essen und Getränken versorgte, behielt er sie im Auge und wachte über
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