Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
Vom Netzwerk:
tatsächlich einen erhöhten Borspiegel dort neben der 12 P, wo unser Wagen gestanden hatte. Während dieser paar Wachen ist also das Bor – und nur das! – aus unerfindlichen Gründen in der Plaste aller der Raupenglieder, die gerade dem Boden auflagen, in Bewegung geraten und zum Teil aus den Gliedern heraus und in den Untergrund hineingewandert.
      Natürlich hat die Sache wieder einen Haken. Als Vergleichswerte zogen sie auch Proben von solchen Orten heran, wo der Wagen nicht gestanden hatte, offenbar aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Auch dort ist der Borgehalt höher als vorher. Anscheinend bewegt sich das Bor in diesem glasigen Material und durchsetzt jetzt diffus die ganze Gegend um den ehemaligen Standplatz von RT 12. So war es deutlich auf ihren Diagrammen zu sehen.
      Etwas Merkwürdiges war da noch: Man informierte uns darüber, daß die alten Bohrlöcher der ersten Probennahmen nicht wiedergefunden worden seien. Kein Wort der Erklärung, kein Kommentar, nichts!
      »Sie werden die Lampe vergessen und die Pupillen auf Null gestellt haben«, bemerkte Anzew unzufrieden.
      Die kleinen kreisrunden Löcher, die zurückbleiben, wenn Materialproben erbohrt werden, sind in dem glatten Grund leicht zu finden. Anzew hatte so unrecht nicht. Mit der eigenen Unaufmerksamkeit sollte man keine Reklame machen.
      Als ich später mit Bernin am Hauptspeicher arbeitete, fand sich unversehens Minehoa bei uns ein. Sie hielt drei Bänder in der Hand und reichte sie Bernin. Vor einigen Stunden habe Falkhoven alle, aber auch alle Signale der letzten achtundvierzig Stunden aus dem Speicher durchgesehen. Die von uns und auch die, die wir von der 12 P übermittelt bekamen, berichtete sie und sah uns ernst und forschend ins Gesicht. »Drei Passagen kopierte er auf diese Bänder. Danach saß er über eine Stunde stumm hier am Gerät, ließ sie durch die Finger laufen. Es sah aus, als schaue er sie gar nicht an, sondern durch sie hindurch. Dann ging er und ließ die Bänder liegen.«
      Bernin nahm die schmalen Folien, begann zu lesen. Nachdem er die ersten Symbole erkannt hatte, hielt er betroffen inne. Einen flüchtigen Blick noch warf er auf die beiden anderen Streifen, dann gab er sie Minehoa zurück.
      »Hm, ich weiß schon«, sagte er, eine Spur zu beiläufig, »das eine enthält die Korrespondenz wegen der Borgeschichte, Analysenwerte der zerrissenen Raupen und so, auf dem zweiten sind die automatischen Temperatursignale der Fühler am Radioteleskop, das sie jetzt neben der
    12 P stehen haben. Die Temperaturen stiegen seit Tagen und sind in den einzelnen Antennenelementen unregelmäßig geworden, daß das Gerät gestern die Überschreitung seiner zulässigen Meßfehlergrenze meldete. Das gleiche beim nF-Empfänger. Das steht auf dem dritten Band. So was kommt vor und braucht nicht weiter schlimm zu sein«, fügte er ausweichend hinzu.
      Aber er unterschätzte Minehoas Sensibilität. Das Mädchen zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, und breit traten die Jochbögen unter ihnen hervor. Ruhig und Antwort fordernd fragte sie: »Bernin! Warum glaubt ihr, daß diese Streifen wichtig sind? Der nFEmpfänger fiel schon öfter aus, ohne daß sich jemand darüber aufgeregt hätte!« Aber ich glaube, sie wußte schon, was Bernin entgegnen würde.
      Bernin brauchte wohl ein wenig Zeit zur Antwort. Er angelte einen der leichten Hocker heran und ließ sich langsam darauf nieder. »Na schön«, begann er leise und zog damit gleichsam einen Schlußstrich unter eine Denkweise, die nicht folgerichtig und ihm zuwider war. Seine Hand fuhr in gewohnter Bewegung in die Haare. Nach einigem Zögern bekannte er dann: »Wenn jemand die Absicht hätte, diese Geräte zu zerstören, dann könnte er es nicht durchtriebener machen, als es hier geschah. Diese Plaste ist nur in den Borkarbidgruppen verletzlich. Die beiden elektronischen Geräte vertragen einen Puff, aber gegen winzige Temperaturschwankungen sind sie empfindlich.«

      12. 3. 22
    Mit Ausnahme der Mädchen holte uns Falkhoven in der Freiwache zusammen. Er hatte mit Bernin vor sechsunddreißig Stunden draußen Proben herausgebohrt und die Bohrstellen im Hinblick auf das Malheur mit dem Borkarbid irgendwie präpariert.
      Jetzt lief der Wagen auf der gleichen Position wie vor sechsunddreißig Stunden, und Anzew sollte hinaus, um diese Stellen zu kontrollieren.
      Bernin rief ihn in der Schleuse an: »Taschenlampe nicht vergessen? Pupillenblende auf

Weitere Kostenlose Bücher