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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Valgard und drehte sich zu Ketil um.» Ob du mich eingeladen hast oder nicht, lieber Bruder, ich werde hier die Nacht verbringen. Und da, wie ich sehe, nur für zwei Platz im Bett ist und ich einen so weiten, mühseligen Weg hinter mir habe, fürchte ich, daß du im Stall wirst schlafen müssen. «
    » Nicht für dich! «brüllte Ketil. Seine Knöchel standen weiß hervor, als er nach seinem Speer faßte.» Wäre es Vater oder Asmund oder sonst wer vom Hof gewesen, hätte ich ihn willkommen geheißen. Aber du Übeltäter und Berserker, der du bist, wirst derjenige sein, der im Stroh schlafen muß. «
    Valgards Gesicht verzog sich höhnisch. Er holte mit seiner Axt aus. Sie traf den Speer am Schaft und splitterte die Spitze ab.» Geh hinaus, kleiner Bruder! «befahl er.» Oder muß ich dich hinauswerfen? «
    Blind vor Wut schlug Ketil nach ihm mit dem abgebrochenen Schaft. In Valgard flammte der Jähzorn auf. Seine Axt zischte durch die Luft und fuhr tief in Ketils Schädel.
    Immer noch außer sich, drehte er sich zu der Frau um. Sie breitete ihre Arme aus. Valgard riß sie an sich und küßte sie, bis ihre Lippen bluteten. Sie lachte laut.
     
    *
     

Aber am nächsten Morgen sah Valgard beim Erwachen Ketil in einer Lache aus geronnenem Blut und Gehirn liegen, die toten Augen starrten ihn an, und ihn überkam plötzliche Reue.
    » Was habe ich getan? «flüsterte er.» Ich habe meinen eigenen Bruder erschlagen. «
    » Du hast einen schwächeren Mann erschlagen «, bemerkte die Frau ungerührt.
    Doch Valgard stand neben der Leiche seines Bruders und grübelte.» Trotz unserer Streitigkeiten hatten wir gute Zeiten miteinander, Ketil «, murmelte er.» Ich erinnere mich, wie lustig wir beide ein neugeborenes Kalb fanden, das sich auf seine wackeligen Beine zu stellen versuchte, und wie der Wind uns ins Gesicht blies und die Sonne auf den Wellen funkelte, wenn wir zusammen segelten, und wie wir am Julfest getrunken haben, wenn der Sturmwind um unseres Vaters Halle heulte, und wie ich mit dir geschwommen und gelaufen bin, Bruder. Nun ist es vorbei, du liegst da steif und tot, und ich habe einen dunklen Weg beschriften – aber schlaf wohl. Gute Nacht, Ketil, gute Nacht. «
    » Wenn du jemandem davon erzählst, wirst du getötet werden «, sagte die Frau.» Das wird ihn nicht zurückbringen. Und im Grab gibt es kein Küssen und Kosen. «
    Valgard nickte. Er nahm den Körper auf und trug ihn in den Wald. Er wollte die Axt nicht noch einmal berühren, deshalb ließ er sie im Schädel stecken und baute ein Steingrab über dem Toten.
    Aber als er zu der Hütte zurückkehrte, wartete die Frau auf ihn, und bald vergaß er alles andere. Sie war schöner als die Sonne, und es gab nichts, was sie über die Liebeskunst nicht wußte.
     
    *
     

Es wurde ungewöhnlich kalt, bevor der erste Schnee fiel. Dieser Winter würde lang werden.
    Nach einer Woche dachte Valgard, das beste sei, wenn er jetzt nach Hause ging. Sonst würden andere auf der Suche nach ihm herkommen, und unter seinen Männern konnten Kämpfe ausbrechen. Aber die Frau wollte nicht mit ihm kommen.» Dies ist mein Platz, und ich kann ihn nicht verlassen «, sagte sie.» Doch du kannst zu mir kommen, wann immer du willst, Valgard, mein Liebster. Ich werde dich immer freudig willkommen heißen. «
    » Ich komme bald wieder «, schwor er. Er dachte nicht daran, sie gewaltsam zu entführen, obwohl er das zuvor schon oft getan hatte. Es war ein zu kostbares Geschenk, daß sie sich ihm freiwillig hingab.
    In Orms Halle wurde er von dem Häuptling, der befürchtet hatte, auch ihn verloren zu haben, freudig begrüßt. Sonst war niemand besonders glücklich, ihn wiederzusehen.
    » Ich bin weit im Westen und Norden gewesen «, sagte Valgard.» und ich habe Ketil nicht gefunden. «
    » Er muß tot sein. «Orms Stimme klang wieder kummervoll.» Wir haben tagelang gesucht, und schließlich fanden wir sein Pferd, das reiterlos umherirrte. Ich werde den Totenschmaus vorbereiten. «
    Nur wenige Tage hielt sich Valgard unter Menschen auf. Dann verschwand er wieder in den Wäldern, versprach aber, zu Ketils Totenbier zurück zu sein. Asmund sah ihm nach und machte sich seine eigenen Gedanken.
    Dem jüngsten Bruder kam es merkwürdig vor, wie Valgard einem Gespräch über Ketils Schicksal auswich, und noch merkwürdiger, daß er – wie er behauptet hatte – jetzt, wo der Winter gekommen war, auf die Jagd gehen wollte. Warum war Valgard so lange weg gewesen, und warum verließ er sie

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