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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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auch niederfiel. Und wenn er mit ihm den Schwertkampf übte und seine Klinge niederzischte, als wolle er Valgard den Schädel spalten, zuckte dieser nicht mit der Wimper. Er wurde stark und schnell, trug die Waffen, als sei er mit ihnen geboren, und zeigte nie Furcht oder Schwäche, ganz gleich, was geschah. Er hatte keine wirklichen Freunde, aber es waren nicht wenige, die ihm folgten.
    Älfrida gebar Orm noch mehr Kinder – zwei Söhne, den rothaarigen Ketil und den dunklen Asmund, beides vielversprechende Jungen, und die Töchter Asgerd und Frida, von denen letztere beinahe ein Spiegelbild ihrer Mutter war. Diese Kinder waren wie alle anderen, abwechselnd froh und traurig, sie spielten mit ihrer Mutter und später überall auf der Gemarkung, und Älfrida liebte sie mit tiefer, schmerzlicher Liebe. Orm mochte sie auch gern, aber Valgard war sein Liebling.
    Fremdartig, hochmütig, verschlossen wuchs Valgard zum Mann heran. Äußerlich war er von Skafloc nicht zu unterscheiden, außer daß vielleicht sein Haar um einen Ton dunkler und seine Haut weißer war und daß in seinen Augen eine seichte, kalte Härte lag. Aber sein Mund war verdrossen, er lächelte selten, außer wenn er Blut fließen ließ oder sonstwie Schmerz verursachte, und dann war es mehr ein Zähnefletschen. Da er größer und stärker als die meisten Jungen seines Alters war, wurde er ihr Anführer bei allerhand Missetaten. Bei der Arbeit auf dem Hof half er so gut wie nie außer in der Schlachtzeit. Statt dessen machte er lange, einsame Wanderungen.
    Orm hatte die einstmals geplante Kirche nie bauen lassen, aber die Freisassen in der Umgebung hatten sich zu diesem Werk zusammengeschlossen, und er verbot es seinen Leuten nicht, zur Messe zu gehen. Älfrida bat den Priester, zu kommen und mit Valgard zu sprechen. Der Junge lachte ihm ins Gesicht:» Ich werde mich vor eurem weinerlichen Gott nicht verbeugen – und übrigens auch vor keinen anderen Göttern. Mein Vater opfert den Asen, und davon hat er mehr Nutzen, als wenn er zu Christus betete. Wenn ich ein Gott wäre, könnte ich mich durch Blutopfer durchaus bewegen lassen, Hilfe zu gewähren, aber wäre ein Mann gegen mich so knauserig, daß er mir nichts als heuchlerische Gebete darbrächte, dann würde ich ihn zerstampfen – so! «
    Und damit trat er mit seinem schweren Stiefel dem Priester auf den Fuß.
    Orm lachte, als er davon hörte, und da Älfridas Tränen nichts nützten, wurde dem Priester keine Genugtuung.
    Valgard mochte die Nacht am liebsten. Dann stahl er sich oft nach draußen. Mit seinem wolfsartigen Trab konnte er bis zur Morgendämmerung laufen, angetrieben von einem in seinem Kopf spukenden Mondzauber. Er wußte nicht, was er sich wünschte, nur daß er ein Verlangen in sich fühlte, für das er keinen Namen hatte und das ihn nur dann weniger quälte, wenn er tötete oder verstümmelte oder zerstörte. Dann konnte er lachen, und das Trollblut klopfte ihm in den Schläfen.
    Aber eines Tages fielen ihm die Mädchen auf, die auf den Feldern arbeiteten, und danach hatte er einen anderen Sport. Er war stark und sah gut aus und hatte, wenn er es darauf anlegte, eine geläufige Elfenzunge. Bald mußte Orm bezahlen, weil Valgard sich an Mägden oder Töchtern vergriffen hatte.
    Diesen Dingen legte Orm nicht viel Gewicht bei, aber etwas ganz anderes war es, als Valgard beim Trinken mit Olaf Sigmundssohn in Streit geriet und ihn erschlug. Orm zahlte das Wergeld, mußte jedoch einsehen, daß sein Sohn in der Heimat nicht mehr sicher war. In den letzten Jahren war Orm meistens zu Hause gewesen, und wenn er eine Fahrt unternahm, dann zum Zwecke eines friedlichen Handels. Doch in jenem Sommer nahm er Valgard auf eine Beutefahrt mit.
    Der Junge war begeistert. Bald gewann er die Achtung seiner Schiffskameraden durch seine Geschicklichkeit und seinen Mut in der Schlacht, obwohl es ihnen nicht gefiel, daß er Hilflose ohne Not erschlug. Aber Valgard wurde im Kampf zum Berserker, er bebte und schäumte und biß in den Rand seines Schildes, er stürmte heulend und todbringend vorwärts. Sein Schwert war ein rotes Schwirren, er fühlte die Waffen nicht, die ihn trafen, und der Anblick seines Gesichts entsetzte viele Männer so, daß sie nicht mehr an Gegenwehr dachten. Nach beendigtem Kampf war er eine Zeit lang schwach, aber die Leichen der von ihm Erschlagenen türmten sich zu Haufen.
    Nur rohe und gesetzlose Männer wollten mit einem Berserker viel zu tun haben, und das waren wiederum die

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