Das geborstene Schwert
Speer. Er fuhr durch Asmunds ungeschützte Brust und nagelte ihn an die Wand. Ketils Leiche hielt er immer noch umfaßt, und so standen die beiden toten Brüder Seite an Seite und starrten auf ihren Mörder.
Valgard wurde zum Berserker und heulte. Seine Augen sprühten grünes Feuer, Schaum trat ihm auf die Lippen. Orm, der ihm gefolgt war, riß ein Schwert an sich und griff ihn an. Valgard zog sein Eßmesser, schlug Orms Klinge mit dem linken Arm beiseite und stach sein Messer dem Häuptling in die Kehle.
Blut spritzte über ihn. Orm fiel. Valgard nahm das Schwert. Andere kamen. Sie schnitten ihm den Weg ab. Valgard schlug den Nächsten nieder. Sein Heulen stieg zu den Dachbalken auf.
In der Halle entstand ein großes Durcheinander. Einige Gäste versuchten, sich in eine sichere Ecke zurückzuziehen, andere wollten den Wahnsinnigen ergreifen. Valgards Klinge sang. Drei weitere Männer fielen. Dann hoben mehrere eine Planke vom Tisch. Damit drängten sie Valgard von den abgelegten Waffen weg. Die Männer bewaffneten sich.
Aber in dem überfüllten Raum ging das nicht so schnell. Valgard schlug auf die ein, die zwischen ihm und der Tür standen und noch keine Waffen hatten. Er verwundete mehrere und gewann die Tür. Ein Krieger, der an einen Schild und ein Schwert gekommen war, stand im Vorraum. Valgard schlug mit dem Schwert auf den eisernen Schildrand. Es zerbrach.
» Zu schwach ist deine Klinge, Orm! «rief Valgard da. Als der Mann ihn angriff, faßte er nach hinten und riß die Axt aus Ketils Kopf. Sein Gegner war in seiner Hast unvorsichtig. Valgards erster Hieb schlug den Schild beiseite, der zweite trennte dem Mann den rechten Arm von der Schulter. Valgard war entkommen.
Speere zischten ihm nach. Er floh in die Wälder. Das Blut seines Vaters tropfte von ihm, bis es gefror und den Hunden, die auf seine Spur gesetzt wurden, keine Hilfe mehr war. Auch als er seinen Verfolgern schon entkommen war, rannte er immer weiter, damit er selbst nicht erfror. Schaudernd und schluchzend lief er westwärts.
VIII.
Die Hexe wartete in der Dunkelheit. Da schlüpfte etwas durch ein Rattenloch. Sie sah nach unten und entdeckte ihren Vertrauten.
Er war erschöpft und abgemagert und sprach nicht eher, bis er an ihre Brust gekrochen war und sich sattgetrunken hatte. Dann lag er auf ihrem Schoß und betrachtete sie mit kleinen, harten glitzernden Augen.
» Nun «, fragte sie.» wie war die Reise? «
» Lang und kalt «, antwortete er.» In Fledermausgestalt ließ ich mich vom Wind nach Elfenhöhe tragen. Oft bin ich, als ich um Imrics Hallen schlich, dem Tod nahegekommen. Sie sind verteufelt schnell, diese Elfen, und sie wußten, daß ich keine gewöhnliche Ratte war. Aber trotzdem ist es mir gelungen, ihre Beratungen zu belauschen. «
» Und lauten ihre Pläne so, wie ich es mir gedacht habe? «
» Aye. Skafloc wird nach Trollheim fahren und einen Überfall auf Illredes Hof machen. Sie hoffen, er wird den König erschlagen oder zumindest seine Kriegsvorbereitungen stören – nun, da er den Waffenstillstand gekündigt hat. Imric wird auf Elfenhöhe bleiben und die Verteidigungsmaßnahmen leiten. «
» Gut. Der alte Elfengraf ist zu gewitzt, aber Skafloc allein wird die Falle kaum vermeiden können. Wann bricht er auf? «
» In neun Tagen. Er reist mit fünfzig Schiffen. «
» Elfen segeln schnell. Er wird wohl noch in der gleichen Nacht in Trollheim landen. Valgard kann Trollheim mit dem Wind, den ich ihn zu rufen lehren werde, in drei Tagen erreichen, und ich muß ihm wohl eine Frist von drei weiteren Tagen geben, sich vorzubereiten. Wenn er also Illrede vor Skaflocs Ankunft begrüßen soll, muß ich ihn hier behalten – hm, er braucht ja auch Zeit, zu seinen eigenen Männern zu kommen – nun, ihn zu kontrollieren ist nicht schwer, weil er jetzt ein Gesetzloser ist, der in Verzweiflung zu mir flieht. «
» Du behandelst Valgard schlecht. «
» Ich habe nichts gegen ihn, denn er ist ja nicht von Orms Blut, aber er ist mein Werkzeug in einem gefährlichen Spiel. Es wird bei weitem nicht so einfach sein, Skafloc zu verderben, wie Orm und die beiden Brüder zu töten oder an die Schwestern heranzukommen. Über meine Zauberkünste und meine Macht würde er nur lachen. «Die Hexe grinste.» Aye, aber Valgard ist ein Werkzeug, aus dem ich eine Waffe schmiede, die Skaflocs Herz durchbohren wird. Was Valgard selbst betrifft, hat er die Möglichkeit, bei den Trollen zu einer hohen Stellung aufzusteigen, falls
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